Artevelde
,
Jak. van, flandr. Volksführer, geb. 1285 als Sohn des reichen und in vornehmen Familienverbindungen stehenden Tuchhändlers Joh. van in Gent. [* 2] Graf Ludwig I. von Flandern war mit Hilfe des Königs Philipp VI. von Frankreich nach der Schlacht bei Cassel, in seine Grafschaft zurückgeführt. Der Graf war mithin der Bundesgenosse des Königs, während die Sympathien der Bevölkerung, [* 3] großenteils wegen der Handelsinteressen (die flandr. Webereien konnten der engl. Wolle nicht entbehren), sich zu England neigten.
Als nun 1337 der hundertjährige
Krieg zwischen
Frankreich und England ausbrach, stellte der
Graf sich an die Seite des erstern.
Zu dieser Zeit trat Artevelde
als Stadthauptmann an die
Spitze der Genter Bürgerschaft und faßte einen großartigen
Plan, wonach
nicht nur die flandr.
Städte, ihre gegenseitigen
Fehden vergessend, sich vereinigen sollten, sondern sogar
ein
Städtebund aller niederländ.
Städte (nach der Art der
Hansa) gegründet werden sollte. Wirklich gelang es ihm, mit
Brügge
und
Ypern ein
Bündnis abzuschließen: auch brabantische
Städte erklärten sich zu dem Beitritt geneigt;
in Holland und Hennegau wurde unterhandelt.
Die verbündeten
Städte sollten als eine unabhängige Macht zwischen den kämpfenden
Fürsten sich neutral halten. Dies aber erwies sich als unmöglich. Artevelde
schloß sich den Engländern an. Der
Graf wurde zwar nicht förmlich der Regierung entsetzt, aber der wirkliche Beherrscher Flanderns war Artevelde.
Zuletzt
aber brach die alte Zwietracht wieder aus. Die energische Regierung
A.s galt bald als Tyrannei. Mit
Recht
oder Unrecht hielt man ihn im
Verdacht, den Prinzen von Wales an die
Stelle
Ludwigs als
Grafen einsetzen zu wollen. Er wurde von
einem wütenden Volkshaufen in seinem Hause ermordet. 1863 wurde ihm in Gent ein Erzstandbild errichtet. - Sein Sohn Philipp
van Artevelde
, geb. 1340, ward 1381 bei einem
Aufstande der Genter gegen den
Grafen von Flandern,
Ludwig II. von
Male, zu welchem
Brügge hielt, als «Ruwaert» mit der Oberleitung betraut.
Nachdem er die noch lebenden Anstifter der Ermordung seines
Vaters hatte hinrichten lassen, schlug er bei Beverhout
den
Grafen, nahm dann
Brügge ein, und wurde hierauf von ganz Flandern, mit Ausnahme von Oudenaarde, als
Regent anerkannt. Der vertriebene
Graf
Ludwig fand jedoch Hilfe bei
Karl VI. von
Frankreich, der eine ansehnliche Streitmacht
unter Oliver de Clisson nach den
Niederlanden sandte. In der
Schlacht bei Roosenbeeke erlitten
die Flamänder eine vollständige
Niederlage und Artevelde
selbst fand den
Tod. Die Geschichte der beiden Artevelde
ist mehrfach poetisch
bearbeitet worden. -
Vgl.
Hutton, James und Philip
Van Artevelde
(Lond. 1882);
Ashley, James und Philip
Van Artevelde
(ebd. 1883);
Namèche,
Les
van Artevelde
et leur époque (Löwen
[* 4] 1887).