Assonanz
eine Art des
Reims
[* 2] (oder ein historischer Vorklang des
Reims), bestehend in dem Gleichklang
der
Vokale in mehreren aufeinander folgenden Wörtern oder in den Schlußwörtern der
Verse, ohne Berücksichtigung der
Konsonanten,
z. B.
Berg,
Kern;
Raben,
Schlafen; glückliche, günstige etc. In deutschen Volksliedern kommt die Assonanz
häufig
als Notbehelf statt des
Reims vor, ebenso bei den ältesten Kunstdichtern des
Mittelalters an
Stelle des Endreims, den erst
Heinrich von Veldeke wieder zu
Ehren brachte.
Als wirkliche Kunstform dagegen ist sie in
Spanien
[* 3] heimisch und vermag daselbst bei dem
Reichtum der
Sprache
[* 4] an volltönenden
Auslauten vollkommen den
Reim zu ersetzen. Namentlich die so reiche Romanzenlitteratur der
Spanier bedient
sich fast durchweg der Assonanz.
Das
Althochdeutsche konnte beim volltönenden
Klang seiner
Flexionen eine gleich wirkungsvolle Assonanz
ermöglichen,
wie sich z. B. aus den Wortformen des
»Ludwigsliedes«: lônôt, vrancônô, gilônôn, frônô etc. erkennen läßt, während
nach der letzigen abgeschwächten Form der
Wörter die Assonanz
zu matt klingt, um den
Reim vertreten zu können.
Dennoch hat sich seit dem Bekanntwerden der
Deutschen mit der spanischen
Poesie auch die deutsche
Dichtkunst diese Form nicht
entgehen lassen, und außer assozierenden Übersetzungen spanischer
Dichtungen
(Calderon von
Schlegel und von
Gries,
Romanzen
von
Diez,
Geibel u. a.) besitzen wir auch zahlreiche assozierende Originaldichtungen
von
Tieck,
Uhland,
Rückert,
Platen,
Chamisso u. a.