Arriānos,
Flavius, einer der besten griech. Schriftsteller des spätern
Altertums, in der zweiten
Hälfte des 1. Jahrh.
n. Chr. zu Nikomedia geboren,
Schüler und
Freund des
Stoikers Epiktet, erhielt das athenische, von
Kaiser
Hadrian auch das römische
Bürgerrecht, später (136) die Präfektur von
Kappadokien und bekleidete das
Konsulat unter
Antoninus
Pius, besiegte die in das Land eingefallenen
Alanen und starb in Nikomedia unter
Mark Aurel. In allen seinen
Schriften zeigt er sich als glücklichen Nachahmer
Xenophons, auch in der
Wahl der Gegenstände. So zeichnete er, um dem Epiktet
zu werden, was
Xenophon dem
Sokrates, mit wortgetreuer Genauigkeit die philosophischen
Vorträge desselben in acht
Büchern auf,
deren noch erhaltene erste Hälfte das
Beste ist, was wir über die
Ethik der
Stoa besitzen.
Ausgaben davon
(»Diatribae Epicteti«) lieferten
Schweighäuser in »Philosophiae Epicteteae monumenta« (Leipz.
1799) und
Korais (Par. 1826, 3 Bde.); deutsche
Übersetzungen
Schulz
(Altona
[* 2] 1801-1803, 2 Bde.) und
Enk
(Wien
[* 3] 1866). Daran schließt sich das
»Enchiridion Epicteti«, ein kurzes
Handbuch der
Moral, schon im
Altertum als Lehrbuch in Hörsälen und Schulstuben benutzt,
von
Simplicius
aus
Sizilien
[* 4] um 550 kommentiert, auch zweimal nach christlichen
Grundsätzen paraphrasiert (vom heil. Nilus
[* 5] um 430) und herausgegeben
zuerst
Venedig
[* 6] 1528 mit des
Simplicius
Kommentar und später öfter, am besten von
Heyne (3. Aufl., Leipz. 1783) und von
Schweighäuser
(das. 1800; deutsch von
Briegleb,
Koburg
[* 7] 1805). Wie als
Philosoph, nimmt Arrianos
auch unter den Historikern und
Geographen seiner Zeit den ersten
Rang ein.
Seine »Anabasis« (Geschichte der Feldzüge Alexanders d. Gr. in sieben Büchern) ist sehr anschaulich und nach den besten Quellen, wie Aristobulos, Ptolemäos, welche Alexander begleiteten, mit Umsicht und Kritik gearbeitet; Ausgaben davon lieferten Ellendt (Königsb. 1832, 2 Bde.), Krüger (Berl. 1851), Sintenis (neue Aufl., Berl. 1867), Abicht (Leipz. 1871 ff.); deutsche Übersetzungen Cleß (Stuttg. 1862-65, 4 Bde.), Hartung (Leipz. 1861). Eine Ergänzung des Werks bildet die in ionischem Dialekt abgefaßte Schrift »Indica«, welche über Indien, seine Bewohner etc. mit größtmöglicher Genauigkeit und Vollständigkeit berichtet (hrsg. von Schmieder, Halle [* 8] 1798; deutsch von Schmid, Wolfenb. 1764),
erläutert von Dodwell, Vincent (»The voyage of Nearchus«, Lond. 1797),
van der Chijs (»Commentarius geographicus in Arrianum«, Leiden [* 9] 1828). »Anabasis« und »Indica« zusammen gaben heraus Trincavelli (Vened. 1535), besser und mit Noten J. ^[Jakob] Gronovius (Leiden 1704) und Schmid (mit den Noten des Raphelius, Amsterd. 1757). Wichtig ist die dem Hadrian gewidmete Beschreibung einer (137) gemachten Küstenfahrt um das Schwarze Meer (hrsg. zuerst von Gelenius, Basel [* 10] 1533), am besten in den »Geographi graeci minores« von Gail (Par. 1831). Von der verloren gegangenen Geschichte der Alanen ist ein Bruchstück: »Ektaxis« (Schlachtplan gegen die Alanen),
herausgegeben worden von
Scheffer (Ups. 1664) und von Blancard (Amsterd. 1683 u.
1750).
Andre noch erhaltene
Schriften des Arrianos
sind: »Kynegetika«, eine den
Xenophon ergänzende Abhandlung über die
Jagd, hrsg.
zuerst von Holstenius (Par. 1644),
dann in Zeunes Ausgabe der »Opuscula politica« von Xenophon (Leipz. 1778) und von Sauppe (Helmst. 1840);
die ihm ebenfalls fälschlich zugeschriebene Taktik ist die ältere Bearbeitung der Taktik des Älianus (s. d.).
Die beste kritische
Ausgabe der historischen Werke des Arrianos
veranstaltete C.
Müller (Par. 1846). Sämtliche
Werke des Arrianos
edierten
Dübner und
Müller (Par. 1846). Eine Übersetzung lieferte
Dörner (Stuttg. 1829-34, 6 Bde.).
Die »Scripta minora« des Arrianos
gab
Hercher (Leipz. 1854) heraus. Unter den verloren gegangenen Werken des waren die Geschichte
der Nachfolger
Alexanders, woraus
Photios ein Bruchstück aufbewahrt hat, und »Parthica«
(Beschreibung der
Kämpfe der
Parther
mit den
Römern, in 17
Büchern) die bedeutendsten.