Artois
(spr. artoa, deutsch Atrecht), alte
Grafschaft im nordwestlichen
Frankreich, bildete mit
der
Picardie eins der alten
Gouvernements und gehört jetzt größtenteils zum
Departement
Pas de Calais (s. d.). Die Bewohner,
gleichsam ein Übergang von den lebhhaften
Picarden zu den gemessenern
Vlämen, sind fest und arbeitsam, eifersüchtig auf
ihre politischen
Rechte wie vorzeiten auf die Privilegien ihrer
Stände und eifrige Katholiken. Die Hauptstadt
des
Landes ist
Arras.
[* 2] Artois
, das
Land der
Atrebaten, wurde erst von den
Römern, im 5. Jahrh. von den
¶
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Franken erobert und kam durch die Heirat von Karl des Kahlen Tochter Judith mit dem Grafen Balduin Eisenarm 863 an Flandern. Philipp,
Graf von Flandern, gab Artois
1180 seiner Nichte Isabella von Hennegau, der Gattin Philipps II. August von Frankreich, zur Mitgift. Im
J. 1237 erhob Ludwig IX. Artois
zu einer Grafschaft für seinen jüngern Bruder, Robert. Später kam Artois
durch
Heirat an das Herzogtum Burgund. Nach dem Tod Karls des Kühnen (1477) nahm Ludwig XI. von Frankreich auch in Anspruch und erhielt
es im Frieden von Arras (1482) zugesprochen.
Allein im Frieden zu Senlis (1493) fiel Artois
nebst der übrigen Mitgift Margaretas von Österreich
[* 4] (Tochter
Kaiser Maximilians) an Österreich. Von da an teilte Artois
die Schicksale der österreichisch-spanischen Niederlande.
[* 5] Im Frieden von
Madrid
[* 6] (1526) und in dem zu Cambrai (1529) leistete Franz I. Verzicht auf Flandern und Artois
und ebenso Heinrich II. im Frieden zu
Câteau-Cambresis (1559). Während des Dreißigjährigen Kriegs bemächtigte sich indes Frankreich mehrerer
Plätze in Artois
, namentlich der Hauptstadt Arras, und im Pyrenäischen Frieden (1659) mußte Spanien
[* 7] fast ganz Artois
an Frankreich abtreten.
In der Folge ward durch die Friedensschlüsse von Nimwegen,
[* 8] Ryswyk und Utrecht
[* 9] Frankreich der Besitz der ganzen Grafschaft Artois
bestätigt
und dieselbe mit der Picardie zu einem Generalgouvernement vereinigt. Ludwig XV. verlieh seinem dritten
Enkel, Karl Philipp, den Titel eines Grafen von den derselbe bis zu seiner Thronbesteigung als Karl X. (1824) führte.