Arterien
(grch.), Pulsadern, in der
Anatomie diejenigen
Blutgefäße, welche das
Blut aus dem
Herzen wegführen und in
den verschiedenen Körperteilen verteilen. Bei denjenigen
Tieren, bei welchen kein
Herz als bewegendes
Centralorgan, sondern
nur kontraktile
Gefäße existieren (z. B. bei den meisten
Würmern), oder bei welchen die
Richtung der
Zusammenziehung des
Herzens von Zeit zu Zeit sich ändert (bei
Ascidien und Salpen), kann natürlich von einer Unterscheidung
zwischen centrifugalen
Gefäßen (Arterien
) und centripetalen
(Venen) nicht die Rede sein.
Bei den höhern
Tieren dagegen, wo ein centralisiertes
Herz existiert, das rhythmische Zusammenziehungen ausführt, pflanzt
sich die durch die Zusammenziehung des
Herzens hervorgebrachte
Welle in den größern
Stämmen der Arterien
fort
und wird so als Pulsschlag
gefühlt, z. B. an der oberhalb des Daumens am
Vorderarme hinlaufenden Radialarterie (wo die
Ärzte
den Puls zu befühlen pflegen). Die Arterien
zerfallen bei den höhern Wirbeltieren und dem
Menschen in zwei
Hauptklassen.
Die eine führt das durch das
Atmen mit Sauerstoff gesättigte, seiner
Kohlensäure teilweise beraubte, gerötete und zur Gewebebildung
geeignete sog. arterielle
Blut nach allen Körperteilen; ihr Hauptstamm heißt die
Aorta (s. d.) und läuft aus der linken
Herzkammer in der Mittellinie des Körpers erst vorn nach oben, dann hinten herab
vor der Wirbelsäule
her. Die andere
Klasse besteht aus den Lungenarterien
, welche das dunkle, schwärzliche, mit
Kohlensäure beladene sog. venöse
Blut aus der rechten Herzhälfte nach den
Lungen führen, wo es wieder in rotes, arterielles umgewandelt werden soll.
Die Arterien
müssen einen starken Druck der vom
Herzen her in sie hineingepreßten Blutmasse aushalten und
sind daher mit festen und elastischen
Häuten versehen, von denen namentlich die mittlere oder Ringfaserhaut sehr fest und
dehnbar, die innerste sehr glatt und zart ist.
Alle Arterien
enthalten in ihrem Gewebe,
[* 2] außer den elastischen Fasern, deutliche
sog. glatte
Muskelfasern, durch deren vom
Nervensystem abhängige Thätigkeit die Arterien
verengt und wieder
erweitert werden können, so daß die Schnelligkeit und die
Größe des Blutstroms in den einzelnen Körperteilen durch die
Nerven
[* 3] beeinflußt und reguliert wird. (S.
Kreislauf des Blutes
[* 4] und
Tafel: Die
Blutgefäße des
Menschen.)
Von den Arterien
krankheiten ist die häufigste eine chronische
Entzündung ihrer innern
Haut,
[* 5] welche zu
fettiger Entartung oder Verknöcherung der Arterien
wände und dadurch zu
Aneurysma (s. d.) oder
Apoplexie (s. d.) führt (s.
Arterienentzündung). Verletzungen einer Arterie
[* 6] sind immer von mehr oder minder beträchtlichen, bisweilen lebensgefährlichen
Blutungen begleitet und erheischen den künstlichen Verschluß des durchschnittenen
Gefäßes mittels eines umgelegten und
fest zugeschnürten
Fadens (s.
Blutung und
Unterbindung). Krankhafte Verstopfung und Verödung einzelner
Arterien
verursachen bisweilen die schwersten Kreislaufsstörungen (s.
Thrombose und
Embolie).