Asphalt
straße
nennt man diejenigen Straßen, deren oberste Schicht aus Asphalt (s. d.) gebildet ist. Für die Verwendung im Straßenbau ist namentlich der Asphalt der Insel Trinidad von Wichtigkeit, der gereinigt als Trinidad épuré oder kurz Épuré in Fässern in den Handel kommt; ferner der bituminöse Kalkstein. Der Kalkstein von Seyssel (Depart. Ain) enthält 8,15 Proz. Bitumen, der von Ragusa [* 2] 8,92 ^[schlecht lesbar, am Druckexemplar verifiziert] Proz. und der von Limmer 14 Proz. Die Kalksteine mit geringerm Bitumengehalt eignen sich am besten zu Straßenbauzwecken. Es wird sowohl Stampfasphalt wie Gußasphalt angewendet.
Beide werden, da sie
an sich nicht widerstandsfähig gegen Druck sind, vielmehr zu den plastischen Körpern gehören, auf
eine feste Unterlage, am besten Zementbeton, gelegt, der für Fahrstraßen 10–20 cm, für Fußwege 5–10 cm stark zu machen
ist, bei
Stampfasphalt stärker als bei
Gußasphalt. Die Asphalt
schicht selbst ist auf Fahrstraßen 5 cm,
auf Fußwegen 1,5 bis 3 cm stark, bei
Stampfasphalt stärker als bei
Gußasphalt. Das Rohmaterial des
Stampfasphaltes ist der
natürliche, durch Pulverisieren in Schleudermühlen
(Desintegratoren) zerkleinerte bituminöse Kalkstein.
Das Pulver wird etwa 8 cm hoch auf die Cementbetonschicht stark erhitzt aufgeschüttet und durch Stampfen und Walzen auf 5 cm zusammengepreßt. Dann wird die Oberfläche durch heiß gemachte Glätteisen geebnet, wobei erst jetzt durch ein momentanes Schmelzen des Bitumens die Bahn von oben her wasserdicht wird. Ein nochmaliges Walzen entfernt die letzten Unebenheiten. Die untersten Schichten des Asphalts bleiben pulverförmig, höchstens durch das Stampfen zusammengebacken, sind aber nicht zusammengeschmolzen, weshalb sie gegen die von unten eindringende Feuchtigkeit nicht schützen; daher ist ein undurchlässiger gut trockner Beton als Unterlage Haupterfordernis. Derselbe besteht am besten zu sieben Achtel aus Grubenkies und zu einem Achtel aus Cement. Leider sind nicht alle Asphaltsteine, beispielsweise diejenigen von Limmer und Vorwohle, zur Herstellung von Stampfasphalt geeignet, und die Versuche, den Stoff aus Kalkstein und ¶
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Asphalt künstlich nachzubilden, blieben bisher ohne befriedigende Resultate. Für Gußasphalt ist die Zurichtung des Rohmaterials umständlicher. Es wird Trinidad épuré mit etwas dünnflüssigem Erdöl [* 4] oder ähnlichem versetzt (dieser Stoff kommt in Fässern, in Deutschland [* 5] als Goudron, in Frankreich als Bitume raffiné in den Handel) und dann mit Asphaltsteinpulver zu den sog. Mastixbroten eingekocht, welche je nach ihrem Ursprünge in besondern Formen in den Handel gebracht werden.
Durch Einkochen solcher Mastix mit reinem scharfem Kiese unter Zusatz von Goudron entsteht Gußasphalt. Die Industrie hat für
die genannten Rohstoffe vielfach Ersatz zu schaffen gesucht, der teilweise als Fälschung zu bezeichnen ist. Es
sind besondere Verfahren zur Prüfung der Echtheit der Stoffe gefunden worden. Die Kosten für 1 qm Asphaltstraße
belaufen sich auf 16 M.,
wovon 4 M. auf die Cementbetonschicht und 12 M. auf die 5 cm starke Asphaltschicht entfallen, während Kopfsteinpflaster
je nach Qualität 10-24 M. pro 1 qm kostet.
Die Vorzüge der Asphaltstraße
gegenüber der gepflasterten Straße sind: Abminderung der Verkehrsgeräusche;
das Rasseln der Räder fällt weg.
Die Reinhaltung wird erleichtert; vielfach genügt Überschwemmen mit Leitungswasser. Bei größerer Steigung als 1:60 läßt sich Asphaltierung nicht verwenden, weil die große Glätte ein Aufwärtsfahren der Wagen nicht mehr gestattet. Die Dauer einer Asphaltierung beträgt für verkehrsreiche Straßen etwa 10 Jahre.
Asphaltmakadam oder richtiger Pechmakadam ist eine aus Steinschotter gebildete Chaussierung, deren Fugen durch Pechverguß gefüllt sind. Diese Art des Straßenbaues hat sich nach allen bisherigen Berichten gut bewährt, indem sie den Hauptnachteil der gewöhnlichen Chaussierung, Staubbildung im Sommer und Schmutzbildung im Winter, in vermindertem Maße zeigt. -
Vgl. Meyn, Der Asphalt und seine Bedeutung für den Straßenbau (Halle [* 6] 1872);
Dietrich, Die Asphaltstraße
(Berl. 1882).