Assyrien
,
hebr. Asch(sch)ûr, in der Septuaginta Assur oder Asur, bei Josephus Assúras oder Asúras, gemeingriech. Assyria (bei den spätern verkürzt in Syria), westsyr. Othûr, ostsyr. Athôr, arab. Athûr, altpers. Athûrâ, assyr. wahrscheinlich Aschschûr, die etwa 165000 qkm umfassende Landschaft, etwa 35-36½° nördl. Br., deren Norden [* 2] zum Teil dem heutigen Kurdistan entspricht; bildet die obere Abteilung der Mesopotamischen Ebene die von dem südlich anliegenden Babylonien durch keine natürliche Grenze geschieden wird.
Ihre Grenzen
[* 3] bildeten im N. das
Armenische und Gordyenische
Gebirge, im O. der
Zagros und Choatros; im W.
ist gleichfalls keine natürliche Grenze vorhanden. Das Land wird durch eine Reihe von
Flüssen, die aus den benachbarten
Gebirgen dem
Tigris zufließen, bewässert; dem
Großen und
Kleinen Zab, dem Chabur und dem Didschleh (Gyndes).
Geologisch betrachtet
ist Assyrien
im N. und O. Gebirgsland, in seinem südlichern
Teile aber eine Alluvialebene, die sich an die
wellenförmigen Absenkungen der medischen und armenischen Grenzgebirge anschließt und in
Babylonien fortgesetzt wird.
Wie dieses, so war auch das südliche Assyrien
arm an Gestein jeder Art; auch der
Mangel an Baumwuchs fiel schon den Alten
auf. Hingegen wird von ihnen die
Fruchtbarkeit des
Landes gerühmt:
Palmen,
[* 4] Öl- und
Nußbäume und andere obsttragende
Arten,
allerhand Getreidearten,
Baumwolle
[* 5] und Hanf werden von ihnen erwähnt. Die Fauna war nach den Reliefdarstellungen ehedem reicher
als jetzt. An Metallen scheinen
Eisen,
[* 6] Kupfer
[* 7] und
Blei
[* 8] vorhanden gewesen, edle Metalle dagegen verhältnismäßig
wenig gesucht worden zu sein.
Nach der Deutung eines Berichts der Bibel [* 9] soll das Assyrische Reich von Nimrod, nach der eines andern (1 Mos. 10). von Assur, nach Ktesias von Ninus und Semiramis gegründet worden sein. Eine andere, weniger sagenhafte Auffassung ist bei Herodot und Berosus zu finden. Die Keilinschriften lassen uns bis jetzt über die Anfänge des Assyrischen Reichs noch völlig im Dunkel. Nur so viel scheint sicher, daß seine Entwicklung mit der der sog. Nordbabylonischen Reiche (vgl. dazu 1 Mos. 10). zusammenhängt.
Deshalb steht auch die Sprache, [* 10] Geschichte, Kulturgeschichte, Litteratur und Religion mit der Babyloniens im innigsten Zusammenhang (s. Babylonien). Im allgemeinen scheinen Kunst und Wissenschaft, Religion und Kultur bei den Assyrern ein Erbgut der Babylonier zu sein, womit man hinsichtlich der Wissenschaften das Verhältnis zwischen Griechen und Römern verglichen hat. Sicher ist, daß die assyrische Sprache eins mit der babylonischen ist, von der sie kaum durch Dialektunterschiede getrennt werden kann.