Armenische
Sprache
[* 2] und
Schrift. Die armenische Sprache
gehört zur Familie der indogerman.
Sprachen,
wie Petermann und Windischmann erkannt haben.
De Lagarde
(«Armenische
Studien»,
Tl. 1, Gött. 1877) und Fr.
Müller bezeichneten
sie sogar als iranisch; aber nach
Hübschmann
(«Armenische
Studien», Lpz. 1883) ist sie als selbständiges
Glied
[* 3] der indogerman.
Sprachfamilie anzusehen. Sie hat sich in ihren
Lauten und Formen stark von der indogerman. Muttersprache
entfernt, zeigt aber einen anatomisch sehr klaren
Bau. In ihrem Wortschatz ist sie vom
Griechischen,
Syrischen und
Persischen
beeinflußt.
Sie ist reich an
Konsonanten, darunter zehn
Zischlaute. Das
Alt armenische
, die
Sprache der alten Litteratur (seit etwa 400 n. Chr.),
ist längst im Volksmunde gestorben und lebt nur noch als Gelehrtensprache
fort; aber schon im 13. Jahrh.
und wohl noch früher haben Gelehrte sich des vulgären
Armenisch in ihren Werken bedient. Die jetzige (neuarmenische
)
Sprache
weicht stark, namentlich auch in der
Syntax, von der alten ab
(Grammatik von
Arsen Aidenean,
Wien
[* 4] 1866;
Kainz,
ebd. 1891) und ist in mehrere, zum
Teil schwer
¶
mehr
verständliche Dialekte gespalten (vgl. Patkanean, Untersuchung über die Dialekte der armenischen
Sprache, Petersb. 1869, russisch; Hanuß, Über die Sprache der poln. Armenier, Krakau
[* 6] 1856, polnisch; Wiener Zeitschrift für
die Kunde des Morgenlandes, Bd. 1-3; Thomson, Histor. Grammatik der modern armenischen
Sprache von Tiflis, Petersb. 1890, russisch).
Diese lassen sich zusammenfassen in zwei Gruppen: eine westliche (Türkei;
[* 7] vgl. Riggs, Grammar of the modern
Armenian language, 2. Ausg., Konstant. 1856) und eine östliche
(Rußland, Persien,
[* 8] Indien). Grammatiken der altarmenischen
Sprache haben geschrieben in armenischer
Sprache: Bagratuni (Vened.
1846; ausführlich ebd. 1852), Aidenean (Wien 1885);
in franz. Sprache: Cirbied (Par. 1823);
in lateinischer: Schröder (Amsterd. 1711) und Petermann (2. Aufl., Berl. 1872, mit Chrestomathie und Wörterverzeichnis);
in deutscher: Lauer (Wien 1869).
Das beste Wörterbuch ist das armenisch geschriebene
der Mechitaristen (2 Bde., Vened.
1836-37), nächst diesem das armenisch-italienische von Tschachtschach (ebd. 1837). Dazu das armenisch-französische (2 Bde.,
ebd. 1812) und das armenisch-englische von Aucher (2 Bde., ebd. 1821), neu bearbeitet von Bedrossian
(ebd., englisch-armenisch 1868; armenisch-englisch 1875-79), das französisch-armenische
von Norayr (Néandre de Byzance,
Konstant. 1884) und das deutsch-armenische
von Goilaw (Wien 1889).
Die armenische
Schrift (s. Tafel: Schrift II, 6) ist nach den Angaben der armenischen
Schriftsteller etwa 402 n. Chr.
vom heil. Mesrop mit Hilfe eines griech. Kalligraphen
Ruphanos auf Grundlage eines ältern (des sog. Danielischen) Alphabets geschaffen worden. Die Reihenfolge und die Form der
Buchstaben weisen auf griech. Ursprung; nur 14 von den 36 Zeichen sind neu geschaffen.
-
Vgl. Hübschmann-Gardthausen in der «Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft», Bd. 30, 62 fg., 74 fg.