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und die Dattelpalme fast der einzige Ernährer aus dem Pflanzenreich. Vom pflanzengeogr. Standpunkte aus muß man die Grenze zwischen Afrika und Asien nicht in das Rote Meer, sondern in den nördl. Persischen Golf versetzen. Auch Mesopotamien und der pers. Südhang von Schiras an fügt sich wie eine Übergangszone zwischen und Afrika an die Dattelpalmenregion der Sahara und Arabiens, ja es schwinden die letzten Vertreter dieses Pflanzenkleides mit den Wäldchen der euphratischen Pappel erst an der Ostgrenze der Indischen Wüste.
Aber das nördlich vom 30.° nördl. Br. gelegene Gebiet von Kleinasien und Syrien bis zum Pamir und westl. Himalaja, Turkestan und Thian-schan bildet das weite orient. Vegetationsgebiet, dessen Westrand völlig in Übereinstimmung mit dem östl. Südeuropa von Mittelmeerflora eingenommen ist, während im Innern die immergrünen Gebüsche gegenüber den dornigen Halbsträuchern (besonders Astragalus, Acantholominon, Cousinia) vorherrschen oder weite Salzsteppen an ihre Stelle treten.
Dabei bringt die starke Gebirgserhebung Entfaltung einer reichen Alpenflora von südeurop.-innerasiat. Charakter hervor. In diesen Steppenlandschaften aber ist das Ursprungsland mancher der wichtigsten altweltlichen, uralten Kulturpflanzen zu suchen, zumal das des Weizens und Leins. Denn die Kultur ist ergiebig bei genügender Bewässerung, so in den Terrassen der iran. Randgebirge, wo noch bei 1300 m der Weizen, bei 975 m Höhe die Orange wächst, wo ganze Wälder europ. Obstarten und Myrten mit Weingärten und Rosengehölzen wechseln.
Das Tiefland des Kaspischen und Aralsees trägt noch centralasiat. Charakter in seinen Wüsten und magern Weideländern, die nur das Kamel, Schaf und Pferd ernähren und regelmäßig von harten Wintern getroffen werden. Auch Gestalten der Tierwelt Afrikas sind heimisch auf arab. Boden, so Gazellen und Strauße, der Löwe, Hyäne und Schakal; das Kamel ist auch hier an die Wüstennatur gefesselt, und auf den steppenartigen, zeitweilig mit trocknen aromatischen Kräutern bedeckten Angern wird die edelste Pferderasse gezogen.
4) In Süd- und Südostasien unterscheidet sich das Klima der Tiefebenen und Küstenstriche von dem der innern Berggegenden, da diese den Einfluß des nahen Oceans nur auf jene beschränken. Noch am Südfuß der schneebedeckten Himalajaketten wie an dem von tropischer Sonne erwärmten Boden des bengal. Tieflandes und der Gestade des Ostindischen Archipels ist eine herrliche Tropenvegetation entwickelt, welche an Ausdehnung nur von der des tropischen Amerikas übertroffen wird.
Von den vielen wichtigen, durch ihre Welthandelsprodukte ausgezeichneten Nutzpflanzen A.s haben hier besonders der Reis und das Zuckerrohr, ebenso die Sagopalme ihre Heimat, von Gewürzen der Zimmet, die Gewürznelken, der Ingwer, Pfeffer und die jetzt auch am meisten in Amerika gebaute Art von Baumwolle, Gossypium herbaceum L. Hier spielt die Betelnuß (Areca Catechu L.) ihre mächtige Rolle als Genußmittel. Beim Ansteigen aus den Tiefebenen auf die Plateaus und Gebirge bleibt die tropische Schwüle mit ihren begleitenden Erscheinungen zurück, die Gewürzpflanzen verschwinden, die Kokospalme steigt nur in Ceylon bis hoch auf die Berge des Innern auf, die Banane verliert sich meist oberhalb 1000 m. Dagegen beschatten dichte Waldungen hoch- und dickstämmiger, meist immergrüner Bäume die Gebirgsabhänge; und über den tropischen Hochebenen lagert ein milder Sommer mit der Möglichkeit für kräftige, durch die reiche Natur unterstützte Kulturarbeit.
Auch die Tierwelt entspricht der großartigen Natur. Sie überragt die amerikanische an Größe und wetteifert mit der afrikanischen an Kraft. Die ausgedehnten Reisfluren Bengalens, die Sumpfwaldungen der Sunderban, des Tarai, der arakan., austral-asiat. und vorderind. Küstenebenen sind eine wilde Heimat des Elefanten, des Königstigers, Löwen, Panthers und Nashorns und ungeheurer Eber, oder Schlupfwinkel der Riesenschlange, des Krokodils und noch vieler gefürchteter Reptilien.
Neben den tropischen Kulturpflanzen, wie Baumwolle und Zuckerrohr, gedeihen europ. Pflanzen aller Art, wiewohl der Reis Hauptnahrungsmittel bleibt. Neben dem Büffel und Kamel dienen die in Europa verbreiteten Haustiere dem Menschen, in beschränktem Grade jedoch nur das vielleicht erst spät hier eingeführte Pferd. Für Südasiens Jahreszeiten und Klima sind die zeitweilig herrschenden Winde, die Moussons oder Monsune, besonders wichtig. Dieselben bringen, aus der einen Richtung wehend, tropische Regengüsse, aus der andern kommend, Trockenheit und nicht selten sogar empfindliche Kälte, streichen aber nicht in gleich regelmäßiger Weise über alle Länder und Gewässer des Indischen Oceans, dessen Bereich ein Tummelplatz der heftigsten und verschiedensten Luftströmungen ist. In Vorderindien bilden die hohen Westghats eine Wetterscheide.
