Titel
Aschersleben.
[* 3]
1) Kreis [* 4] (Landratsamt in Quedlinburg) [* 5] im preuß. Reg.-Bez. Magdeburg, [* 6] hat 454,45 qkm, (1890) 80 752 (39 816 männl., 40 936 weibl.) E., 3 Städte, 23 Landgemeinden und 16 Gutsbezirke. - ¶
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2) Stadt im Kreis in 116 m Höhe, an der unweit der Stadt zur Wipper gehenden Eine und den Linien Halle-Bienenburg-Clausthal und Cöthen-Aschersleben (43,60 km) der Preuß. Staatsbahnen, [* 8] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Halberstadt), [* 9] Zoll- und Steueramtes erster Klasse, eines Bezirkskommandos und einer Reichsbanknebenstelle, hat (1890) 22 865 (11 182 männl., 11 683 weibl.) E., darunter 663 Katholiken und 160 Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph [* 10] mit Fernsprecheinrichtung, 3 luth.
Kirchen, darunter die got. Hauptkirche St. Stephan (15. Jahrh.), 1 reform., 1 kath.
Kirche, Synagoge, ein städtisches Gymnasium mit Realprogymnasium und Vorschule (Direktor Dr. Steinmeyer, 17 Lehrer, 11 Klassen, 196 Schüler, 3 Vorklassen, 99 Schüler),
das bereits 1325 als Lateinschule erwähnt wird, Bürgerknaben- und Mädchen-, 4 Volksschulen, 3 Hospitäler nebst Armen- und
Siechenhaus, Kleinkinderbewahranstalt, Kreditverein, Gas- und Wasserleitung,
[* 11] Freimaurerloge; ferner Fabrikation von Maschinen,
Blech-, Papier- und Wollwaren (Decken und Flanelle), Chemikalien, Zündhölzern, Zucker,
[* 12] Knochenkohlen; Eisengießerei,
[* 13] Dampfziegeleien,
Brauereien, Wasser- und Dampfmühlen, 2 Braunkohlengruben, Kalisalzwerk Schmidtmannshall (s. d.),
bedeutenden Acker- und Gartenbau, Samenzucht (Zwiebeln, Zucker- und Mohrrüben), Ausfuhrhandel mit Getreide
[* 14] und Kartoffeln. Ungefähr 2 km
unterhalb der Stadt an der Eine das 1881 angelegte Solbad Wilhelmsbad und oberhalb derselben auf dem steil nach dem Einethal
abfallenden Wolfsberge die sog. «Alte Burg», eine sehr alte Wallburg mit Turmruine, jetzt beliebter Vergnügungsort,
wohl ein Überrest des Stammsitzes der Askanier, deren Grafenschloß westlich der Stadt im sog.
Burggraben gelegen hat. - Aschersleben
, wahrscheinlich vom Grafen Esiko von Ballenstedt im 11. Jahrh. gegründet und schon 1175 als Stadt
bekannt, gehörte bis 1315 dem Haus Anhalt,
[* 15] kam 1332 nebst der Grafschaft an das Stift Halberstadt, 1648 an
Brandenburg,
[* 16] 1808 an das Königreich Westfalen,
[* 17] 1813 an Preußen.
[* 18]
^[Abb.]