Asthenopie
(grch.; lat.
Hebetudo visus),
Augenmattigkeit,
Augenschwäche, die
Störung der Sehfunktionen, bei der trotz
normaler
Sehschärfe und trotz des
Mangels entzündlicher Zustände der Gebrauch des
Auges doch ein so beschränkter
ist, daß Beschäftigungen, die ein aufmerksames
Sehen
[* 2] in der Nähe erfordern
(Lesen, Schreiben, Nähen u. s. w.), nur auf
kurze Zeit möglich sind. Dieser Zustand ist selten,
und dann meistens bei hysterischen nervösen
Personen, durch eine
Ermüdung
der Netzhaut selbst bedingt (retinale Asthenopie
), bei weitem häufiger durch eine ungenügende Leistung
gewisser, bei dem Vorgange des
Sehens zur Thätigkeit gerufener Muskelfunktionen. Mit Hinblick auf die letztere
Ursache unterscheidet
man hauptsächlich zwei Formen der Asthenopie
, die muskuläre und die accommodative.
Die muskuläre Asthenopie
entsteht, wenn beim
Sehen mit zwei
Augen die fixierende
Stellung derselben, die hauptsächlich durch die beiden
innern geraden
Augenmuskeln bewirkt wird, wegen relativer Schwäche der letztern nur zwangsweise zu stande
kommen und daher nicht lange festgehalten werden kann. Mit eintretender Muskelermüdung beginnt das eine
Auge
[* 3] dann von der
fixierenden
Richtung (nach der Schläfenseite zu) abzuweichen; gleichzeitig stellt sich hiermit ein verwirrendes, die Fortsetzung
der
Arbeit unmöglich machendes
Doppelsehen ein, oder der Leidende schließt, um dem zu entgehen, unwillkürlich
das abweichende
Auge zu, um mit einem
Auge weiter zu arbeiten.
Vorzugsweise unterliegen Kurzsichtige dieser Form der und zwar infolge der durch ihre kurze Sehweite gebotenen Annäherung der Gesichtsobjekte, mit der eine zu starke Beanspruchung der innern Augenmuskeln Hand [* 4] in Hand geht. Eine Beseitigung dieser Störung ist entweder dadurch zu erlangen, daß man die Konvergenzforderung beim Sehen in die Nabe verringert, oder das Zustandekommen der Konvergenz selbst erleichtert, oder beide Momente miteinander verbindet. Ersterm Zwecke dienen die Konkavgläser (durch Abrückung der Sehweite) und die Prismenbrillen (die brechenden Winkel [* 5] den Schläfenseiten zu gerichtet), dem zweiten operative Schwächung der geraden äußern Augenmuskeln.
Die accommodative Asthenopie
beruht auf einer
Ermüdung des deutliches
Sehen in der Nähe erwirkenden Accommodationsmuskels. Vorzugsweise
disponiert hierzu die
Hyperopie (s. d.), und zwar darum, weil hier infolge fehlerhaften
Baues des
Auges eine ungewöhnlich starke
und zur
Ermüdung des Accommodationsmuskels führende Accommodationsanstrengung gefordert wird. Die asthenopischen
Beschwerden zeigen sich hier in der Art, daß die Sehobjekte nach mehr oder weniger kurzer Arbeitszeit undeutlich (durch
Hervortreten von Zerstreuungkreisen) und verwischt erscheinen, ineinander laufen und erst nach einer Erholungspause wieder
deutlich gesehen werden können. Abhilfe gegen accommodative Asthenopie
erlangt man auf optischem Wege
durch Schonung der Accommodationsarbeit, d. h. vor allem durch die die
Hyperopie korrigierenden Konvexgläser. Muskuläre
und accommodative Asthenopie
können auch verbunden vorkommen, wenn
Hyperopie mit Schwäche der innern
Augenmuskeln zusammentrifft.