Denn während die Westküsten und das Innere Hindustans die nasse Jahreszeit zwischen Mai und September haben, so fällt sie auf den Ostküsten vom Oktober zum Januar; und so bestehen ähnliche Unregelmäßigkeiten in Australasien, in Hinterindien und an den chines. Ostküsten, wo die besonders heftigen Orkane unter dem Namen Taifun (bei den Engländern Typhoons) gefürchtet werden. Allmählich tritt in Ostasien die tropische Vegetation zurück, welche über Annam nach Hai-nan in schmalem Küstensaum unter dem nördl. Wendekreise ausläuft und Formosa als letzte Hauptstation besetzt hält.
Auf sie folgt eine gemäßigt subtropische, noch immer aber sehr reiche Flora, die sich über den größten Teil des eigentlichen China und über das südl. Japan ausdehnt, immergrüne Bäume umfaßt, Reiskultur erlaubt und Kampferbaum wie Theestrauch als Charakterpflanzen aufweisen kann. Durch lange Kultur sind in den Ebenen hier wilde Pflanzen ebenso selten wie wilde Tiere, unter den Haustieren das Schwein am verbreitetsten. Die Waldungen der Gebirgsabfälle haben in ihren untern Regionen durch baumartige Bambus, Palmenarten und immergrüne Gehölze äußeres tropisches Gepräge und enthalten, neben herrlichen Magnolien, Cypressenarten, Tannen, Eichen, Ahorn u. s. w., mehrere für Chinas Kultur und Handel wichtige Gewächse, wie besonders die Lack und Firnis liefernden kleinen Bäumchen, Rhus vernicifera L., Stillingia sebifera Willd. und Elaeococca verrucosa Juss. Bis 3000 m hoch steigen diese, mit Lorbeerarten und Rhododendren gemischt, in den Gebirgen von Jün-nan auf und treten hier in Verbindung mit der Flora des östl. Himalaja (s. d.). Aber jenseit der Wasserscheide gegen den Stillen Ocean hört dies bunte Bild auf, denn die Mongolei (s. d.) gehört zu der innerasiat. Steppen- und Gebirgswüstenflora. Auf den chines. Voralpen wie in den mittlern Gegenden der nahen Tiefebenen besteht nicht mehr
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der in Asien nur Indien und Arabien eigene tropische Jahreszeitenwechsel, sondern eine Folge von zwei nassen und zwei trocknen Jahreszeiten, dem Frühling, Sommer, Kerbst und Winter nördlicherer Gegenden entsprechend.
Bevölkerungsverhältnisse. Asien hat nach den neuesten Schätzungen 825 954000 E., also mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung der Erde (1480 Mill.) und fast 2 1/3mal soviel als Europa (357 Mill.). Hiervon fallen auf Central- und Ostasien etwa die Hälfte, auf Britisch-Indien ein Drittel; der Rest zersplittert sich. Das hindust. Tiefland zählt über 170 E. auf 1 qkm, die Herrschaft Baroda nördlich Bombay und die Küsten über 150. Nipon hat 164-171, ganz Japan im Mittel 105 E. auf 1 qkm; in China zählen die südöstl.
Küstenprovinzen 108, die centralen und untern Provinzen 146 E. auf 1 qkm. Gegen Westen nimmt die Dichtigkeit stark ab, ebenso gegen Norden. Das Mittel des eigentlichen Chinas im ganzen beträgt 90 auf 1 qkm. Centralasien dagegen ist fast unbewohnt, auch Sibirien hat meist weniger als 2 E. auf 1 qkm (im Mittel nur 0,3). Da auch das übrige russische Asien sowie ganz Vorderasien sehr schwach bevölkert sind, stellt sich die Dichtigkeit für den gesamten Kontinent auf nur 19 E. auf 1 qkm (vgl. Wagner und Supan, Die Bevölkerung der Erde VIII, in Petermanns «Mitteilungen», Ergänzungsheft 101, Gotha 1891).
Von den Rassen herrschen zwei vor, nämlich die mittelländische und die hochasiatische (mongolische), die erstere im W. und S., die letztere im O. und N. Ihnen schließen sich zunächst die Dravida und Malaien im SO. an. Im einzelnen stellt sich die Übersicht der asiat. Bevölkerung nach Rasse und Volkstum folgendermaßen dar:
Asien Hyperboreer oder Arktiker. Dahin gehören die Stämme des äußersten Nordostens: die Jukagiren (s. Tafel: Asiatische Völkertypen, [* ] Fig. 1), die Tschuktschen, die Korjäken mit den Kamtschadalen, die Ainu (s. Tafel, [* ] Fig. 25) oder Kurilier mit den Giljaken;
ferner sind die sog. Jenissei-Ostjaken und jetzt ausgestorbenen Kotten am mittlern Jenissei hierher zu rechnen;
es sind lauter Gruppen, die sprachlich isoliert dastehen.
B. Hochasiaten oder Mongolen. Diese zerfallen in zwei große Gruppen. Zu der ersten, den Völkern mit mehrsilbigen Sprachen, gehören: asien die Samojeden; b. die Uralaltaier, welche wieder in Uralier, die indessen großenteils Europa angehören, und Altaier zerfallen. Die Altaier gliedern sich in Tungusen, Mongolen und Türken (s. die einzelnen Artikel und Tafel, [* ] Fig. 3, 5, 6, 7); c. die Koreaner (s. Tafel, [* ] Fig. 24); d. die Japaner (s. Tafel, [* ] Fig. 21, 22).
Zu der zweiten Gruppe gehören die Völker mit einsilbigen Sprachen, die jedoch in linguistischer Beziehung trotz der morpholog. Übereinstimmung in zwei streng gesonderte Sippen zerfallen. Zu der einen (südlichen) gehören die Annamiten, Mon und Kambodschaner oder Khmer, während die andere (nördliche) die Tibetaner (s. Tafel, [* ] Fig. 8), mit zahlreichen Himalajastämmen, die Birmanen mit den wilden Stämmen im W. und N. Birmas, die Thai oder Siamesen mit ihren Verwandten und die Chinesen (s. Tafel, [* ] Fig. 9, 10) umfaßt.
