Artillerie
schulen,
Anstalten zur fachlichen Bildung von Offizieren der Artillerie, häufig mit den Ingenieurschulen verbunden. Lehrgegenstände sind: Mathematik, Chemie, Physik, Artillerie- und Ingenieurwissenschaften, Terrainlehre, Taktik, Kriegsgeschichte, Pferdekenntnis, Zeichnen, Englisch, Französisch, Übungen im Terrainaufnehmen, Besuch der technischen Institute der Artillerie. Deutschland [* 2] besitzt seit 1816 eine vereinigte Artillerie- und Ingenieurschule in Berlin [* 3] (Charlottenburg), [* 4] Bayern [* 5] eine solche in München. [* 6] Die von den Kriegsschulen entlassenen Portepeefähnriche treten in der Regel auf zwei Jahre in den praktischen Dienst zurück ¶
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und werden dann, nach ihrer Beförderung zum Offizier, zum Besuch der Artillerie
schule kommandiert (Kursus ein Jahr), worauf
sie nach bestandenem Examen zu Artillerieoffizieren ernannt werden. Der Unterricht für Feld- und Fußartillerie ist getrennt. 25 Schüler
können auf 9 weitere Monate zum Besuch der Selekta zugelassen werden. Österreich:
[* 8] Höherer Artilleriekurs in
Wien
[* 9] soll besonders befähigte Offiziere dieser Waffe in ihrer Ausbildung vervollkommnen.
Frankreich: In den 19 Artillerieschulen
(jede der 19 Artilleriebrigaden hat eine) werden die Offiziere ausgebildet. Ein Teil derselben erhält
in der École d'application de l'artillerie et du génie zu Fontainebleau (bis 1870 in Metz)
[* 10] in zweijährigem Kursus fachliche
Fortbildung. England hat eine Artillerieschule in obigem Sinne nicht. Die auf der Militärakademie zu Woolwich
ausgebildeten Offiziere besuchen ein halbes Jahr die Artillerieschießschule zu Shoeburyneß. Rußland: Michael-Artillerieakademie
zu Petersburg
[* 11] mit zweijährigem Kursus.
Italien:
[* 12] Militärakademie zu Turin,
[* 13] Kursus dreijährig, daran anschließend die Applikationsschule für Artillerie und Genie mit
zweijährigem Kursus. Spanien
[* 14] hat eine Schule zur Heranbildung von Artillerieoffizieren, die nicht aus den
Unteroffizieren hervorgingen, in Segovia, für Genie in Guadalajara; die Türkei
[* 15] hat eine Artillerie und Ingenieurschule in Konstantinopel.
[* 16] Die ersten Artillerieschulen
errichtete Venedig
[* 17] zu Anfang des 16. Jahrh. In diesen Anstalten erlernten die angehenden Artilleristen
die Rechenkunst, die Geometrie, das Modellieren und Zeichnen der Geschütze
[* 18] und Festungswerke, die Verfertigung
der Ladeschaufeln, den Gebrauch der Instrumente zum Richten, das Probieren der neugegossenen Geschütze, die Verfertigung der
Kunstfeuer, den Batteriebau, die Anlegung der Minen etc.; besonders aber wurden sie im Zielschießen mit den verschiedenen
Arten Geschützen geübt.
Nach dem Muster dieser Schulen errichtete Karl V. ähnliche zu Burgos in Spanien und in Sizilien; [* 19] in Deutschland dauerte aber der alte Brauch fort, die Artillerie zunftmäßig für Geld zu lehren und zu treiben, wobei besonders die Feuerwerkerei hervorgehoben ward, die selbst Fürsten zu ihrem Zeitvertreib ausübten. In Frankreich wurde 1675 zu Montesson, unweit Paris, [* 20] eine Übungsschule im Schießen [* 21] und Werfen angelegt, die 1679 durch Ludwig XIV. zu einer wirklichen theoretischen Artillerieschule in Douai umgestaltet wurde. Sachsen [* 22] bekam 1766 eine Artillerieschule.