Ascharīten,
Anhänger der in der orthodoxen mohammed. Dogmatik zur Herrschaft
gelangten, zwischen der krassen
Orthodoxie der beiden ersten Jahrhunderte und dem
Rationalismus der Mutaziliten (s. d.) vermittelnden
dogmatischen
Richtung. Ihr Begründer ist
Abu
l-Hasan al-Ascharî (gest. 941), der selbst ursprünglich der rationalistischen
Schule angehörte. In seinem
Glaubensbekenntnis herrscht der
Spiritualismus der mutazilitischen Dogmatik vor, jedoch werden
der
Orthodoxie viele Zugeständnisse gemacht. Die Strengorthodoxen verlästerten anfangs auch den Lehrbegriff
der Aschariten;
zum endlichen
Durchbruch gelangte die dogmatische
Richtung der Aschariten
erst im 11. Jahrh. durch fromme
Lehrer, wie Al-Bâkillâni
(gest. 1013),
Abu l-Maâli al-Dschuweinî (gest. 1085) und Al-Ghazâlî.
Entscheidend für den Sieg der ascharitischen Theologie war die Gründung der Nizâm-Akademie (1066) durch den Wesir Nizâm al-Mulk, in der die ascharitische Dogmatik offiziell gelehrt wurde. Seit dem 12. Jahrh. ist Ascharis Bekenntnis in der ganzen sunnitischen Welt mit dem orthodoxen Glauben identisch. –
Vgl. Kremer, Geschichte der herrschenden Ideen des Islams (Lpz. 1868);
Wilh. Spitta, Zur Geschichte Abu'-l-Hasan al-Asch'aris (ebd. 1876);
Mehren, Exposé de la réforme de l'Islamisme (Leid. 1887);
Dugat, Histoire des philosophes et des théologiens musulmans (Par. 1878).