Dazu kommt eine Menge kleiner Stämme, die weder mit den vorhergehenden, noch unter sich verwandt sind und wahrscheinlich die Überreste der dortigen Urbevölkerung darstellen. Während in Tibet und bei den westl. Indochinesen (in Birma und Siam) der Einfluß ind. Kultur vorwiegt, stehen die östl. Völker, die Annamiten, Cochinchinesen und Kambodschaner, ganz unter chines. Einfluß, so daß fast überall das Chinesische als die Schrift- und Gelehrtensprache gelten kann.
C. Dravida (s. d.).
D. Malaien (s. d.).
E. Die mittelländische Rasse. Die mittelländische Rasse ist in Asien durch drei Volksstämme vertreten: asien Kaukasischer Volksstamm (s. Kaukasusvölker); b. Semiten (s. Semitische Völker und Sprachen); c. Indogermanen (s. d.). Von letztern gehören der indische, der iranische (s. Tafel, [* ] Fig. 4, 12, 13) und der armenische Zweig Asien an.
Kulturzustand. Sehr mannigfaltig ist die Religion der Asiaten. Die polytheistischen Religionen, der Brahmanismus und der Buddhismus mit seinen verschiedenen, von der einheimischen Kultur bedingten Formen, die nüchterne staatsphilos. Morallehre des Confucius und die mystische Doktrin des Laotse nehmen den größten Teil A.s im O., S. und in der Mitte ein. Der Islam herrscht im W. und zum Teil auch im S. Im N. findet man rohes Heidentum (Schamanismus); nur spärlich hat sich das Christentum in seiner alten Heimat behauptet.
Die einst weit verbreitete Lehre Zoroasters zählt jetzt im westl. Indien und in Persien eine geringe Zahl Anhänger (Parsen); dagegen greift in den dem russ. Scepter unterworfenen Gegenden die orthodox-griech. Kirche mächtig um sich. Bezüglich der Kulturverhältnisse sind die gesitteten Völker den wilden und nomadisierenden an Zahl überlegen, wenn man auch an die asiat. Civilisation durchaus nicht den europ. Maßstab legen darf. Der Grundsatz des Verharrens, das Gemütsleben und die Sinnlichkeit wiegen in der asiat. Bildung im allgemeinen vor.
Die gesitteten Völker A.s stehen darum auch, bei aller innern Verschiedenheit, auf einer ziemlich gleichen Enwicklungsstufe. Ihre Gesetze für Staat und Familie, Industrie und Handel, Kunst und Wissenschaft haben sie seit Jahrhunderten starr bewahrt, und diese Gesetze sind wesentlich religiös. Weniger ist dieser rein religiöse Charakter freilich bei den Chinesen vorhanden als bei den Indiern, Arabern, Persern und Türken. Man pflegt die Araber, Perser und Türken unter dem Namen Orientalen zusammenzufassen und den Indern und Chinesen gegenüberzustellen.
In der That unterscheiden sich diese drei großen civilisierten Völkergruppen sehr scharf in den mannigfachsten Punkten. So haben z. B. die Orientalen das Sklaventum, während die Indier in Kasten zerfallen, die Chinesen aber bürgerliche und polit. Gleichheit bewahren. Der Orientale ist Fatalist, der Glaube an ein unabänderliches Schicksal verläßt ihn nie; der Indier meint dagegen seinen Göttern weit mehr Verantwortlichkeit für sein Handeln schuldig zu sein; der Chinese besitzt wenig Anlage für eine übersinnliche Welt und begnügt sich im Leben mit einem überlieferten, bis ins kleinste ausgebildeten Sittengesetz.
Gewerbe, Industrie, Handel. Die Gewerbthätigkeit ist natürlich nur unter den gesitteten Völkern verbreitet, und auch da nur bei den Chinesen und Japanern, Indern, Persern, Bucharen und Osmanen; denn Araber, Indochinesen und Tibetaner besitzen verhältnismäßig nur geringe Industrie, und der Armenier treibt Handel. Die Industrie der asiat. Völker steht im allgemeinen in keinem Verhältnis zur Fülle und
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Mannigfaltigkeit des rohen Materials; die Gegenstände aber, auf die sie sich beschränkt, können sich mit Recht einer großen Vollkommenheit rühmen, wie die Fabrikation der Seiden-, Baumwoll- und Wollzeuge, des Leders, der Waffen und die Bereitung der Farben beweist. Ind. Musseline, pers. wie türk. und ind. Shawls und Teppiche, damascener Waffen und türk. Saffiane behaupten noch jetzt ihren Wert auf den europ. Märkten, und die Nachfrage nach den Porzellan- und Papierfabrikaten, den Lackwaren und Elfenbeinarbeiten der Chinesen und Japaner steigert sich von Jahr zu Jahr.
Der Handel der asiat. Völker ist immer noch, obgleich ihm die Bewohner des Westens so viel Eintrag thun, ein ausgebreiteter. Derselbe ist vorherrschend Landhandel, zieht noch heute dieselben Straßen wie vor alters und erhält den Glanz der von ihm berührten Städte, selbst wenn sie von den Ruinen verfallener Macht umgeben sind. Große Karawanen führen die Waren auf Kamelen durch die Wüsten und vereinigen oder begegnen sich in bestimmten Städten, so in Buchara, Herat, Bagdad, Haleb, Damaskus, Kabul u. s. w. China treibt durch die östl. Gobi mit Rußland bedeutenden Handel.
