Titel
Ziegler,
1) Friedrich Wilhelm, Schauspieler und Theaterdichter, geb. 1761 zu Braunschweig, wurde 1778 in Hamm Schauspieler bei Neuheil, mit dem er nach Wien ging, erregte hier die Aufmerksamkeit Kaiser Josephs II., der ihn 1781 am Hoftheater anzustellen befahl, und gehörte dieser Bühne, ein Tagesengagement in Mainz ausgenommen, bis zu seiner Pensionierung (1822), zuletzt als Theaterkonsulent, an. Er starb in Preßburg. Als Bühnendichter wetteiferte Ziegler mit Iffland und Kotzebue. Besondern Beifall fanden das rührende, viel gegebene Schauspiel »Parteiwut« (1817) und die Lustspiele: »Der Hausdoktor« (1798),
»Liebhaber und Nebenbuhler in Einer Person« und »Die vier Temperamente« (1823),
die ebenso geschickt angelegt wie gewandt ausgeführt sind. Seine »Sämtlichen dramatischen Werke« erschienen Wien 1824, 13 Bde.; 2. Ausg. 1838.
2) Jakob Melchior, schweizer. Geograph, geb. zu Winterthur, studierte in Genf und Paris Mathematik und Naturwissenschaften, leitete dann das väterliche Baumwollengeschäft und war gleichzeitig 1828-34 Lehrer der Mathematik in seiner Vaterstadt, deren Schulwesen ebenso wie die schweizerischen Eisenbahnen und Kunstbestrebungen er zeitlebens förderte. Seit 1834 Forstinspektor, vermaß er mit seinem Schüler Wurster zusammen die großen Winterthurer Waldungen und gründete dann 1842 die berühmt gewordene lithographische Anstalt von Wurster u. Komp. (seit 1863 Wurster, Randegger u. Komp.), der er bis 1873 angehörte.
Unter den zahlreichen wertvollen und technisch, namentlich in der Gebirgszeichnung, vollendeten Karten Zieglers, welche aus derselben hervorgegangen sind und zum Teil auf dessen eignen Aufnahmen beruhen, sind zu nennen: »Topographische Karte der Kantone St. Gallen und Appenzell" (16 Bl., 1849-52);
»Atlas über alle Teile der Erde nach Karl Ritters Lehre« (2. Aufl. 1864);
»Hypsometrischer Atlas mit Erläuterungen und Höhenverzeichnissen« (1856);
»Topographische Karte der Insel Madeira« (1856);
»Topographische Karte des Kantons Glarus" (1:50,000, 2 Bl.; 2. Aufl. 1869);
»Hypsometrische Karte der Schweiz« (1866);
»Topographische Karte des Unterengadin etc.« (1:50,000, 2 Bl., 1867);
»Topographische Karte des Oberengadin etc.« (1:50,000, 4 Bl., 1873);
ferner einige Schriften »Über das Verhältnis der Topographie zur Geologie« (1869 u. 1876).
Ziegler, der lange mit Karl Ritter im engsten Verkehr gestanden, starb in Basel.
Vgl. Geilfuß, Leben des Geographen J. M. Ziegler (Winterthur 1884).
3) Franz Wilhelm, Politiker, geb. zu Warchau bei Brandenburg a. H., studierte die Rechte in Halle, wurde Rechtsanwalt, 1840 Oberbürgermeister in Brandenburg, 1848 Mitglied der preußischen Nationalversammlung und 1849 wegen Teilnahme am Steuerverweigerungsbeschluß seines Amtes entsetzt und zu einem Jahr Festung verurteilt. Er ließ sich nach Verbüßung der Strafe in Berlin nieder, ward 1864 Mitglied des Abgeordnetenhauses und 1867 des Reichstags. Er gehörte zur Fortschrittspartei, von deren Parteipolitik er sich nur 1866 vor Beginn des Kriegs einmal trennte, indem er sich in einer Rede in Breslau mit Entschiedenheit für die Wahrung von Preußens Macht und Ehre auch durch einen Krieg erklärte. Er starb Ziegler schrieb: »Wie ist dem Handwerkerstand zu helfen?« (Leipz. 1850);
»Zur sozialen Reform des preußischen Abgabenwesens« (Berl. 1850) und die Erzählungen: »Nondum« (das. 1860, 2 Bde.),
»Landwehrmann Krille« (das. 1865),
»Bettler vom Kapitol« (das. 1869),
»Gesammelte Novellen und Briefe aus Italien« (das. 1872, 3 Bde.).
Zieglers »Gesammelte Reden« erschienen Berlin 1879.
