(griech., Puls- oder Schlagadern), Adern, welche das Blut aus dem Herzen nach allen Körperteilen hinleiten. Bei
jeder Zusammenziehung der Herzkammern wird eine gewisse Menge Blut in die Arterien hineingetrieben, letztere erfahren
hierbei eine periodische Erweiterung, auf welche aber sofort durch die Elastizität der Arterienwand und der in ihr enthaltenen
glatten Muskelfasern eine Verengerung folgt (sogen. Pulsschlag, welcher den Venen oder Blutadern abgeht).
Die größte Arterie heißt Aorta (s. d.). Die Verteilung der Arterien ist
in den beiden Körperhälften im allgemeinen dieselbe, also eine symmetrische; wegen der Einzelheiten s.
Blutgefäße (mit Tafel). Das in den Arterien fließende Blut ist teils sauerstoffreich (arteriell), teils sauerstoffarm (venös),
teils und zwar bei den niedern Wirbeltieren gemischt, je nachdem es schon die Atmungsorgane (Kiemen, Lungen) passiert hat oder
erst auf dem Weg zu ihnen ist. Im allgemeinen verzweigen die Arterien sich baumförmig zu immer feinern Ästen, doch gehen die letztern
auch vielfach Verbindungen (Anastomosen) unter sich ein, so daß Adergeflechte (Plexus) zu stande kommen. Infolge davon kann
bei Verstopfung eines Astes das Blut durch einen andern in denselben Körperteil gelangen. In den größern
Arterien fließt das Blut rascher als in den kleinern, auch ist an letztern der Pulsschlag nicht mehr wahrnehmbar. Die Wände der
Arterien bestehen aus drei Schichten: einer innern, von Bindegewebe gebildeten und nach dem Hohlraum zu von einfachen Zellen aus-
gekleideten (s. Figur, a), einer mittlern, aus Muskeln und Bindegewebe bestehenden (b) und einer äußern, ebenfalls bindegewebigen
(b) Schicht. Die mittlere, sogen. Ringfaserschicht (tunica media) ist besonders bei den größern
Arterien stark entwickelt, besteht aber hier mehr aus elastischen Bindegewebsfasern, bei den kleinern Arterien hingegen
fast ausschließlich aus glatten Ringmuskelfasern, welche bei ihrer Zusammenziehung die Arterien verengern,
also dem Blute den Weg versperren. In der äußern Schicht sind manchmal Längsmuskelfasern vorhanden. Die Wand der größern
Arterien wird ernährt durch sehr feine Blutgefäße, sogen. Vasa vasorum, welche niemals aus dem Gefäß selbst abstammen, das sie
umspinnen, sondern aus kleinern Nachbargefäßen hervorgehen. Zu den Muskelfasern in der Wandung sämtlicher
Arterien begeben sich feine Nervenfäden (s. Gefäßnerven).
(grch.), Pulsadern, in der Anatomie diejenigen Blutgefäße, welche das Blut aus dem Herzen wegführen und in
den verschiedenen Körperteilen verteilen. Bei denjenigen Tieren, bei welchen kein Herz als bewegendes Centralorgan, sondern
nur kontraktile Gefäße existieren (z. B. bei den meisten Würmern), oder bei welchen die Richtung der
Zusammenziehung des Herzens von Zeit zu Zeit sich ändert (bei Ascidien und Salpen), kann natürlich von einer Unterscheidung
zwischen centrifugalen Gefäßen (Arterien) und centripetalen (Venen) nicht die Rede sein.
Bei den höhern Tieren dagegen, wo ein centralisiertes Herz existiert, das rhythmische Zusammenziehungen ausführt, pflanzt
sich die durch die Zusammenziehung des Herzens hervorgebrachte Welle in den größern Stämmen der Arterien fort
und wird so als Pulsschlag
gefühlt, z. B. an der oberhalb des Daumens am Vorderarme hinlaufenden Radialarterie (wo die Ärzte
den Puls zu befühlen pflegen). Die Arterien zerfallen bei den höhern Wirbeltieren und dem Menschen in zwei
Hauptklassen.
Die eine führt das durch das Atmen mit Sauerstoff gesättigte, seiner Kohlensäure teilweise beraubte, gerötete und zur Gewebebildung
geeignete sog. arterielle Blut nach allen Körperteilen; ihr Hauptstamm heißt die Aorta (s. d.) und läuft aus der linken
Herzkammer in der Mittellinie des Körpers erst vorn nach oben, dann hinten herab vor der Wirbelsäule
her. Die andere Klasse besteht aus den Lungenarterien, welche das dunkle, schwärzliche, mit Kohlensäure beladene sog. venöse
Blut aus der rechten Herzhälfte nach den Lungen führen, wo es wieder in rotes, arterielles umgewandelt werden soll.
Die Arterien müssen einen starken Druck der vom Herzen her in sie hineingepreßten Blutmasse aushalten und
sind daher mit festen und elastischen Häuten versehen, von denen namentlich die mittlere oder Ringfaserhaut sehr fest und
dehnbar, die innerste sehr glatt und zart ist. Alle Arterien enthalten in ihrem Gewebe, außer den elastischen Fasern, deutliche
sog. glatte Muskelfasern, durch deren vom Nervensystem abhängige Thätigkeit die Arterien verengt und wieder
erweitert werden können, so daß die Schnelligkeit und die Größe des Blutstroms in den einzelnen Körperteilen durch die
Nerven beeinflußt und reguliert wird. (S. Kreislauf des Blutes und Tafel: Die Blutgefäße des Menschen.)
Von den Arterienkrankheiten ist die häufigste eine chronische Entzündung ihrer innern Haut, welche zu
fettiger Entartung oder Verknöcherung der Arterienwände und dadurch zu Aneurysma (s. d.) oder Apoplexie (s. d.) führt (s.
Arterienentzündung). Verletzungen einer Arterie sind immer von mehr oder minder beträchtlichen, bisweilen lebensgefährlichen
Blutungen begleitet und erheischen den künstlichen Verschluß des durchschnittenen Gefäßes mittels eines umgelegten und
fest zugeschnürten Fadens (s. Blutung und Unterbindung). Krankhafte Verstopfung und Verödung einzelner
Arterien verursachen bisweilen die schwersten Kreislaufsstörungen (s. Thrombose und Embolie).