Indien sendet seine Waren über die iranischen Hochflächen nach Syrien, Armenien und Kleinasien oder über Buchara nach Orenburg und dem europ. Rußland. Der Landhandel ist größtenteils in den Händen der Bucharen und Armenier, auch in denen der Juden, Banjanen und Europäer. Seehandel wird nur sehr beschränkt von Arabern, Banjanen, Malaien, Bugi und Chinesen zu den nächstgelegenen Ländern, im großen aber von den Europäern, besonders den Engländern, sowie von den Nordamerikanern betrieben. Zu den wichtigsten Seeplätzen gehören Smyrna, Maskat, Basra, Buschehr, Bombay, Madras, Kalkutta, Singapur, Batavia, Kanton, Shang-Hai, Tien-tsin, Nagasaki und Jokohama bei Tokio. Diesen schließen sich die am Jang-tse-kiang gelegenen, erst seit neuerer Zeit dem europ. Handel erschlossenen Städte an, namentlich das bedeutende Han-kou, während das russ. Amurland zwar viele gute Häfen, aber wegen geringer Bevölkerung wenig Handel hat.
Staaten und Kolonien. Die politischen Zustände bieten schroffe Gegensätze dar. Während die wilden Völker Oberhäupter über große Stammesgruppen nicht kennen, sondern in vereinzelten Familien leben, während die Nomadenvölker unter ihren Stamm- und Hordenhäuptlingen noch patriarchalische Regierungsform bewahren, zum Teil aber gleichsam als Lehnsstaaten mächtigern Reichen unterthänig sind, finden sich die gesitteten Völker A.s in Staaten mit monarchischen und despotischen Regierungsformen vereint.
Asien zeigt jetzt folgende polit. Gruppen: Asien Westgruppe:
1) das Osmanische Reich;
2) Arabien (Wahhâbitenreich, Hadramaut, Sultanat Oman) und seine Nomaden;
3) Persien, Afghanistan und Belutschistan;
4) die Chanate Chiwa und Buchara in Turan mit ihren Nomaden. B. Ostgruppe:
1) Japan;
2) China mit seinen Schutz- und Vasallenländern Tibet, Ostturkestan, Mongolei, Mandschurei;
3) Korea. C. Südgruppe:
1) in Vorderindien neben dem unmittelbaren brit. Besitz, dem großen Anglo-indischen Kaiserreiche mit seinen eingeborenen Schutzstaaten, die mehr oder weniger abhängigen Staaten Nepal, Bhotan u. s. w.;
2) in Hinterindien, ebenfalls neben dem unmittelbaren Besitz der Engländer und Franzosen, der unabhängige Staat Siam und die Malaienstaaten der Halbinsel Malaka;
3) die Besitzungen der Niederländer, Spanier, Portugiesen und Briten im Malaiischen Archipel und China. D. Nordgruppe: das asiat. Rußland.
Von den unabhängigen einheimischen Reichen A.s weisen Japan und China (im engern Sinne) die größte Bevölkerungsdichtigkeit auf; in Japan kommen 105 E., im eigentlichen China, abgesehen von den Nebenländern, 90 E. auf 1 qkm. Wird jedoch das ganze Chinesische Reich mit Mandschurei, Mongolei und Tibet in Betracht gezogen, so vermindert sich die mittlere Bevölkerungsdichtigkeit um etwa zwei Drittel. Die größte Volkszahl nicht nur in Asien, sondern überhaupt auf der ganzen Erde, weist das Chinesische Reich auf, nämlich 361 500000 Seelen auf 11 115 600 qkm, wovon auf die Nebenländer 11 500000 E. auf 7 111000 qkm kommen. Japan hatte auf 382 416 qkm (1892) 40 718 677 E., die asiat. Türkei (nach Cuinets Annahme) auf 1 319 854 qkm 15 656 555 E., Korea auf 218 243 Am 6-7 Mill. E., Persien auf 1 648000 qkm 6-7,5 Mill. E., Siam auf 520000 qkm etwa 5 Mill. E.
Die Besitzungen der europ. Mächte zeigen folgende Bevölkerungsziffern:
1) Britische Besitzungen mit 5 212000 qkm und (1891) 295 912000 E., hiervon auf das Kaisertum Indien (mit Somal und Sansibar) 4 859 300 qkm und 291 351000 E. 2) Niederländisch-Ostindien mit 1 873 061 qkm und 32000000 E. 3) Französische Besitzungen mit 490000 qkm und 18 974000 E.;
hiervon auf Cochinchina 59 500 qkm und (1889) 1 876 689 E., auf Tongking (100000 qkm), Annam (230000 qkm), Kambodscha (100000 qkm) zusammen (1891) 20 Mill. E.;
auf die Etablissements in Indien (Pondichéry, Chandarnagar, Karikal, Mahé, Janaon) 509 qkm und (1891) 283 053 E.
4) Russisches Reich in Asien mit 17 002 406 qkm und (1894) 20 017 786 E.: Transkaukasien 472 554 qkm und (1894) 8 596 026 E.;
Sibirien 12 518 487 qkm und (1894) 5 066 332 E.;
Centralasien, einschließlich Transkaspische Provinz, 4 011 356 qkm und (1894) 6 355 428 E.
5) Spanische Besitzungen: Philippinen 296 182 qkm und (1887) 5 985 124 E.
6) Portugiesische Besitzungen in Vorderindien (Goa, Daman, Diu, Gopola); Makao, Timor mit Kambing 19 970 qkm mit 881000 E.
Verkehrswesen. Das Eisenbahnnetz hatte einen Umfang von 31 024 km. Davon entfallen auf: das Russische transkaspische Gebiet 1433 km, Kleinasien 720 km, Persien 18 km, Britisch-Ostindien 25 488 km 27 347 km), Ceylon 289 km, die Malaiischen Staaten (unter engl. Schutzherrschaft) 50 km, Niederländisch-Indien 1283 km, Cochinchina und Pondichéry 83 km, Japan 1460 km 2974 km), China 209 km. Im asiat. Rußland ist kürzlich mit dem Bau der großen Sibirischen Eisenbahn (s. d.) begonnen worden.