4) Karl, unter dem Namen Carlopago bekannter Dichter, geb. zu St. Martin in Oberösterreich, wuchs in Mödling und Wien auf, erhielt nach Erledigung der philosophischen Studien an der Wiener Universität 1838 eine Kanzleianstellung und zwar bei der Schulbücherverlagsdirektion und verblieb in diesem Amt bis zu seiner Pensionierung 1857. Er starb in Wien. Ziegler gehört zu den formfeinsten und bedeutendsten österreichischen Dichtern der neuesten Zeit. Seine Sprache und Darstellung sind, abweichend von den meisten seiner dichterischen Landsleute, meist sehr einfach und nur selten mit Bildern geschmückt;
dafür aber weiß er durch Wahrheit der Empfindung, originelle Behandlung, Mannigfaltigkeit der Stoffe und idealen Schwung der Gedanken zu fesseln. Er veröffentlichte: »Gedichte« (Leipz. 1843);
»Himmel und Erde«, Gedichte (Wien 1856);
»Oden« (Salzb. 1866) und »Vom Kothurn der Lyrik« (das. 1869), letzteres Werk eine Sammlung von Hymnen, Dithyramben, Rhapsodien etc., oft von großer Schönheit und hinreißender Wirkung.
5) Alexander, Reiseschriftsteller, geb. zu Ruhla, begann seine Laufbahn als Forschungsreisender mit einer Reise durch Nordamerika und Westindien (1846-47), deren Ergebnisse er in den Werken: »Skizzen einer Reise durch Nordamerika etc.« (Leipz. 1848, 2 Bde.),
»Republikanische Licht- und Schattenseiten« (das. 1848) u. a. niederlegte. 1850-51 besuchte er Spanien, 1854-55 Marokko, Algerien, Ägypten und Nubien, von wo er über Jerusalem, Smyrna und Griechenland zurückkehrte. 1857-58 führte er eine neue größere Reise nach dem
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Norden (Orkney- und Shetlandinseln, Norwegen, Lappland und Finnland) aus, besuchte 1867 nochmals Spanien und wohnte 1869 der Eröffnung des Suezkanals bei. Über die genannten Reisen veröffentlichte er: »Reise in Spanien« (Leipz. 1852, 2 Bde.);
»Meine Reise im Orient« (das. 1855, 2 Bde.) und »Meine Reise im Norden« (das. 1860, 2 Bde.).
Später sich mehr der engern Heimatskunde zuwendend, schrieb er: »Der Rennsteig des Thüringer Waldes« (Dresd. 1862);
»Reisehandbuch für Thüringen« (mit H. Schwerdt, Hildburgh. 1864, 3. Aufl. 1879);
»Das Thüringer Walddorf Ruhla« (4. Aufl., Dresd. 1876).
Kleinere Schriften von ihm sind: »Geschichte deutscher Nationalunternehmungen« (7. Aufl., Dresd. 1863);
»Die deutschen Erforschungsexpeditionen nach Innerafrika« (7. Aufl., das. 1865);
»Die Reise des Pytheas nach Thule« (das. 1861);
»Zur Geschichte der Schiller-Lotterie« (8. Aufl., das. 1864);
»Regiomontanus, ein geistiger Vorläufer des Kolumbus« (das. 1874);
»Zur Geschichte des Meerschaums« (2. Aufl., das. 1883) u. a. Ziegler starb in Wiesbaden.
6) Klara, Schauspielerin, geb. zu München, debütierte 1862 in Bamberg als Jungfrau von Orléans, sodann in derselben Rolle auf dem Münchener Hoftheater mit großem Erfolg und nahm darauf als erste Heldin ein Engagement in Ulm an, wo sie mit kurzer Unterbrechung bis 1865 blieb. Sie ging hierauf an das neue Aktientheater in München, dessen Direktion ihr Lehrer Christen übernommen hatte, und weihte das Unternehmen als »Isarnixe« ein, nahm später ein Engagement in Leipzig an, kehrte aber schon nach Jahresfrist nach München zurück, wo sie 1868 für das Hoftheater engagiert ward.
Seitdem hat die Künstlerin fast auf allen namhaften Theatern gastiert. Auf ihr Verlangen erhielt sie 1874 ihre Entlassung aus dem Verband des Hoftheaters und gab seit dieser Zeit nur Gastrollen. 1876 vermählte sie sich mit ihrem Lehrer Christen. Sie blendet durch außergewöhnlich reiche und schöne Mittel, vornehmlich den bestrickenden Wohllaut ihres Organs und durch plastische Stellungen; doch fehlt es ihrem Spiel an Innerlichkeit und an geistiger Beseelung. Ihre Hauptrollen sind: Medea, Iphigenie, Maria Stuart, Isabella (»Braut von Messina«) und Donna Diana. Seit 1888 spielt sie am »Berliner Theater« in Berlin.
Vgl. Mayerhofer, Klara Ziegler (Bamb. 1887).