Armfüßer
oder Armfüßler (Brachiopoda), auch Lochmuscheln, eine Klasse wenig artenreicher, früher den Mollusken, [* 2] jetzt den Würmern zugezählter Tiere, die meist in großen Massen vergesellschaftet die Tiefen der Meere bewohnen. Den Körper bedeckt eine zweiklappige, vom «Mantel» abgeschiedene Schale; die beiden Klappen sind jedoch voneinander verschieden; sie entsprechen dem Rücken und dem Bauche der Tiere. Beide sind meist gelenkig miteinander verbunden; sie werden durch Muskeln [* 3] geöffnet und geschlossen.
Die ventrale Schale ist am Gelenk stark nach oben übergewölbt und trägt an der Verwölbung gewöhnlich ein Loch zum Durchtritt des Stieles (vgl. die Abbildung, Tafel: Würmer, [* 4] Fig. 29, Rynchonella psittaca), vermittelst dessen das Tier an andern Gegenständen festsitzt. Der eigentliche Leib füllt nur den hintern Schalenraum aus; von demselben gehen nach vorn zwei mächtige, wenig vorstreckbare, in der Ruhe spiralig eingerollte und in der Schale verborgene Arme, die mitunter durch ein besonderes Kalkgerüst von der Rückenschale aus gestützt werden; zwischen diesen, mit flimmernden Fransen besetzten Armen liegt die Mundöffnung, die in einen kurzen, bei manchen Formen afterlosen Darm [* 5] hineinführt.
Ein
Nervensystem, sowie flimmernde Exkretionskanäle sind vorhanden, das Vorhandensein eines gesonderten
Herzens ist noch
fraglich. Die Armfüßer
sind meist getrennt geschlechtig; die aus den abgelegten Eiern ausschlüpfenden
Jungen entwickeln sich in
noch wenig bekannter
Weise durch Verwandlung. Die Armfüßer
sind jetzt artenarm, ihre Blütezeit liegt in längst vergangener Vorzeit.
Schon in den ältesten versteinerungführenden Schichten treten zahlreiche Armfüßer
(Spirifer, Productus
[* 6] u. s. w.) auf, im Jura
die meisten; einzelne Gattungen, die noch jetzt leben (Lingula, Terebratula u. s. w.) haben
daher unter allen
Tieren das höchste
Alter erreicht. -
Vgl. Owen, On the anatomy of the Brachiopoda (in den «Transactions of the Zoological Society of London», [* 7] 1835);
Vogt, Anatomie der Lingula anatina (in der «Neuen Denkschrift der schweiz. Gesellschaft für Naturwissenschaft», Bd. 7, 1845);
Hancock, On the Organisation of Brachiopoda (in den «Philosophical Transactions», 1858);
Kowalewsky, Entwicklungsgeschichte der Brachiopoden [* 8] (in den «Izvěstija» der Moskauer Gesellschaft naturforschender Freunde, 1874);
Brooks, The development of Lingula ect. (in der Scientific Review of the Chesapeake Zoological Laboratory", 1878);
Blochmann, Untersuchungen über den Bau der Brachiopoden (Jena [* 9] 1893).