Asiatische
Gesellschaften, Vereinigungen von
Gelehrten zur Erforschung der
Geographie und Geschichte, der
Religion, der
Sitten,
Sprachen und
Litteraturen
Asiens. Die ältesten derartigen
Gesellschaften haben sich in
Asien
[* 2] selbst und zwar in
Ostindien
[* 3] unter den Anregungen europäischer
Eroberungen und
Kolonisation gebildet. Voran steht die Bataviansch Genootschap
van
Kunsten en Wetenschappen, zu
Batavia
[* 4] 1779 gegründet, welche »Verhandelingen« (seit 1779, mit schätzenswerten
Beiträgen zur Kenntnis der südasiatischen
Inselwelt) herausgibt, früher auch eine »Tijdschrift
voor Nederlandsch
Indië« (seit 1842) erscheinen ließ, an deren
Stelle 1853 die »Tijdschrift voor
Indische Taal-,
Land- en Volkenkunde«
trat.
Wenig jünger ist die Asiatic Society of Bengal, welche 1784 von W. Jones begründet wurde und die berühmten »Asiatic Researches« (Kalk. 1788-1836, 20 Bde.) herausgab, an deren Stelle seit 1832 das »Journal of the Asiatic Society« erscheint, seit 1865 in zwei Sektionen (eine naturwissenschaftliche und eine philosophisch-historische) geteilt und von den Sitzungsberichten (»Proceedings«) begleitet. Eine Abteilung für die Erforschung der physikalischen Verhältnisse Indiens gab besondere »Transactions« (1829-32, 2 Bde.) heraus.
Unter
Aufsicht dieser
Gesellschaft, aber auf
Kosten der
Ostindischen
Kompanie, später der englischen
Regierung, erscheint seit 1846 zu
Kalkutta
[* 5] die »Bibliotheca indica«, eine Sammlung wichtiger Quellenschriften
zur Kenntnis des
Orients. Sehr viele hervorragende Werke, zum Teil mit englischen Übersetzungen, sind
in diesem schon über 500 Hefte zählenden großartigen Sammelwerk zum erstenmal veröffentlicht worden. Im
Januar 1884 beging
die Asiatic Society in
Kalkutta die
Feier ihres 100jährigen Bestehens, zu welcher Hörsch, der damalige Ehrensekretär der
Gesellschaft, einen »Centenary
Report« verfaßte. Im 19. Jahrh. wurden viele derartige
Gesellschaften in
Europa,
[* 6] namentlich in
England und
Frankreich, gegründet, als deren bedeutendste die folgenden zu nennen sind: Die
Société
asiatique zu
Paris,
[* 7] welche, 1821 von S. de
Sacy,
Klaproth, Asiatische
Rémusat,
Chézy u. a. gegründet, ein reiches
Museum enthält, seit 1822 das
»Journal asiatique« herausgibt und orientalische
Werke hat drucken lassen, z. B.
die wichtige »Collection des auteurs orientaux« u. a.
Die
Royal Asiatic Society of
Great Britain and Ireland zu
London,
[* 8] von
Colebrooke 1823 eröffnet, bestätigt 1824, verfügt ebenfalls
über ein bedeutendes
Museum und eine reiche
Bibliothek. An
Stelle ihrer
»Transactions« (Lond. 1824-34, 3 Bde.)
trat seit 1833 das ungemein reichhaltige
»Journal of the
Royal Asiatic Society«. Mit ihr verbunden wirkte
seit 1828 ein
Oriental translation Committee durch Herausgabe von Übersetzungen orientalischer
Werke. Hierauf erfolgte die
Gründung der American
Oriental Society zu
Boston
[* 9] 1842, deren seit 1850 in
New York und
New
Haven
¶
mehr
ausgegebenes »Journal« sehr reichhaltig ist; auch sie gibt »Proceedings«
heraus. Die Deutsche Morgenländische Gesellschaft,
[* 11] die in Anlehnung an die allgemeine deutsche Philologenversammlung in Dresden
[* 12] 1844 beschlossen
und in Darmstadt
[* 13] 1845 gegründet wurde, hält mit den Philologen und Schulmännern Versammlungen und gibt seit 1846 eine »Zeitschrift«
(bis jetzt 38 Bände) nebst »Abhandlungen zur Kunde des Morgenlands« heraus; auch hat sie viele zum Teil
sehr umfangreiche orientalische
Werke drucken lassen und unterstützt die von Asiatische
Weber herausgegebenen »Indischen Studien« (Berl. 1849 ff.,
bis jetzt 17 Bde.). Die Geschäftsführung hat ihren Sitz zu Halle
[* 14] und Leipzig,
[* 15] in welch letzterer Stadt sich auch die
Bibliothek und die Sammlungen befinden.
