Titel
Arnauld
(spr. -noh), 1)
Antoine, berühmter franz.
Advokat, geb. 1560 zu
Paris,
[* 2] Sprößling einer alten
Familie in der
Auvergne, ward
Advokat am
Parlament zu
Paris, trat auf die Seite
Heinrichs IV., dessen Thronrecht er eifrig verfocht, und wurde
von demselben zum
Generaladvokaten und
Staatsrat ernannt. Er verteidigte 1594 in einem berühmten Plaidoyer
die
Pariser
Universität gegen die
Jesuiten (gedruckt. 1594) und richtete 1602 eine
Denkschrift an den König
(»Mémoire au roi«,
gedruckt 1602), um die Zurückberufung der
Jesuiten zu verhindern. Er starb Seine 22
Kinder bildeten den
Kern der
Jansenisten in
Frankreich, die
Söhne als Mitglieder der gelehrten
Gesellschaft, die Töchter als
Nonnen
des von Arnauld
gestifteten
Klosters
Port Royal.
2) Antoine, geb. jüngster Sohn des vorigen, machte unter Leitung des Abtes von St.-Cyran, Jean Duverger de Hauranne, des Hauptes der Jansenisten, theologische Studien, ward 1643 Doktor der Sorbonne und dann Wortführer der Jansenisten in deren Streitigkeiten mit den Jesuiten, dem Klerus und der Regierung. Aus der Sorbonne ausgestoßen, trat er nach Abschluß des sogen. Friedens zwischen Papst Clemens IX. und den Jansenisten in Paris 1668 aus der Verborgenheit wieder hervor und mit dem damals zu Paris verweilenden Leibniz in Verkehr, der ihn aber vergebens für seine die Vereinigung der katholischen und evangelischen Kirche betreffenden Pläne zu gewinnen suchte.
Vor neuen Verfolgungen der Jesuiten floh er in die Niederlande, [* 3] verfaßte Streitschriften gegen Jesuiten und Reformierte und starb in Brüssel. [* 4] Seine »Œuvres« wurden herausgegeben vom Abt von Hautefage (Laus. 1775-83, 45 Bde.). Eine neue Ausgabe seiner philosophischen Schriften besorgte J. ^[Jules] Simon (Par. 1843). Seine Hauptschrift: »Logique de Port-Royal« (1662), ist oft aufgelegt worden (zuletzt Par. 1868).
Vgl. Varin,
La vérité sur les Arnaulds
(Par. 1847, 2 Bde.).