Arnstadt,
Hauptstadt der schwarzburg-sondershaus. Oberherrschaft, 15 km südlich von Erfurt in anmutiger Gegend an der Gera und an der Eisenbahn von Dietendorf nach Ilmenau gelegen, hat (1880) 10,516 meist evangelische Einwohner. Bemerkenswerte Gebäude sind: das fürstliche Schloß (1728-1732 erbaut) mit einem wertvollen Porzellan- und Gemäldekabinett; der großartige Turm der alten, 1560 erbauten, 1798 zusammengestürzten Hofburg; das imposante Rathaus (1581 erbaut); die 4 Kirchen, darunter die schöne Liebfrauenkirche mit reichverziertem romanischen Portal und zwei achteckigen, zierlich dekorierten Türmen aus frühgotischer Zeit (seit 1811 dem Gottesdienst entzogen, neuerdings restauriert). Die Stadt ist einer der wichtigsten Korn- und Holzmärkte von Thüringen, die Vermittlerin zwischen der thüringischen Ebene und dem Gebirge; sie hat sehr ergiebige Landwirtschaft (auch umfangreichen Gemüse- und Obstbau) und ansehnlichen Handel. Die Haupterzeugnisse der Industrie sind: Mühlenfabrikate, Handschuhe, Leder- und Schuhwaren, Feuerspritzen, Schläuche, Brückenwagen, Nähmaschinen, feuerfeste Geldschränke, Zündhölzer, Fleisch- und Konditoreiwaren. Auch die Bierbrauerei (altberühmtes Weizenbier) und die Kunst- und Handelsgärtnerei Arnstadts sind blühende Gewerbe. Arnstadt hat Gas- und Wasserleitung. In der Nähe befinden sich reiche Steinsalzlager (Saline Arnshall), was im Jahr 1851 Veranlassung zur Gründung eines Solbades in Arnstadt gab, das jetzt mit Kiefernadel-, Kräuter-, Dampf- und andern Bädern verbunden ist und sich steigender Frequenz erfreut. Arnstadt ist Sitz eines Landratsamts, eines Amtsgerichts und hat ein Gymnasium, eine Real- und eine Gewerbeschule und eine Krankenheilanstalt. In der Umgebung sind der schöne Schloßgarten, der Fürstenberg, die Eremitage, die Altenburg und die geringen Reste der Käfernburg (über Oberndorf) bemerkenswert. -
Arnstadt kommt bereits in Urkunden 704 als Hofgut vor. Auf dem Reichstag zu Arnstadt 954 unterwarfen sich die aufständischen Herzöge Ludolf und Konrad dem König Otto I. Später gehörte die Stadt teils zur Abtei Hersfeld, teils den Grafen von Käfernburg, bis sie 1306 durch Kauf an die Grafen von Schwarzburg kam, die bis 1716 hier residierten. Arnstadt ist auch merkwürdig als Wohnort J. S. Bachs, der 1704-1707 Organist an der dortigen Bonifaciuskirche war, des Dichters Neubeck, der sein Epos »Die Gesundbrunnen« daselbst schrieb, und dem neuerdings ein Gedenkstein gesetzt wurde, des Schriftstellers W. Alexis (W. Häring), der 1871 in Arnstadt starb, und der Romanschriftstellerin E. Marlitt (E. John). Vgl. Hesse, Arnstadts Vorzeit und Gegenwart (Arnst. 1842);
^[Abb.: Wappen von Arnstadt.]
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W. Alexis, Arnstadt, ein Bild aus Thüringen (1851); Glöckner, Solbad Arnstadt (Arnst. 1883).