Einen beschränkten Kreis [* 16] haben die Société orientale de France zu Paris seit 1842, welche die »Revue de l'Orient, de l'Algérie et des colonies« herausgibt, und das 1859 in Alexandria gegründete Institut égyptien, von welchem seit 1862 »Bulletins« und »Mémoires« erscheinen. Die Literary Society of Jerusalem [* 17] 1850 gestiftet, welche sich der Erforschung des Heiligen Landes widmete, ist seit mehreren Jahren eingegangen. Dagegen wurde im November 1870 in London durch S. Birch und J. ^[Joseph] Bononi die Society of Biblical Archaeology gegründet, in welcher seit 1871 mehrere frühere, einen ähnlichen Zweck verfolgende Gesellschaften, nämlich das Anglo-Biblical Institute, die Syro-Egyptian Society, das Chronological Institute und die Palestine Archaeological Association, aufgegangen sind. Die genannte Society of Biblical Archaeology veröffentlicht wertvolle »Transactions« (seit 1872, 8 Bde.) und noch wichtigere »Proceedings«. Für die Erforschung Palästinas ist seit 1865 der English Palestine Exploration Fund thätig, der regelmäßig »Quarterly Statements« herausgibt und 1872-79 eine vollständige Vermessung des Heiligen Landes veranstaltet hat, deren Ergebnisse in einer neuen Karte (2 Ausgaben, 1880 u. 1882) und in begleitendem Text (1881-84, 7 Bde.) vorliegen.
Eine gleichnamige amerikanische Gesellschaft verfolgt denselben Zweck. Seit 1877 besteht auch ein »Deutscher Verein zur Erforschung
Palästinas«, der eine Zeitschrift herausgibt (Leipz. 1878 ff.,
bis jetzt 8 Bde.), Ausgrabungen bei Jerusalem (1881) veranstaltet hat und wissenschaftliche Reisen unterstützt. Noch sind zu
erwähnen: die Wissenschaftliche orientalische
Gesellschaft zu Beirut (seit 1882 bestehend, die Nachfolgerin der 1847 von Thomson
daselbst gegründeten Gesellschaft der Wissenschaften) und die Wissenschaftliche maronitische Gesellschaft ebendaselbst, welche
beide 1882 ihre ersten Schriften veröffentlichten; ferner das Kon.
Institut Voor de Taal-, Land- en Volkenkunde van Nederlandsch Indië zu Amsterdam, [* 18] welches seit 1853 »Bijdragen« veröffentlicht; die Société orientale zu Konstantinopel, [* 19] welche 1852 gegründet wurde, um sich bald wieder aufzulösen. Gegenwärtig ist dort ein türkischer Verein, Esch-schark, neben der kaiserlichen Akademie, dem Endschümenidanisch von 1851, entstanden. Auch die Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg [* 20] gibt seit 1849 aus ihrem »Bulletin« die das Morgenland betreffenden Stücke als »Mélanges asiatiques« (philologischen Inhalts) noch besonders heraus.
In der Kaiserlich russischen archäologischen Gesellschaft besteht eine eigne morgenländische Abteilung, welche wichtige »Trudy« (Arbeiten) veröffentlicht. Im Orient bildeten sich außerdem die Madras [* 21] Literary Society (1827) und die Literary Society of Bombay [* 22] (»Transactions«, Lond. 1819-23, 3 Bde.);
beide aber verbanden sich 1828 und 1829 mit der Royal Asiatic Society zu London und führen seitdem die Namen Bombay und Madras branches of the Royal Asiatic Society;
von ersterm erscheint ein besonderes »Journal« seit 1841, von dem andern seit 1833. Auch auf Ceylon [* 23] und Malakka bestehen solche Zweige der Hauptgesellschaft;
besonders wichtig ist der China [* 24] branch of the Royal Asiatic Society zu Hongkong, welcher seit 1848 einige Bände »Transactions« veröffentlicht hat.