Ihre ganze Länge beträgt etwa 6300 km, wovon etwa 1000 km auf die bereits im Betriebe befindliche europ. Strecke Samara-Ufa entfallen. Ganze Länge von St. Petersburg bis Wladiwostock 10000 km. Auf der Insel Luzon der Philippinengruppe befindet sich eine 193 km lange Bahn im Bau und teilweise bereits seit im Betriebe. Auch in Siam ist bereits eine schmalspurige Eisenbahn von ungefähr 220 km Länge genehmigt. In Sumatra ist die Eisenbahn von dem Hafen Padang nach Padang-Pandjang am eröffnet und ihre Fortsetzung bis zu den sog.
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Ombilin-Kohlenfeldern im Bau. In Palästina wurde die Eisenbahn Jaffa-Ramleh-Jerusalem 1892 fertiggestellt. Für eine Eisenbahn auf Cypern, welche den Hauptort Levcosia mit Larnaka, Famagusta und Tricomo verbinden soll, sind die Vorarbeiten beendigt. Nähere Angaben s. in den Einzelartikeln. -
Vgl. Röll, Encyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens (Wien 1890);
Archiv für Eisenbahnwesen (Berl. 1887, 1888, 1890, 1891).
Politische Geschichte. Asien ist neben Ägypten der älteste Schauplatz der Weltgeschichte; seine Kraft strömte früh aus in die Nachbarkontinente (Phönizier im Ägäischen Meer und in Nordafrika, Perser in Ägypten und auf der Balkanhalbinsel). Zwar hatte die erste große europ. Invasion in Asien seit Alexander d. Gr. die oberflächliche Hellenisierung Kleinasiens und Syriens und vereinzelte griech.-macedon. Kolonien bis zum Indus und Jaxartes im Gefolge, doch begann mit den Arsaciden und Sassaniden eine nachhaltige Rückflutung orient.
Wesens in Religion, Staatswesen und Sprache, wodurch die abendländ. Kultur auf die röm. Provinzen Vorderasiens diesseit des Euphrats beschränkt, durch den aufstrebenden Islam aber auch hier allmählich bis zu den Küsten des Archipelagus zurückgedrängt wurde. Durch das Völkerthor im Norden des Kaspischen Meers brachen am Wendepunkt des Altertums asiat. Horden, die Hunnen ergossen sich über Europa; im spätern Mittelalter überschwemmten Dschingis Chans und Timurs Reiterscharen Osteuropa, während Araber Chalifate in drei Weltteilen gegründet hatten und in den Kreuzzügen (der zweiten europ. Invasion) das Blut der «Franken» wiederholt, wenn auch schließlich ohne bleibendes polit.
Ergebnis, asiat. Gefilde tränkte. Der Schatten des Oströmischen Reichs sank vor der Schärfe des osman. Schwerts, und noch gegenwärtig beherrscht der Türke einen durch die Ereignisse seit 1877 allerdings sehr verkleinerten Teil Europas, in dem überdies seine Herrschaft erschüttert ist. Doch mit dem Erstarken des modernen Staates in Europa, mit dem Erblühen seiner geistigen Kraft wurde nicht bloß das asiat. Außenstreben gehemmt, sondern auch der abendländ.
Einfluß auf die ruhenden Massen des Orients immer entschiedener. Als ruhende Massen kann man mit Recht die großen Nationen A.s bezeichnen; denn wenn auch Empörungen und Kriege in ihrer neuern Geschichte aufgezeichnet sind, so war doch das Ergebnis derselben für sie nie ein kulturgeschichtlicher Gewinn. Seitdem der Seeweg nach Ostindien europ. Schiffen geöffnet war, pflanzten Portugiesen, Spanier, Holländer, Franzosen, Dänen und Engländer ihre Banner in den nördl. Gestadeländern des Indischen Oceans auf.
Die Engländer breiteten besonders schnell ihren Einfluß in Indien aus, brachten, außer mehrern einzelnen für Handel und Seeherrschaft äußerst vorteilhaft gelegenen Punkten, fast die ganze Vorderindische Halbinsel und den Westen Hinterindiens in ihren Besitz und beschränkten allmählich die Kolonien der übrigen Europäer. Portugiesisch blieben nur Macao, Diu, Daman, Goa und Ost-Timor;
spanisch die Philippinen;
französisch Chandarnagar, Janaon, Pondichéry, Karikal und Mahé;
doch haben sich die Franzosen neuerdings in Cochinchina und Kambodscha, Annam und Tongking festgesetzt.
Dagegen beherrschen die Niederländer als zweite Kolonialmacht fast ganz Australasien (Teile von Borneo, ganz Sumatra, Java, Celebes, die Molukken und die Kleinen Sunda-Inseln). Während der Süden solchergestalt von europ. Leben ergriffen worden war, erweiterte Rußland seine Macht über Sibirien, die Kaukasusländer und die turan. Chanate, dort die Schlüssel zu China, hier die Pforten zu Persien beherrschend.
Die seit 1881 in Asien eingetretenen Gebietsveränderungen wurden überwiegend durch das stetige Vordringen der Russen in Centralasien und durch die Kolonialpolitik Frankreichs und Großbritanniens auf der Hinterindischen Halbinsel hervorgerufen. Durch den zu Petersburg abgeschlossenen und 16. Aug. ratifizierten russ.-chines. Grenzvertrag wurde der größte östl. Teil des Iligebietes, welches seit 1871 von russ. Truppen besetzt war, an China zurückgegeben, wogegen letzteres ein Steppengebiet von 24 167 qkm am Schwarzen Irtysch oberhalb des Saisan-nor an Rußland überließ.
