Armeekorps,
die größte schon im Frieden vorhandene Gefechtseinheit eines Heers. Aus mehrern Armeekorps werden im Kriege die Armeen (s. d.) zusammengestellt. Ein Armeekorps besteht aus allen Truppengattungen und ist mit Verwaltungsbehörden, Trains u. s. w. derart ausgerüstet, daß es zu einer selbständigen kriegerischen Thätigkeit jederzeit befähigt ist.
Der eigentliche Schöpfer der Armeekorps war Napoleon I. Er stellte sie im Kriege unter Befehl eines Marschalls je nach Bedürfnis aus allen Truppengattungen zusammen. Bis zu den letzten Feldzügen verfuhren die meisten Staaten, außer Preußen, so. In den Kriegen von 1866 und 1870 bis 1871 trat der Wert der schon im Frieden gewohnten Korpsverbände, besonders auch für die Sicherheit und Schnelligkeit der Mobilmachung, so auffallend hervor, daß jetzt alle Staaten schon im Frieden Armeekorps formieren.
Ein Armeekorps besteht in der Regel aus 2 (in einigen Staaten 3) Infanteriedivisionen (s. Division). Die einem Armeekorps zugeteilte Kavallerie beläuft sich meist auf 1 Brigade zu 2 Regimentern. Bei einigen Armeen ist die Kavallerie dauernd gleichmäßig auf die Infanteriedivisionen verteilt (z. B. jede hat ein Regiment). Mehr als eine Kavalleriebrigade dauernd im Kriege dem Armeekorps zuzuteilen, ist nur in der russ. Armee üblich. Man formiert vielmehr aus der Masse der Kavallerie Kavalleriedivisionen, denen vor der Front oder auf den Flügeln der Armee selbständige Aufgaben zufallen. Für den Frieden sind die Kavalleriedivisionen oft den einzelnen Armeekorps unterstellt. Die Artillerie eines Armeekorps ist fast immer in einem Teil
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den Divisionen zugeteilt (Divisionsartillerie, in der Stärke von etwa je 6 Batterien), im andern Teil steht sie als Korps- (auch wohl Reserve-) Artillerie zur ausschließlichen Verfügung des Korpscommandeurs (meist 8-9 Batterien, davon einige reitende). Der kommandierende General hat in der Korps-Artillerie ein Mittel, in das Gefecht seiner Divisionen an dem von ihm selbst gewollten Punkte wirkungsvoll einzugreifen. Der Korpsbrückentrain giebt das Mittel, auch breitere Flüsse zu überbrücken, wenn die Divisionsbrückentrains nicht ausreichen.
Ein mobiles in gewöhnlicher Formation auf einer Straße marschierend, hat eine Länge von fast 30 km, mit allen Trains und Kolonnen von fast 50 km. Zu dem Generalkommando eines Armeekorps gehören außer dem kommandierenden General (im Deutschen Reich ein General der Infanterie oder Kavallerie, seltener ein Generallieutenant) der Generalstab und die Adjutantur. Jedes Armeekorps hat ferner einen Generalarzt, die Intendantur, das Auditoriat, die Feldgeistlichkeit, ein Feldpost- und ein Proviantamt. Eine Telegraphenabteilung sorgt für die telegr. Verbindung. Militärisch organisierte (Wagen-)Kolonnen führen den Vorrat an Munition, Proviant und Fourage dem Armeekorps nach. Eine Feldbäckereikolonne stellt den Brotbedarf her, ein Pferdedepot sichert den Ersatz an Pferden. Die Sorge für die Kranken und Verwundeten ist den Sanitätsdetachements der Divisionen und den Feldlazaretten übertragen.
Ein deutsches Armeekorps besteht in mobilem Zustande im allgemeinen aus: armeekorps 2 Infanteriedivisionen zu je 2 Infanteriebrigaden zu 2-3 Regimentern à 3 Bataillonen, event. 1 Jägerbataillon, 1 Kavallerieregiment zu 4 Eskadrons, 1 Feldartillerieregiment zu 2 Abteilungen à 3 Batterien, 1-2 Feldpioniercompagnien mit Divisionsbrückentrain, i Sanitätsdetachement;
b. 1 Regiment Korpsartillerie zu 3 Abteilungen à 3 Batterien (davon 1 reitende Abteilung);
c. dem Korpsbrückentrain und den vorher erwähnten Feldadministrationen (auch Branchen genannt), Feldlazaretten, Trains und Kolonnen;
zusammen rund 45000 Mann, 12000 Pferde. In Österreich und Italien beträgt die Stärke eines mobilen Armeekorps 28000 Mann, in Frankreich dagegen 50000 Mann, in Rußland bei 2 Divisionen 36000, bei 3 Divisionen 52000 Mann.