Titel
Arneth
,
1) Joseph Calasanza, Ritter von, Numismatiker und Geschichtschreiber, geb. zu Leopoldschlag in Oberösterreich, studierte seit 1810 in Wien, [* 3] ward 1811 Praktikant, 1813 Kustos, 1840 Direktor des k. k. Münz- und Antikenkabinetts daselbst und machte sich um dessen Vervollständigung und Anordnung hochverdient. Außerdem beteiligte er sich in der österreichisch-deutschen Legion an den Feldzügen von 1813 und 1814, versah 1824-28 zugleich die Lehrkanzel für Welt- und österreichische Geschichte an der Universität und wurde 1847 ordentliches Mitglied der neugegründeten Akademie der Wissenschaften.
Seit 1847 vermählt mit Antonie Adamberger (gest. der einstigen
Braut
Th.
Körners, starb er Arneths
wissenschaftliche
Arbeiten sind mit Ausnahme der »Geschichte des österreichischen Kaisertums«
(Wien 1827) numismatischer oder archäologischer
Natur. Die bedeutendsten sind: »Synopsis numorum antiquorum«
(Wien 1837-42, 2 Bde.);
»Katalog der k. k. Medaillenstempelsammlung« (das. 1839);
»Zwölf römische Militärdiplome« (das. 1843);
»Das k. k. Münz- und Antikenkabinett« (das. 1845);
»Die Monumente des k. k. Münz- und Antikenkabinetts« (das. 1849-50, 3 Bde.);
»Die Cinquecento-Kameen und Arbeiten des Benvenuto Cellini und seiner Zeitgenossen« (das. 1858);
»Studien über Benvenuto Cellini« (das. 1859).
2)
Alfred,
Ritter von, Sohn des vorigen, namhafter Geschichtschreiber, geb. zu
Wien, erhielt nach Vollendung seiner juristischen
Studien eine
Anstellung im k. k.
Haus-,
Hof- und Staatsarchiv und ward später
in die Staatskanzlei versetzt. 1848-49 war er Mitglied des deutschen
Parlaments in
Frankfurt
[* 4] a. M. und 1861 des niederösterreichischen
Landtags.
Später wurde er zum Mitglied des
Herrenhauses ernannt. Arneth
vertrat in diesen Versammlungen in der
deutschen
Frage den großdeutschen, in der innern
Politik den gemäßigt liberalen Standpunkt.
Sein, allerdings zu seinem Schmerz 1866 zerstörtes, Ideal war ein unter dem ruhmreichen Haus Habsburg-Lothringen geeinigtes mächtiges Deutsches Reich. Dieselben politischen Anschauungen machten sich auch in seinen geschichtlichen Werken bemerkbar, die sich vorzugsweise mit der Heldenzeit Österreichs unter Leopold I. und Joseph I. sowie mit Maria. Theresia und ihrem Kampf gegen Preußen [* 5] beschäftigten. Als erste Frucht seiner historischen Forschungen erschien »Leben des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Guido von Starhemberg« (Wien 1853),
darauf »Prinz Eugen von Savoyen« (das. 1858-59, 3 Bde.),
das erste quellenmäßige Werk über den berühmten Heerführer. Hierauf zum Direktor des k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs ernannt, begann er die »Geschichte der Maria Theresia« (Wien 1863-79, 10 Bde.). Die Herausgabe einer vielfach unechten Korrespondenz der Marie Antoinette (von Feuillet de Conches und Hunolstein) veranlaßte den wichtigen und völlig zuverlässigen Briefwechsel zwischen Maria Theresia und Marie Antoinette an die Öffentlichkeit zu bringen (2. Aufl., Wien 1866). Als Ergänzung folgte »Marie Antoinette, Joseph II. und Leopold II., ihr Briefwechsel« (Wien 1866). Weitere Publikationen von Briefen waren: »Maria Theresia und Joseph II., ihre Korrespondenz samt Briefen Josephs an seinen Bruder Leopold« (Wien 1867, 3 Bde.);
»Joseph II. und Katharina von Rußland, ihr Briefwechsel« (das. 1869) ¶
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und »Joseph II. und Leopold von Toscana, ihr Briefwechsel« (das. 1872, 2 Bde.). Außerdem erschienen von ihm: »Beaumarchais und Sonnenfels« (Wien 1868) und »Joh. Christ. Bartenstein [* 7] und seine Zeit« (das. 1871). Als Direktor des Archivs erwarb er sich durch die Liberalität, mit der er allen Forschern die Schätze desselben zugänglich machte, gerechte Anerkennung. Seine Verdienste um die österreichische Geschichte wurden dadurch gewürdigt, daß er 1881 zum Präsidenten der k. k. Akademie der Wissenschaften in Wien gewählt wurde.
3) Arthur, Mathematiker und Physiker, geb. zu Heidelberg, [* 8] war seit 1838 Professor der Mathematik an der Universität daselbst; starb Er schrieb: »System der Geometrie« (Stuttg. 1840, 2 Bde.);
»Die Geschichte der reinen Mathematik in ihrer Beziehung zur Entwickelung des menschlichen Geistes« (das. 1852).