Der kleine westl. Teil des Ili- oder Kuldschagebietes, der damals völlig in russ. Besitz überging, hat einen Flächeninhalt von 11 288 qkm mit einer Bevölkerung von 70000 E. Am fand zu Askabad die förmliche Unterwerfung der Teke-Turkmenen unter die Herrschaft des Zaren statt, worauf bezüglich der Grenze des Transkaspischen Gebietes Rußland und Persien eine Vereinbarung trafen, die zu Teheran unterzeichnet wurde. Am erkannten auch die Turkmenen von Merw die Oberhoheit Alexanders III. an. Schon ein Jahr später rückte General Komarow an die Grenze Afghanistans vor und besetzte daselbst den von Serachs nach Herat führenden Sulfikarpaß nebst einigen andern strategisch wichtigen Punkten (Febr. 1885), und fand der Einzug russ. Truppen in Pendschdeh statt.
War das nordische Kaiserreich seit 1881 in der Richtung auf Afghanistan und damit auf Indien in stetem Anwachsen begriffen, so hatten die Briten auf dieser Seite bereits im Okt. 1880 ihre festen Stellungen zu Kurum, Pischin und Siwistan geräumt, womit die im Vertrag von Gandamak gezogene sog. wissenschaftliche Grenze Britisch-Indiens aufgegeben und die ältere westl. Grenzlinie des Indobritischen Reichs wieder in Geltung getreten war. Annam mußte im Vertrag vom die Schutzherrschaft Frankreichs anerkennen, während die annam.
Provinz Tongking unter franz. Verwaltung kam. Kambodscha, welches bereits seit 1863 unter der Schutzherrschaft Frankreichs stand, geriet durch den Vertrag vom in noch größere Abhängigkeit von diesem Staate. Birma wurde nach dem Feldzug der Engländer gegen König Thibo dem Indobritischen Reiche einverleibt. Jetzt ist Siam, das 1893 das linke Me-kong-Ufer an Frankreich abtreten mußte, der einzige dem Namen nach unabhängige Staat Hinterindiens von einiger Bedeutung. In Ostasien erwarb Japan durch den glücklichen Krieg mit China 1895 nicht nur die Inseln Formosa und Pong-Hu, sondern auch die entschiedene Vorherrschaft.
Entdeckungsgeschichte. Im Altertum verdanken wir den Griechen fast allein die wachsende Erkenntnis des größten Erdteils. Wie an den Ufern des Ägäischen Meers sich die Gegensätze von Morgenland (Asien) und Abendland (Europa) zuerst klarer entwickelten, so spielen auch in der mythischen Zeit die Erinnerungen an die ersten Entdeckungsfahrten nach einem fernen Goldlande (Kolchis, Argonauten) und die Kämpfe um eine Königsburg (Troja) an den Gestaden der kleinasiat. Halbinsel eine große
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Rolle. Mit der Gründung der griech. Kolonien in Kleinasien erweitert sich der Horizont der Hellenen, und Milet wird die Wiege der Geographie; denn in dieser blühenden Handelsstadt strömten alle Nachrichten von den fernen Ländern zusammen. Anaxagoras wagte bereits im 6. Jahrh. v. Chr. eine Weltkarte zu entwerfen, und Hekatäus von Milet (549-486) zählt nicht bloß alle Völker und Provinzen auf, die dem Großkönig von Persien unterthan sind, sondern nennt auch zuerst unter den Griechen das ferne Indien.
Einen mächtigen Aufschwung gewann die Kenntnis A.s durch die Perserkriege, die den Blick der Griechen naturgemäß auf die asiat. Länder richten mußten. Was diese große Zeit in Erfahrung gebracht hatte, spiegelt sich in den Büchern Herodots von Halikarnaß (484-408) wider, der selbst Kleinasien, Phönizien, Syrien, Babylonien und Medien bis Ekbatana bereiste, das Kaspische Meer als Binnensee kennt und die Inder als die östlichsten Menschen auf der Erde bezeichnet.
Ktesias aus Knidos in Karien, Leibarzt des Königs Artarerxes Mnemon, um 400, beschrieb zuerst das Wunderland Indien ausführlich. Die bedeutendste Erweiterung der Kenntnis von Asien brachten aber die Feldzüge Alexanders d. Gr., der bis über den Oxus und Indus mit seinem Heere vordrang. Nearch, der auch zuerst die Seide erwähnt, befuhr auf Befehl Alexanders vom Indus aus die südl. Küsten A.s bis zum Euphrat. Onesikritus nannte zuerst die Insel Taprobane (Ceylon), und Seleucus drang bis an den Ganges vor.
Alles, was die Griechen über das nach Osten sich ins Unbegrenzte ausdehnende asiat. Festland in Erfahrung gebracht hatten, hat Strabo (66 v. Chr. bis 24 n. Chr.) in seiner Erdbeschreibung (Buch 11-16) niedergelegt. Mit Indien hatten bereits die Ptolemäer in Ägypten überseeische Handelsverbindungen angeknüpft. Ein zwischen 70 und 75 n. Chr. verfaßter Periplus des Erythräischen Meers (Beschreibung der Küsten und Häfen des Indischen Oceans) kennt die Westküste Indiens genau.
Die Fahrten übers Meer wurden schneller und sicherer, seitdem Hippalos sich aufs hohe Meer wagte und mit Benutzung des Monsuns geraden Weges vom Golf von Aden nach Indien steuerte. Von Indien aus wagte sich dann der griech. Schiffer Alexandros noch weiter nach Osten, über die Mündungen des Ganges hinaus bis zum goldenen Chersonesus und zu der Handelsstadt Kattigara, deren Lage man in der Nähe der chines. Grenze auf dem Gebiete von Tongking vermutet. Weiter ist die Schiffahrt der Europäer weder im Altertum noch im Mittelalter gediehen.
