Arrivabene
,
Giovanni, Graf, ital. Nationalökonom, geb. zu Mantua, [* 2] wurde 1820 infolge eines Besuchs, den ihm Silvio Pellico machte, als Karbonaro verhaftet und in das Gefängnis von Murano bei Venedig [* 3] abgeführt. Nachdem sich seine Unschuld erwiesen, wurde er nach sieben Monaten zwar freigelassen, mußte aber bald darauf wegen einer Geldunterstützung, die er den aufständischen Piemontesen hatte zukommen lassen, flüchtig werden und begab sich nach der Schweiz [* 4] und von da nach Frankreich und England.
Währenddessen wurden von der österreichischen
Regierung seine
Güter sequestriert und er selbst
in contumaciam
zum
Tod verurteilt. In
London
[* 5] widmete sich Arrivabene
nationalökonomischen
Studien, als deren Ergebnis sein Werk über die englischen
Wohlthätigkeitsanstalten (»Beneficenza della
città di Londra«,
Lugano 1827-32, 2 Bde.) erschien. Nach
Belgien
[* 6] übergesiedelt (1827) und daselbst nationalisiert (1840), beschäftigte er sich vorzugsweise mit der
Lage der arbeitenden
Klassen. Er veranstaltete mit andern 1846 den volkswirtschaftlichen
Kongreß zu
Brüssel,
[* 7] aus welchem die Belgische
Ökonomische
Gesellschaft hervorging, deren
Präsident er wurde. Im J. 1860 kehrte er nach
Italien
[* 8] zurück, wo er, zum
Senator ernannt und von der
Italienischen Nationalökonomischen
Gesellschaft zu
Florenz
[* 9] zum
Präsidenten erwählt, hochbetagt in
Mantua starb. Seine Hauptschriften gab
Dino
Carina heraus (»Scritti morali ed economici«,
Flor. 1870). Arrivabene
hat auch
Mills »Principles
of political economy« ins
Italienische übersetzt und
Memoiren
¶
mehr
seines bewegten Lebens (»Intorno ad un epoca della mia vita 1820-22«, Tur. 1860; deutsch, Gotha [* 11] 1861),
und »Memorie della mia vita, 1795-1859«, Flor.
1879) veröffentlicht.