Armbrust
[* 1] (Armborst, Armst, Arbrost, v. lat.
Arbalista, Arcubalista, franz. Arbalète), aus dem Pfeilbogen hervorgegangene Schußwaffe
des
Mittelalters; wahrscheinlich aber war auch die Gastraphete (Bauchspanner) der Griechen eine Armbrust.
Sie bestand
aus einem
Schaft von
Holz
[* 2] (meist Eibe) mit einem
Bogen
[* 3] aus
Stahl oder
Fischbein, dessen
Enden durch die aus Tiersehnen oder Hanffäden
gedrehte
Sehne verbunden waren.
In dem
Schaft war eine um eine wagerechte
Welle drehbare
Nuß gelagert, hinter
welche die zurückgezogene
Sehne gelegt und durch eine Abzugsstange in ihrer
Lage gehalten wurde.
Durch einen
Druck auf dieselbe hob sie in der
Nuß aus, die
Sehne schnellte nach vorn und schlug hierbei auf das
in der Rinne des
Schafts liegende
Geschoß
[* 4]
(Bolzen,
Pfeil oder
Kugel) und schoß es ab. Wie bei den
Handfeuerwaffen,
[* 5] hatte man
auch bei der Armbrust
verschiedene
Kaliber und
Konstruktionen. Die Schußweite war abhängig von der
Federkraft des
Bogens; mit ihr
mußte naturgemäß auch die
Festigkeit
[* 6] des
Schafts gesteigert werden. Zum Spannen bediente man sich besonderer
Vorrichtungen, des
Spanners, die
Reiter vorzugsweise des
Geißfußes (Geißfußarmbrust
), der hebelartig wirkte, bei größerer
Stärke
[* 7] des
Bogens der Handwinde, bei den größern Armbrüsten (von 7-9 m
Länge), die zum
Gebrauch auf
Türmen,
Wagen oder
Karren
[* 8] lagen
(Turm-, Wagenarmbrust
, Karroballisten), des
Flaschenzugs.
Die der Fußschützen trug vorn einen
Bügel zum Hineinsetzen des
Fußes beim Spannen. In
Frankreich kannte
man die Armbrust
schon im 9. Jahrh., in
Deutschland
[* 9] wurde sie erst im 12. Jahrh. gebräuchlich und war hier im 15. Jahrh.
bereits zu den mannigfachsten
Konstruktionen entwickelt und von so bedeutender
Wirkung, daß ihr
Gebrauch gegen
Christen schon vom zweiten lateranischen
Konzil 1139 verboten wurde, welches Verbot
Innocenz III. 1215 vergeblich erneuerte.
Im 15. Jahrh. war eine Armbrust
gebräuchlich, die mittels eines Zahnrads gespannt
wurde. Auch die Vorrichtung zum
Abdrücken ist vielfach verbessert, sogar mit
Stecher versehen wor-
[* 1] ^[Abb.: Balester oder Schnäpper aus dem 16. Jahrh. mit Stahlbogen und Doppelsehne (Germanisches Museum in Nürnberg). [* 10]
a Spannhebel;
b Visierklappe;
c Spannkasten mit Haken, der beim Herunterklappen des Spannhebels nach rückwärts gezogen wird;
d Hebelverschluss mit Feder;
e Gabel, zwischen deren Zacken eine kleine Kugel, auf einem Draht [* 11] verschiebbar, als Korn beim Zielen dient.
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den. Der Schnäpper oder Balester (s. Abbildung) mit kurzem Stahlbogen hatte eine Vorrichtung, die Sehne oder den Spannhebel
beim Spannen in den Einschnitt einschnappen zu lassen. Zuweilen besaß die Armbrust
eine bedeckte Rinne oder einen cylindrischen
eisernen Lauf mit Sehnenschlitz, und aus diesem Kugelschnäpper wurden Kugeln aus gebranntem Thon, Marmor
oder Blei
[* 14] mit solcher Kraft
[* 15] geschossen, daß sie noch auf 250 Schritt einen Panzer durchdrangen. Hieraus erklärt sich auch,
weshalb die Armbrust
noch lange neben dem Feuergewehr als Schußwaffe bevorzugt wurde. Erst gegen Mitte des 16. Jahrh.
verschwand sie aus den Heeren, hat sich aber bei Schützenfesten noch lange, in der Schweiz
[* 16] bis heute erhalten.