Aber auch ins Binnenland drangen die Kaufleute weit vor. Der macedon. Großhändler Mäes Titianos schickte, wie Marinus von Tyrus (140-150 n. Chr.) berichtet, seine Agenten von Samarkand aus quer durch Hochasien nach der alten Hauptstadt Chinas Si-ngan-fu. Da nun nach Angaben der Reisenden die Entfernung Chinas von den griech. Geographen zu hoch geschätzt wurde, wurde Asien so weit ostwärts ausgedehnt, daß es nach unserer Vorstellung noch die Westhälfte des Großen Oceans zudeckte.
Aus der Geographie des Ptolemäus erfährt man genau, wie weit die Kenntnis von Asien reichte. Das Kaspische Meer war bekannt, wenn auch in seinen Umrissen verzerrt, aber der Aralsee blieb im Dunkeln und ebenso alles Land nördlich vom Jaxartes (Syr-darja). Ganz Nordasien (Sibirien) blieb unbekannt, und auch von Centralasien, China und Indien hatte man nur unklare oder falsche Vorstellungen, wie aus den Karten des Ptolemäus deutlich zu ersehen ist: die beiden ind. Halbinseln sind nicht wiederzuerkennen.
Trotz dieser Irrtümer aber sind die Karten und Ortsbestimmungen dieses letzten großen griech. Geographen so wichtig, weil sie mit dem Erwachen der klassischen Studien im 15. Jahrh. und beim Beginn der portug. Seefahrten zu Grunde gelegt und nach Maßgabe der neuen Forschungen allmählich verbessert wurden. Die Schwierigkeiten, die Angaben des Ptolemäus mit den portug. Küstenaufnahmen in Einklang zu bringen, haben selbst den größten Geographen des 16. Jahrh., G. Mercator, nicht vor dem schweren Irrtum zu bewahren vermocht, daß es drei ind. Halbinseln gebe.
Im ersten Abschnitte des Mittelalters, bis zu den Kreuzzügen, wurde die Kenntnis von Asien nicht erweitert, ging vielmehr zurück. Für das orthodoxe Abendland wurde Jerusalem in den Mittelpunkt der Erdscheibe und das Paradies in den äußersten Osten versetzt. Nach der Gründung des Islams bereisten zwar die Araber fast ganz und beschrieben die besuchten Länder, aber der Wissenschaft im Abendlande blieb diese Litteratur fremd. Erst mit den Kreuzzügen richtete sich der Blick der abendländ.
Christenheit wieder nach Asien, zunächst allerdings nur nach den im Altertum genau bekannten Ländern von Vorderasien. Eine wirkliche Erweiterung der Kenntnisse trat mit der Gründung des Mongolenreichs ein. Da die Mongolenfürsten sich als die Feinde des Islams erwiesen, so suchten die christl. Fürsten in ihnen und namentlich in dem Priesterkönig Johannes (s. d.) natürliche Verbündete im Kampfe gegen die Sarazenen. Daher wurden Mönche als Sendboten und Glaubensboten in den Orient gesandt, drangen bis zum Hauptort der Mongolen vor und suchten das Reich Kathai (Chatai, Khitai), dessen Identität mit China erst im 17. Jahrh. erkannt wurde.
Die Dominikaner wandten sich den aus dem fernen Osten kommenden Türkenzügen entgegen, die Franziskaner zogen durch die Steppen Südrußlands nach Centralasien. Papst Innocenz IV. schickte 1245 den Franziskaner Giov. Piano Carpini durch die Kirgisensteppe nach der mongol. Residenz Karakorum, Ludwig der Heilige entsandte 1253 Wilh. Rubruk. Ihnen folgte 1289 Johann von Montecorvino und begründete die Mission in der Hauptstadt Chinas, Cambalu. In derselben Zeit durchwanderten die venet.
Kaufleute Nicolo, Maffio ^[richtig: Maffeo] und Marco Polo von 1271 bis 1295 ganz und befuhren das Chinesische und Indische Meer. Während Marco Polo seinen Reisebericht diktierte, entstand aus den Angaben des Armeniers Hayton von Gorigos, spätern Abtes von Poitiers, der dem Nic. Sanconi eine Beschreibung der östl. Länder diktierte, um 1307 die erste neue Geographie von Asien, welche in der Folgezeit neben den Schilderungen Polos viel zur Verallgemeinerung der neu erworbenen Kenntnisse von Land und Leuten A.s beitrugen. Bald darauf, 1316 oder 1318, ging Odorich von Pordenone in Friaul als Glaubensbote durch Armenien und Persien nach Indien, über die ind. Inseln nach China und kehrte um 1330 durch Tibet nach Venedig zurück. Ihm folgte 1338 der vom Papste Benedikt XII. abgesandte Johann von Marignola. Als aber 1368 die mongol. Dynastie gestürzt wurde, hörten diese Verbindungen mit China auf, doch blieb
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Indien zugänglich, und über dieses Land sind besonders die Mitteilungen beachtenswert, welche Nicolo Conti (s. d.) nach seiner Heimkehr (um 1440) machen konnte. Die Reiseberichte der Araber hatten auf die geographischen Kenntnisse der Abendländer keinen Einfluß, weil dieselben den Europäern nicht bekannt wurden.
Mit der ersten Fahrt Vasco da Gamas 1498 beginnt die neue Zeit, denn von nun an wurden durch die Fahrten der Portugiesen und später der Holländer die südl. und östl. Umrisse A.s bis nach Japan in ihren richtigen Verhältnissen erkannt und kartographisch dargestellt. Lopez de Sequeira kam 1508 nach Malaka, Duarte Fernandez 1511 nach Siam, Antonio d'Abreu im selben Jahre nach Banda, Miranda d'Azevedo 1513 zu den Molukken, Fernão Perez d'Andrade 1517 nach Kanton, Fernão Mendez Pinto 1542 nach Japan, wo bereits von 1549 bis 1551 Franz Xaver als Missionar thätig war.
