Arno
(lat.
Arnus), nächst der
Tiber der bedeutendste
Fluß Mittelitaliens, ist 230 km lang und entspringt
an der 1649 m hohen Falterona im etrusk.
Apennin. Als wilder Bergstrom bricht er oberhalb des Fleckens Stia hervor und bildet
das fruchtbare
Casentinothal (440-460 m hoch). Dann tritt er, sich westlich wendend, in die reich angebaute Ebene von
Arezzo,
wo sich die kanalisierten
Gewässer der Chiana, des Verbindungsflusses zwischen und
Tiber, in ihn ergießen. Darauf durcheilt
er, erst in nordwestl. und nördl. Laufe, das breite und fruchtbare
Val d'Arno
oder obere Arnothal (130-160 m hoch). Bei dem
Flecken Pontassieve, wo er rechts die Sieve, seinen bedeutendsten Seitenfluß, aufnimmt, wendet sich
der Arno
plötzlich westlich und behält diese
Richtung im wesentlichen bis zu seiner Mündung bei. Zwischen Pontassieve und
Florenz
[* 2] ist der
Fluß von reichbebauten und bewaldeten
¶
mehr
Hügeln eingefaßt; später erweitert sich das Thal,
[* 4] dessen ganze Breite
[* 5] die toscan. Hauptstadt, die vom m zwei ungleiche Teile
geschieden wird, einnimmt. Ungefähr 15 km hinter Florenz tritt der Fluß wieder zwischen niedere, mit Pinienwaldungen bedeckte
Berge und erreicht endlich bei Empoli die weite Ebene, die sich westlich und südwestlich von den
Vorbergen des Apennin bis zum Meere erstreckt und einem ununterbrochenen, üppigen Garten
[* 6] gleicht. Nachdem er unterhalb Empoli
die Elsa und weiterhin bei Pontedera die Era aufgenommen, durchströmt er die Stadt Pisa.
[* 7] Im Mittelalter lag die Mündung
des Arno
3 km vor der Stadt; jetzt ist das Meer 10 km von der Stadt entfernt.
Der Arno
ist erst von Florenz ab und auch hier nur für kleine Schiffe
[* 8] und Barken schiffbar. Sein Gebiet umfaßt 6420 qkm. Bei
der allgemeinen Kultur und dem Wohlstande Toscanas ist das Thal des Arno
eins der freundlichsten und einladendsten Thäler Italiens.
[* 9] Öl- und Feigenbäume wachsen zwischen Cypressen und Pinien, und unabsehbare Rebengelände bedecken die
Ufer des Flusses. Von besonderm paläontolog. Interesse ist das Val d'Arno
superiore oder der nach NW. und N. gerichtete Teil
des obern Arno
thals, ein ehemaliger Süßwassersee von 50 km Länge.
Dasselbe besteht aus den drei Becken von Arezzo, Figline und Incisa, die sämtlich von einer bedeutenden
Süßwasserbildung mit Gerölle, Grus und Sandmassen bis 60 m über dem jetzigen Flußbette erfüllt sind. Darunter liegt
bis 18 m über dem Arno
blauer Thon, ausschließlich mit Resten von Süßwassertieren und von Braunkohlenlagern unterteuft.
Ganz außerordentlich ist hier der Reichtum an versteinerten Resten von tropischen Vierfüßlern, zum
Teil Sumpfbewohnern, die nur abgestorbenen Arten angehören, dem Mastodon, Elefant,
[* 10] Rhinoceros, Affen,
[* 11] echten Büffeln, Arishirschen
und sehr zahlreichen Flußpferden. Das Val d'Arno
inferiore (unterhalb Florenz) enthielt ein ähnliches Wasserbecken, aber von
brackischer Beschaffenheit.