Asklepios
[* 1] (lat. Äsculapius), bei den alten Griechen der Gott der Heilkunde, Sohn des Apollon [* 2] und der Koronis, der Tochter des Lapithen Phlegyas, zu Lakeria oder Trikka in Thessalien, nach andern zu Epidauros in Argolis oder in Messenien geboren. Als über den Geburtsort des Gottes Streit entstand, entschied das Orakel für die Epidaurier, aber für die Mutterschaft der Thessalierin Koronis. Apollon rettete das Kind in der Stunde seiner Geburt und brachte es zum Centauren Cheiron, welcher es auferzog und besonders in der Heilkunde unterrichtete.
Nach Apollodor soll von
Athene
[* 3] das aus den
Adern der
Gorgo geflossene
Blut erhalten und teils zum Verderben, teils zum Wiedererwecken
der
Menschen, z. B. des
Hippolytos,
Kapaneus,
Tyndareos,
Hymenäos,
Glaukos, angewendet haben. Hyginos dagegen hat eine
Erzählung
von einer
Schlange,
[* 4] welche Asklepios
ein wiederbelebendes
Kraut kennen lehrte.
Da aber
Zeus
[* 5] fürchtete, die
Menschen
möchten durch Asklepios
dem
Tod entzogen werden, erschlug er ihn mit dem
Blitz.
Homer gedenkt an einigen
Stellen des Asklepios
als eines trefflichen
Arztes, dessen
Söhne
Machaon und Podaleirios die
Ärzte des griechischen
Heers
sind.
Daher haben einige den Asklepios
für eine geschichtliche
Person halten wollen, wogegen andre seinem
Dienst einen
phönikischen oder einen kolchischen Ursprung geben. Neben ihm erscheint oft die
Göttin der
Gesundheit,
Hygieia.
[* 6] Der Heilgott
hatte berühmte
Tempel
[* 7] (Asklepieia), so zu
Epidauros in
Argolis, auf der
Insel
Kos, zu
Pergamon
[* 8] in
Kleinasien, zu
Sikyon,
Messene,
Athen,
[* 9]
Knidos,
Smyrna, auf der Tiberinsel zu
Rom
[* 10] (jetzt
San Bartolommeo) etc. Diese
Tempel standen in hohem
Ansehen und waren, als mit Heilanstalten verbunden, gewöhnlich in heiligen
Hainen, in der
Nähe von
Heilquellen oder auf hohen
Bergen
[* 11] errichtet.
Den Priesterdienst in denselben versah zunächst das
Geschlecht der
Asklepiaden (s. d.). Nicht selten wurden in
den
Tempeln auch
Schlangen
[* 12] gehalten, wie ja die
Schlange als stehendes
Symbol des
Gottes erscheint, was an die altorientalische
Bedeutung der
Schlange als des
Symbols der
Verjüngung erinnert. Da der Gott besonders auch im
Traum
Heilung wirken sollte, so
fanden in seinen
Tempeln die sogen.
Inkubationen (Traumorakel) statt, wobei, während die Kranken schliefen,
Asklepios
oder eine andre
Gottheit erschien und das
Heilmittel nannte.
Die Geheilten verließen aber den
Tempel nicht, ohne dem Gott ein
Opfer (namentlich einen
Hahn)
[* 13] dargebracht und im
Tempel eine
Votivtafel aufgehängt zu haben mit Angabe des Übels und des
Heilmittels. Eine große Zahl derselben haben die
neuesten
Ausgrabungen des
Tempels zu
Epidauros zu
Tage gefördert. Unter den
Festen des Asklepios
war das berühmteste zu
Epidauros, wobei
Wettkämpfe und feierliche Umzüge stattfanden (s.
Asklepieen). In
Rom fand der
Dienst des Asklepios
oder
Äsculapius 291
v. Chr. Eingang,
als eine
Pest in der Stadt wütete. Der Gott wurde damals auf Befehl der
Sibyllinischen Bücher in Gestalt
einer
Schlange von
Epidauros geholt und erhielt den
oben erwähnten
Tempel auf der Tiberinsel. Auch in
Antium war ein berühmter
Tempel desselben. Der
Kultus des Asklepios
war einer der letzten, welche sich dem
Christentum gegenüber hielten. - Asklepios
gehört zu den
von der alten
Kunst am häufigsten dargestellten
Gottheiten. Hochberühmt waren die Goldelfenbeinbilder
des
Kalamis,
Alkamenes, Kolotes und Thrasymedes, die Marmorstatue des
Skopas, die Erzstatue des Phyromachos. Der gewöhnliche
Idealtypus zeigt den Gott bärtig, im Gesichtsausdruck ähnlich dem
Zeus, nur milder und jugendlicher; die unbärtige Auffassung
(Kalamis,
Skopas) ist seltener. Die erhaltenen
Statuen zeigen ihn meist stehend, im langen, die
Brust frei
lassenden
Mantel, gestützt auf einen
[* 1]
^[Abb.: Asklepios
(Paris,
[* 14]
Louvre).]
¶
mehr
keulenartigen, von der Schlange umwundenen Stab,
[* 16] häufig auch gruppiert mit Hygieia. Votivreliefs, die beide vereint mit Machaon,
Podaleirios etc. darstellen, sind in Menge im Bezirk des Asklepios
heiligtums zu Athen gefunden worden. Vielleicht den schönsten
Kopf (auch als Zeus erklärt), aus Melos stammend, enthält das Britische Museum, eine großartig angelegte Statue
das Louvre in Paris (s. Abbildung).