Bald darauf begann auch die Missionsthätigkeit in China. 1577 kamen die Augustiner Herrada und Marino von den Philippinen her, 1579 der Jesuit Miguel Ruggiero nach Macao und 1582 Matteo Ricci, der das innere China von Kanton bis Nanking durchzog. Ihnen folgten drei Deutsche, Faber, Martin Martini aus Tirol (1640-50) und Joh. Adam Schmal aus Köln (gest. 1665), die bei der Mandschudynastie (seit 1645) in hoher Gunst standen. Martinis «Novus Atlas Sinensis» (Wien 1655) läßt deutlich erkennen, daß er die meisten Provinzen Chinas durchwandert hat.
Während sich so die Kenntnis Chinas rasch entwickelte, blieb man in Europa immer noch im unklaren darüber, ob Kathai und China dasselbe Land sei. In dem Bestreben, von den Missionen Indiens zu Lande nach China zu kommen und das Land Kathai aufzusuchen, ging der portug. Jesuit Benedikt Goës (s. d.) 1602 von Agra über Kabul nach Kaschgar, Aksu, Turfan und Chami und langte Ende 1605 in Sü-tschou an. Bald darauf (1624) drang der Jesuit Antonio d'Andrada, als der erste Europäer in der neuen Zeit, von Agra aus in Tibet ein.
Noch weitere Reisen unternahm der deutsche Jesuit Johann Grüber (geb. 1620 zu Linz); er ging 1656 von Venedig aus über Ormus nach China, von Peking zur alten Landeshauptstadt Si-ngan-fu, von da ins tibetan. Hochland, erreichte Lhassa, überstieg den Himalaja nach Katmandu in Nepal und kam endlich nach Patna an den Ganges. Von da zog er quer durch Indien nach Multan, dann den Indus hinab, fuhr zu Schiff nach Ormus und kehrte von hier zu Lande durch Persien, Armenien und Kleinasien nach Rom zurück.
Von 1682 an bereiste Pater Verbiest und von 1688 an Pater Gerbillon verschiedene Provinzen Chinas, letzterer schloß 1689 in Nertschinsk den Grenzvertrag mit Rußland ab. In den J. 1685-87 finden wir den Jesuiten Güy Tachard mit dem franz. Gesandten von Chaumont in Siam. Für den fernsten Osten sind aus diesem Zeitraum noch zu erwähnen die Reisen des deutschen Arztes Engelbert Kämpfer (s. d.), der 1683 mit einer schwed. Gesandtschaft nach Persien ging, dann in holländ. Dienste trat, Ceylon, Java und Sumatra besuchte und 1690 sich längere Zeit in Japan aufhielt, worüber er das erste klassische Werk schrieb. Für Persien behauptet Chardin («Journal du voyage en Perse»),
der von 1664 bis 1669 und 1673 bis 1677 das Land bereiste, immer noch eine geachtete Stellung. Die wissenschaftlichen Reisen beginnen mit dem 18. Jahrh.; das Nähere darüber s. unter den einzelnen asiat. Ländern.
Litteratur. von Humboldt, Fragments de Géologie et de Climatologie Asiatique (2 Bde., Par. 1831);
ders., Centralasien (2 Bde., Berl. 1844);
Karl Ritter, Erdkunde von Asien, Bd. 2-19 (ebd. 1832-59);
Ritter, Kleine Schriften zur Kunde A.s; Reclus, Nouvelle Géographie Universelle, Bd. 7-9 (Par. 1881-84);
Kean, Asia (hg. von Temple, Lond. 1882);
Lanier, L'Asie. Choix de lectures de géographie (Par. 1888);
Sievers, Asien. Eine allgemeine Landeskunde (Lpz. 1892);
Calcutta-Review, Jounal of the Eastern Archipelago; Chinese Repository, Journal of the Royal Asiatic Society (s. Asiatische Gesellschaften);
ferner die Veröffentlichungen der Russischen Geographischen Gesellschaft mit Zweigen in Irkutsk und Tiflis; die franz. Zeitschrift Cochinchine française u. s. w. Die neueste Litteratur über die einzelnen Länder A.s s. am Schluß der betreffenden Einzelartikel.
Für die Geschichte der Reisen sind zu nennen: Murray, Historical account of discoveries and travels in Asia from the earliest ages to the present time (3 Tle., Edinb. 1820);
Geographisches Jahrbuch, hg. von Behm und Wagner, Bd. 2 -6, 9-11 (Gotha 1868-90);
von Baer, Peters d. Gr. Verdienste um die Erweiterung der geogr. Kenntnisse (in den «Beiträgen zur Kenntnis des Russischen Reichs», Bd. 16, Petersb. 1872);
Yule, Cathay and the way thither (Lond. 1866).
Neuere Karten. Imperial Map of Asia (Lond. 1881);
Bamberg, Wandkarte von Asien 1:6 700000 (Berl. 1881);
Cora, Carte fisica e politica dell' Asia 1:8000000 (Tur. 1882);
Kiepert, Physik. Wandkarte von Asien 1:4000000 (Berl. 1889);
Chavanne, Physik. Wandkarte von Asien 1:8000000 (Wien 1881);
Karte des asiat. Rußland und der angrenzenden Gebiete, bearbeitet im militär-topogr.
Bureau des russ. Generalstabes, 1:4 200000 (1883, russisch); von Haardt, Übersichtskarte der ethnogr. Verhältnisse von und dem angrenzenden Europa, 6 Blatt in 1:8000000 (Wien 1887); Kiepert, Polit. Schulwandkarte von Asien 1:8000000 (Berl. 1888);
Levasseur, Carte murale de l'Asie 1:10000000 (Par. 1884);
Carte murale de l'Asie 1:10000000 (Brüss. 1885);
Handtke, Generalkarte von Asien 1:13 886000 (Glogau 1889);
Johnston, General Map of Asia 1:9 218000 (Lond. u. Edinb. 1889);
Gaebler, Physik. und polit.
Wandkarte von Asien 1: 8000000 (Lpz. 1893).