Ascomyceten
,
Schlauchpilze, eine Gruppe von Pilzen, von den übrigen Pilzgruppen besonders dadurch unterschieden, daß die eine Art ihrer Sporen durch sog. freie Zellbildung entsteht (s. Tafel: Pilze [* 2] III, [* 1] Fig. 6c; IV, [* 1] Fig. 2b, 3d). Es zerfällt dabei der Protoplasmainhalt einer schlauchförmigen Zelle [* 3] (Ascus) in mehrere Partien, die sich mit einer Zellhaut umgeben und schließlich als reife Sporen (Ascosporen) aus dem Ascus entlassen werden. Außer den Ascosporen besitzen die in vielen Fällen noch Conidienträger (Taf. III, [* 1] Fig. 6a.), d. h. Mycelfäden, an deren Spitze kleine Sporen, sog. Conidien, abgeschnürt werden [* 1] (Fig. 6b), und Pykniden, d. h. geschlossene, gewöhnlich flaschenförmige Früchte, in denen Sporen gebildet werden, die meist etwas größer sind als die Conidien.
Sowohl
Ascosporen als
Conidien und Pyknidensporen sind keimfähig und können das Mycelium des
Pilzen wieder erzeugen. Diese
Mannigfaltigkeit der Sporenbilduug ist jedoch nicht bei allen Ascomyceten
vorhanden; in vielen
Fällen sind weder Pykniden noch
Conidien, sondern nur die Fruchtkörper bekannt, in denen die
Asci gebildet werden. Die Form
der letztern und deren
Anordnung bieten daher die wichtigsten
Merkmale zur Unterscheidung der einzelnen artenreichen Familien
der Ascomyceten.
Außerdem werden von manchen Ascomyceten noch kapselartige Gebilde erzeugt:
Spermogonien (s. d.). Sie bilden im Innern außerordentlich zahlreiche kleine
Sporen, die
Spermatien, die meist durch eine Mündung am Scheitel des Spermogoniums entleert werden. Zwar hat man solche
Spermatien
zum
Keimen gebracht, jedoch bisher nur in wenigen Fällen eine vollständige
Entwicklung des
Pilzes aus denselben beobachtet.
Gewöhnlich unterscheidet man vier Familien:
1) Discomyceten (Scheibenpilze, s. Tafel: Pilze IV, [* 1] Fig. 3), bei denen die Asci auf scheiben- oder becherartigen Fruchtkörpern angeordnet sind. Hierher gehören manche eßbare Pilze, wie die Morcheln, ferner viele auf Kulturpflanzen lebende schädliche Parasiten, wie z. B. der Pilz, [* 4] der die Ursache des Lärchenkrebses, einer verheerenden Krankheit der Lärchenbäume, ist.
2) Pyrenomyceten (Kernpilze, s. Tafel: Pilze IV, [* 1] Fig. 1, 2), bei denen die Asci in kapsel- oder flaschenförmigen Höhlungen (Perithecien) eingeschlossen sind, welche einzeln dem Mycelium aufsitzen oder zu mehrern auf einem meist fleischig entwickelten Polster, dem stroma, angeordnet sind. Eine Abteilung bilden die Perisporiaceen (s. Tafel: Pilze III, [* 1] Fig. 5-7). Auch zu den Pyrenomyceten gehören viele als schädliche Parasiten auftretende Pilze, so die des Meltaus (s. d.), die Traubenkrankheit (s. d.); ebenso die als Rußtau (Taf. III, [* 1] Fig. 5) bekannten krankhaften Erscheinungen und die Krankheit mancher Getreidearten, vorzugsweise des Roggens, Mutterkorn (s. d.) genannt (s. Tafel: Pflanzenkrankheiten, [* 5] Fig. 4, und Tafel: Pilze 1, Eßbare Pilze, [* 1] Fig. 16). 3) Tuberaceen, bei denen die Asci in meist unterirdischen, knollenartigen, oft faustgroßen Fruchtkörpern eingeschlossen sind. Hierher gehört z. B. die Trüffel (s. d. und Tafel: Pilze I, Eßbare Pilze, [* 1] Fig. 16a, b). 4) Lichenen oder Flechten [* 6] (s. d.).
Ob bei den Ascomyceten
eine Sexualität vorhanden ist, kann mit Sicherheit nicht angegeben werden.
Conidien und Pykniden sind jedenfalls ungeschlechtlich erzeugte Fortpflanzungsorgane; dagegen glaubte man, daß die
Bildung
der Fruchtkörper, in denen die
Asci entstehen, bei vielen Ascomyceten
die Folge eines sexuellen
Aktes sei.