Arvālische
Bruder (lat. Fratres Arvales), bei den alten Römern ein Kollegium von 12 Priestern, die an dem Abzeichen eines Ährenkranzes mit weißer Binde zu erkennen waren. Ihre Stiftung wurde von der Sage auf Romulus zurückgeführt. Schon das Symbol des Ährenkranzes bezeichnet deutlich ihre Bestimmung für den Dienst einer Flur- und Ackergöttin, der Dea Dia. Das Kollegium, an dessen Spitze ein auf ein Jahr gewählter Magister stand, ergänzte sich durch Zuwahl, und es scheint, daß nur Patricier wählbar waren.
Die priesterliche Würde war lebenslänglich und konnte selbst durch Verbannung nicht verloren gehen. Der Gottesdienst, der in den letzten Tagen des Mai drei Tage währte, ist verschieden von den um die gleiche Zeit gefeierten Ambarvalia (s. d.) der Landleute; er bestand der Hauptsache nach in Darbringung von Opfern, in gemeinsamen Festessen sowie in einem Tanze um den Altar, [* 2] wobei ein altertümliches Lied abgesungen wurde. Dieses Lied ist, wenn auch in einer wenig genauen Wiedergabe aus dem J. 218 n. Chr., erhalten. Es wird in der Sakristei der Peterskirche aufbewahrt und findet sich in Ritschls «Priscae latinitatis monumenta epigraphica» (Berl. 1862) faksimiliert. Erhalten sind auch zahlreiche Bruchstücke der jährlichen Protokolle der Priesterschaft, die seit Augustus auf Steintafeln eingegraben wurden; von Henzen «Acta fratrum Arvalium» (Berl. 1874) herausgegeben und erläutert, zuletzt im sechsten Bande des «Corpus inscriptionum latinarum» (ebd. 1876) zusammengestellt. –
Vgl. Oldenberg, De sacris fratrum Arvalium (Berl. 1875).