Aschaffenburg
,
Ascham

* 3
Aschaffenburg.
[* 3] ehemaliges
Fürstentum, am
Main, jetzt ein Teil des bayrischen Regierungsbezirks
Unterfranken und Aschaffenburg
,
ca. 1700 qkm
(30,9 QM.) groß, wurde 1803 meist aus kurmainzischem Gebiet
(dem Viztumamt den Oberämtern
Klingenberg,
Orb und
Lohr etc.) gebildet und dem
Kurerzkanzler von
Dalberg
als
Dotation verliehen. Seit 1806 zum Großherzogtum
Frankfurt
[* 4] gehörig, kam das
Fürstentum 1814 nach dem
Verzicht des
Großherzogs
auf seine
Staaten an
Österreich,
[* 5] wurde aber von dieser Macht sogleich an
Bayern
[* 6] gegen Abtretungen in
Tirol
[* 7] und
Salzburg
[* 8] vertauscht.
Die Stadt Aschaffenburg
, an der Aschaff und am rechten Mainufer, das hier allmählich zu dem Abhang des
Spessarts hinaufsteigt, reizend gelegen, ist
Knotenpunkt der Eisenbahnlinien
Aschaffenburg-Würzburg und
Aschaffenburg-Amorbach der
Bayrischen Staatsbahn
sowie
Mainz-Darmstadt-Aschaffenburg und
Frankfurt aschaffenburg.
M.-Aschaffenburg der Hessischen Ludwigsbahn. Das große, viereckige, mit vier Ecktürmen (58
m hoch) versehene, sehr schön gelegene
Schloß
(Johannisburg), von dem
Kurfürsten von
Mainz,
[* 9]
Johann Schweikard
von
Kronberg, 1605-14 im
Stil der
Renaissance erbaut, enthält eine
Gemäldegalerie (besonders reich an Niederländern), eine
Kupferstichsammlung von etwa 20,000 Blättern und eine wertvolle
Bibliothek.
Aschaffit - Aschanti

* 13
Seite 1.900.Unter den sieben Kirchen ist die Stiftskirche zu St. Peter und Alexander hervorzuheben, eine romanische Kreuzbasilika mit unregelmäßigem Grundriß, vom Herzog Otto von Bayern um 976 gegründet und 1870-81 restauriert. Andre bemerkenswerte Gebäude sind: die Kaserne, der Schönborner, Bassenheimer und Dalberger Hof, [* 10] das Theater [* 11] und Deutschordenshaus, die Markthalle und das sogen. »pompejanische Haus«, die getreue Nachbildung der in Pompeji [* 12] ausgegrabenen Casa del questore (gewöhnlich Haus des Kastor und Pollux genannt), die König Ludwig I. von Bayern 1842-49 durch den Oberbaurat v. Gärtner ¶
mehr
ausführen ließ. Aschaffenburg
zählt mit der Garnison (2. Jägerbataillon) (1880) 12,152 Einw., darunter 1479 Evangelische und 493 Juden.
Die hervorragendsten Industriezweige sind Fabrikation von Buntpapier (drei Anstalten) mit starkem Export, Cellulose und Papier,
Holzstoff
[* 14] und Pappe, Farben, Lack, Eisschränken, Tabak,
[* 15] Zigarren, Wachs, Leim, Likör; ferner gibt es ansehnliche Bierbrauereien,
zwei Samenklenganstalten, eine Gas und Wasserleitung
[* 16] und Handel mit Holz
[* 17] und Wein. An Anstalten besitzt Aschaffenburg
1 Forstlehranstalt, 1 Gymnasium, 1 lateinische
Schule, 1 Studienseminar, 1 Realschule, 1 Lehrerinnenseminar, 1 höhere weibliche Erziehungsanstalt; ferner 1 Bankinstitut, 2 Waisenhäuser, 1 Krankenhaus
[* 18] etc. Aschaffenburg
ist Sitz eines Bezirksamts und eines Landgerichts (für die zehn Amtsgerichte zu Alzenau, Amorbach,
Aschaffenburg
, Klingenberg, Lohr, Marktheidenfeld, Miltenberg, Obernburg, Schöllkrippen und Stadtprozelten). Belustigungsorte und Spaziergänge
in der Umgebung der Stadt sind das »schöne Thal«,
[* 19] parkähnliche Anlagen, welche sich fast rings um Aschaffenburg
ziehen; die Fasanerie
und der vielbesuchte »schöne Busch«, ein großer Park mit Seen, Irrgarten, Restauration etc. Auf dem Friedhof
ruhen W. Heinse, der Verfasser des »Ardinghello«, dem König Ludwig I. an der Mauer einen Denkstein setzen ließ, und der Dichter
Klemens Brentano. - Aschaffenburg
, im Mittelalter Aschafaburg, auch Askenburg genannt, bestand als Kastell schon zur Römerzeit. Im 10. Jahrh.
kam Aschaffenburg
, das bereits im 8. Jahrh. als Stadt genannt wird,
an den Herzog Otto von Schwaben, der 974 daselbst das Stift der Heiligen Peter und Alexander gründete.
Nordkap - Nördlingen

* 20
Nördlingen.
Das Stiftsgebiet kam bald an Kurmainz, das bis 1558 die Propstei Aschaffenburg
bestehen ließ. Die Stadt wurde 1122 von Erzbischof Adalbert
I. stark befestigt. Auf dem Fürstentag zu Aschaffenburg
setzte Enea Silvio im Juli 1447 die Lossagung der deutschen
Fürsten vom Baseler Konzil und die Anerkennung des Papstes Nikolaus V. durch und bereitete das Wiener Konkordat vor, das deshalb
auch Aschaffenburger
Konkordat benannt wird. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Aschaffenburg
1631 von Gustav Adolf besetzt, 1634 nach der
Schlacht bei Nördlingen
[* 20] von den Spaniern, 1646 von den Franzosen, noch in demselben Jahr von den Bayern
und dann von den Schweden,
[* 21] 1647 von dem kaiserlichen General Garnier sowie 1672 von den Franzosen unter Turenne eingenommen. Nach
Auflösung des Erzstifts Mainz (1803) ward Aschaffenburg Hauptstadt des gleichnamigen Fürstentums (s. oben) und kam
mit diesem 1814 an Bayern. Bei Aschaffenburg wurde die österreichische Division Neipperg nach heftigem Kampf von der preußischen
Division Goeben geschlagen und zum Rückzug in die Stadt genötigt, worauf diese von den Preußen
[* 22] im Sturm genommen wurde.
Vgl. Beilhack, Aschaffenburg (Aschaffenb. 1878).