Titel
Assing,
1) Rosa Maria, geborne Varnhagen von Ense, deutsche Dichterin, geb. zu Düsseldorf, Schwester des Schriftstellers Varnhagen von Ense, ward in beschränkten Verhältnissen zu Straßburg erzogen und kam 1796 nach Hamburg, wo sie sich nach dem Tod ihres Vaters (1799) zur Erzieherin ausbildete und 1816 mit dem als lyrischer Dichter bekannten Arzt Assing aus Königsberg verheiratete. Sie starb daselbst Ihre Lieder und Erzählungen erschienen erst nach ihrem Tod unter dem Titel: »Rosa Marias poetischer Nachlaß« (Altona 1841).
2) Ludmilla, Tochter der vorigen und ebenfalls Schriftstellerin, geb. zu Hamburg, zog nach dem Tod ihres Vaters (1842) zu ihrem Oheim Varnhagen von Ense nach Berlin, mit dem sie die innigste Freundschaft verband, und durch den sie auch in freundschaftliche Beziehungen zu Assing v. Humboldt und andern ausgezeichneten Männern kam. Ihre ersten größern Werke waren die Biographien: »Gräfin Elise von Ahlefeldt« (Berl. 1857) und »Sophie von La Roche, die Freundin Wielands« (das. 1859),
denen sich später die Bücher: »Piero Cironi, ein Beitrag zur Geschichte der Revolution in Italien« (Leipz. 1867) und »Fürst Hermann Pückler-Muskau« (Hamb. 1868, 2 Bde.) anschlossen. Nach dem Tod ihres Oheims mit der Herausgabe seines Nachlasses betraut, veröffentlichte sie zunächst die außerordentliches Aufsehen erregenden »Briefe Alexander v. Humboldts an Varnhagen von Ense« (1.-5. Aufl., Leipz. 1860), deren Bekanntmachung sie als eine Pflicht gegen die Nation und die beiden Dahingeschiedenen bezeichnete, die ihr aber herbe Beurteilung zuzogen.
Noch stärkere Mißbilligung erfuhren die nun folgenden Varnhagenschen »Tagebücher« (Leipz. 1861-71, 14 Bde.), obschon dieselben ohne Zweifel ein wertvolles, wenn auch mit größter Vorsicht zu gebrauchendes geschichtliches und kulturgeschichtliches Material enthalten. Ein Prozeß, welcher nach dem Erscheinen des 3. und 4. Bandes zu Berlin gegen die Herausgeberin wegen Verletzung der Ehrfurcht vor dem König eingeleitet wurde, endete 1863 mit ihrer Verurteilung zu acht Monaten Gefängnis; ein zweiter (nach Herausgabe des 5. und 6. Bandes) zog ihr 1864 eine weitere Verurteilung zu zwei Jahren Gefängnis zu. Assing hatte indessen bereits 1861 ihren Aufenthalt in Florenz genommen und blieb daselbst auch, als ihr die Amnestie von 1866 die Rückkehr nach Deutschland eröffnete. Sie verheiratete sich hier mit einem italienischen Offizier, Cavaliere Grimelli, von dem sie bald wieder geschieden ward, und starb geisteskrank daselbst. Aus dem schier unerschöpflichen Nachlaß Varnhagens gab sie noch den »Briefwechsel zwischen Varnhagen von Ense und Ölsner« (Stuttg. 1865) sowie »Aus Rahels Herzensleben, Briefe und Tagebuchblätter« (Leipz. 1877),
aus dem des Fürsten Pückler dessen »Briefwechsel und Tagebücher« (Hamb. u. Berl. 1873-76, 9 Bde.) heraus. Aus dem Italienischen übersetzte sie die »Schriften« von Mazzini (Hamb. 1868, 2 Bde.) und Piero Cironis: »Die nationale Presse in Italien und die Kunst der Rebellen« (Leipz. 1863).