Meer (die Palus Maeotis der Alten), nach der im nordöstlichsten Winkel gelegenen Stadt Asow benannt, ist ein
Busen des Schwarzen Meers und mit diesem durch die Straße von Jenikale oder Kertsch (den Kimmerischen Bosporus der Alten) verbunden.
Es ist im W. vom Gouvernement Taurien (Krim), im N. vom Gouvernement Jekaterinoslaw, im NO. und O. vom Lande
der Donischen und Tschernomorischen Kosaken begrenzt, dehnt sich etwa 150 km von S. nach N. und nahe an 445 km von O. nach
W. aus und hat einen Flächeninhalt von 37,603,9 qkm (683 QM.),
wovon 107,9 qkm auf die Inseln entfallen. Es nimmt aus dem südlichen Rußland den ansehnlichen, fischreichen Don und die kleinern
Flüsse Mys, Jelantschik, Kalmüs, Berda, Molotschnaja, aus der Krim den Salghyr und aus Asien den Kuban, die Beisug, Jeja u. a.
auf.
Unter den Meerbusen ist vorzüglich merkwürdig das Faule Meer (Siwaschsee, s. d.), in welches man durch
die Meerenge von Genitschi gelangt. Der Fischreichtum des Asowschen Meers ist sehr groß, so daß jährlich bedeutende Quantitäten
Leim, Kaviar, getrocknete und gesalzene Fische aus demselben zur Ausfuhr kommen. Seine größte Tiefe beträgt nur 16 m und sinkt
auf der Reede von Taganrog auf 3½ m herab. Diese Seichtigkeit, verbunden mit dem Umstand, daß es vom
November bis April meist mit Eis bedeckt und stets von heftigen Stürmen heimgesucht ist, setzt der Schiffahrt und dem Handel
große Gefahren und Beschränkungen entgegen.
Seine Zentralpunkte sind die Häfen von Berdjansk, Mariupol und besonders Taganrog (s. die einzelnen Artikel).
Leider macht sich bei letzterm Hafen eine auffallende Abnahme des Meers bemerklich, so daß größere Schiffe jetzt bis 30 km
vom Land entfernt ankern müssen. Den höchsten Wasserstand erreicht das Meer im Mai nach der Schneeschmelze. Oft ist die
Höhe des Wasserstandes von der Windrichtung abhängig. Genaue Messungen haben ergeben, daß das
Niveau des Asowschen Meers bei der Meerenge von Kertsch um 1,45 m höher liegt als das des Schwarzen Meers. Im Mittelalter hatten
Venezianer, Genuesen und Pisaner bedeutende Niederlassungen an den Küsten des Asowschen Meers gegründet, unter denen Tana (s.
Asow) die größte Handelsberühmtheit erlangte. Während des Krimkriegs wurde im Mai 1855 von den Westmächten
eine Expedition unter Lyons und Canrobert nach Kertsch und dem Asowschen Meer unternommen, die von seiten der Russen keinen bedeutenden
Widerstand fand, so daß nicht nur die auf dem Asowschen Meer befindlichen Kriegsdampfer und zahlreiche Handelsfahrzeuge, sondern
auch mehrere Küstenplätze zerstört wurden.
Meer, russ. Azovskoje more, nordöstlichstes Seitenbassin des Schwarzen Meers, mit dem
es durch die Meerenge von Kertsch und Jenikale in Verbindung steht. Im Altertume hieß es bei den Griechen Maiōtis, bei den
Römern Palus Maeotis, bei den Scythen Kargaluk, bei den Mäoten Temerinda (d. h. Mutter des Meers), dann bei den Arabern Nitschach
oder Bahr al-Azof, bei den Türken Barjal-Assak oder Bachr-Assak (dunkelblaues Meer), bei den Genuesen und
Venetianern Mare delle Zabacche (Mare Tane), bei den alten Russen Surožkoje more oder Sineje more (Blaues Meer).
Seine größte Länge beträgt 362 km, die größte Breite 176 km. Es bedeckt einen Flächenraum von 37 605 qkm und verengt
sich im nordöstl. Winkel zu dem Golf von Taganrog. Seine Küsten sind im allgemeinen flach und sandig,
nur auf der Südküste finden sich Hügel vulkanischer Bildung, die stellenweise in steile Vorgebirge auslaufen. Die Westküste
wird von der sandigen Landzunge von Arabat gebildet. Von Genitschesk im NW. bis zur Mündung des Don wird das Ufer durch
steile Abstürze der Steppe gebildet, an deren Fuß ein flacher sandiger Rand mit weit vorspringenden Landzungen liegt. Zahl
und Umfang der Inseln sind unbedeutend. Der Salzgehalt des Wassers ist sehr gering; im W. wird das Wasser vom Vieh, auf der
Reede von Taganrog sogar
mehr
von Menschen genossen. Der viele Schlamm, der im NO. vom Don, im NW. von den Flüssen Usljuka, Molotschnaja, Berdjanka, Mokraja,
Kalmius und Mius, im O. von dem Mokryj Kagalnik in das Meer geführt wird, macht dasselbe seicht und für die Schiffahrt gefährlich;
eine allgemeine Verseichtung ist jedoch nicht bewiesen, zweifellos ist die Versandung der Bucht von Taganrog.
Die größte Tiefe des Meers beträgt etwa 14 m, die mittlere 6,5-13 m, die geringste im Meridian von Taganrog nur 3,8 m. Im
allgemeinen ist der Wasserstand bedeutenden Schwankungen unterworfen je nach der Windrichtung; bei Nordwinden wird das Wasser
aus der See hinausgetrieben, und der Zutritt ist für bedeutendere Schiffe erschwert.
Desgleichen hängen die Strömungen im Meere von den hier in großer Heftigkeit auftretenden Nordost- und Südwestwinden ab
und verändern demgemäß beständig ihre Richtung. Vorherrschend sind Ostwinde. Infolge des großen Süßwassergehaltes belegt
sich das Meer leicht mit Eis, im Durchschnitt gegen Mitte Dezember, der Aufgang des Eises findet Ende März
statt. Im Frühjahre nimmt die Höhe des Wasserstandes dann bedeutend zu und erleichtert dadurch selbst größern Schiffen
die Schiffahrt auf dem Meere. Die einzigen Häfen sind, außer dem oberhalb des Dondeltas gelegenen und bedeutenden Rostow,
Taganrog, Mariupul und Berdjansk. Das ist für Rußland sehr wichtig, einerseits durch seinen großen
Reichtum an Fischen, deren für 6 Mill. Rubel jährlich gefangen werden, andererseits durch den stets zunehmenden Handelsverkehr.
(S. Schwarzes Meer.) Ein Seitenbassin des bildet der Siwasch (s. d.).