Asbést
(grch. asbestos
, unverbrennlich), verschiedene faserige
Mineralien,
[* 3] die besonders mit Hornblende
[* 4] und
Augit,
[* 5] aber auch mit
Serpentin in
Beziehung stehen. Der eigentliche Asbést
stimmt nach seinen chem.
Bestandteilen mit
der Hornblende (s. d.) überein und kann als eine langfaserige, meist eisenfreie
oder eisenarme Abänderung derselben gelten. Er ist durchscheinend, seidenglänzend, biegsam oder spröde, fühlt sich fettig
an und hat eine weißliche, lauchgrüne, ins Gelbliche oder Graue übergehende
Farbe.
Wenn die einzelnen Fasern sich verfilzen, so entsteht der wegen seiner geringen Kompaktheit auf dem Wasser schwimmende sog. Bergkork (Bergleder, Bergpapier), der sich namentlich auf Erzgängen, in den Hochalpen sowie in Skandinavien vorfindet. Werden die Fasern infolge von Verwitterung holzbraun und kommen krummblätterige Stücke wie Äste darin vor, wie am Schneeberge bei Klausen in Tirol, [* 6] so heißt das Mineral Bergholz. Sind endlich die Fasern außerordentlich zart, mit einem seidenartigen Schiller, gehen sie im Wasser leicht auseinander und sind sie so biegsam, daß sie der schönsten weißen Seide [* 7] gleichen, so führt es den Namen Amiant oder Bergflachs (Federweiß, Federalaun), dessen Hauptlager namentlich der Talkschiefer in den Hochgebirgen bildet.
Der durch Talk verunreinigte Bergflachs heißt Bergfleisch. Der Byssolith gleicht blonden oder grauen Menschenhaaren. Der Serpentinasbest oder Chrysotil ist eine faserige, gelblichgrüne Abänderung des Serpentins mit goldigem Schiller und besteht aus wasserhaltiger kieselsaurer Magnesia. Er bildet Schnüre im Serpentin und findet sich namentlich zu Reichenstein in Schlesien [* 8] und zu Baltimore [* 9] (Baltimorit). Die biegsamen Abänderungen des und Amiants dienen zur Verfertigung unverbrennlicher Schnüre und Gewebe. [* 10]
Sie werden zu diesem Zwecke in Wasser eingeweicht, ausgewaschen, getrocknet und, mit Flachsfasern vermengt, mittels der
Spindel
in Fäden gesponnen, wobei man die Finger mit Öl benetzt. Das Weben
[* 11] geschieht auf die gewöhnliche Art.
Im
Feuer verbrennt dann bloß der Flachs, das Gewebe wird nicht zerstört. Die Alten sollen sich, nach
Plinius, desselben zu
Leichengewändern bedient haben, um beim Verbrennen die
Asche der
Toten von der des Holzes zu sondern.
Kaiser
Karl V. hatte ein
Tischzeug von Asbést
, das er zur Belustigung seiner Gäste nach eingenommener
Mahlzeit ins
Feuer werfen ließ.
– Im letzten Jahrzehnt hat sich in
Deutschland
[* 12] eine wirkliche Asbest
industrie
(Berlin,
[* 13]
Dresden,
[* 14]
Frankfurt
[* 15] a. M., Hannover
[* 16] u. s. w.)
entwickelt, der
Tirol,
Italien,
[* 17] die
Schweiz,
[* 18] die Pyrenäen, der Odenwald,
Sibirien, Nordamerika,
[* 19]
Australien
[* 20] das Rohmaterial liefern.
Man verfertigt
¶
mehr
Asbest
papier, Asbestpappe (als Dichtung für Dampfcylinder und Flantschen), Asbesthandschuhe (als Schutz gegen Säuren und
elektrische Schläge) u. s. w. (vgl. Asbestpackung). Kleider von Asbést
hat man für Feuerlöschmannschaften in Vorschlag gebracht.
Den Amiant hat man auch zu unverbrennlichen Lampendochten und, mit Papiermasse vermengt, zu plastischen Arbeiten benutzt; bei
den frühern chem. Feuerzeugen diente er zur Aufnahme der Schwefelsäure.
[* 22]