Arnd
oder
Arndt, Joh., prot.-theol. Schriftsteller, geb. zu
Ballenstedt, studierte zu
Helmstedt, Wittenberg,
[* 2]
Straßburg
[* 3] und Basel,
[* 4] ward 1581 Diakonus zu
Ballenstedt, 1583 Pfarrer zu Badeborn in
Anhalt,
[* 5] aber 1590 abgesetzt,
weil er sich der vom reform. Fürsten Joh.
Georg befohlenen Abschaffung des
Exorcismus und der
Bilder widersetzte. Nach unerfreulichen
Jahren in
Quedlinburg
[* 6] wirkte Arnd
seit 1599 erfolgreich als Prediger zu
Braunschweig,
[* 7] bis ihn 1605 die Herausgabe
des
ersten
Buchs «Vom wahren
Christentum» in den
Verdacht irriger
Lehre
[* 8] brachte. Er folgte 1608 einem Rufe nach Eisleben
[* 9] und 1611 als
Hofprediger und Generalsuperintendent nach Celle,
[* 10] wo er starb.
A.s Ruf gründet sich auf die inhaltlich und schriftstellerisch vortrefflichen vier Bücher «Vom wahren Christentum» (erste Gesamtausg. 1609), ein Erbauungsbuch, das, in vielen Auflagen erschienen (hg. von Krummacher, 9. Aufl., Bas. 1872; von J. F. von Meyer, 5. Aufl., Frankf. 1874; vom Evangelischen Bücherverein, 13. Aufl., Berl. 1888), in fast alle europ. Sprachen übersetzt, mit Recht eine Verbreitung fand, wie seit Thomas a Kempis' «Nachfolge Christi» kein anderes. Streng orthodox, will er doch, ein Verehrer der mittelalterlichen Mystik, nicht ein Christentum der dogmatischen Formel, sondern, Vorläufer des Pietismus, ein Christentum des Herzens und der That, Grund genug für die in Formelkram erstarrte luth. Theologie seiner Zeit, ihn als argen Ketzer zu verfolgen. Sein «Paradiesgärtlein» (Lpz. 1612 u. ö.; zuletzt Berl. 1888) enthält eine Anzahl trefflicher, auch poet.
Gebete, die P. Gerhardt zum Teil seinen Liedern zu Grunde legte. A.s Predigtsammlungen, wie «Postille» (1615),
«Auslegung des Katechismus Lutheri» (1616),
«Auslegung des ganzen Psalters» (1617; hg. von Pauli, Erlangen [* 11] 1871),
wurden in seine «Sämtlichen
geistreiche
Schriften» (3 Bde., Görl.
1734-36) aufgenommen. Der herzgewinnende und volkstümliche
Ton, der Arnd
eigen ist und sich von der kalten, streitsüchtigen
Theologie der Zeit wohlthuend abhebt, machte seine Werke im Dreißigjährigen
Kriege zur Trostquelle für Unzählige. -
Vgl.
Arndt, Joh. Arnd
(Berl. 1838);
Pertz,
De
Johanne Arndtio
(Hannov. 1852);
Bodemann, Leben Joh. A.s (3. Aufl., Bielef. 1871);
Ritschl, Geschichte des Pietismus, Bd. 2 (Bonn [* 12] 1884).