Armbänder
und
Armringe (grch. psellion; lat. armilla; mittellat.
brachiale; daher frz. bracelet) finden sich als Schmuck bei allen Völkern des
Altertums und der neuern Zeit, gewöhnlich
am Unterarm, seltener am Oberarm getragen und, je nach der Kulturstufe, aus verschiedenen
Stoffen gefertigt. Wilde
Völker
tragen als Armbänder
Schnüre aus bunten Federn, kleinen Muscheln,
[* 2]
Knochen
[* 3] oder
Zähnen von
Tieren und erschlagenen Feinden, höher
stehende
Ringe und
Ketten von unedlem Metall,
Glas
[* 4] oder
Schnüre von
Glasperlen; die reichen und gebildeten aus
Gold
[* 5] und
Silber
oder aus kostbaren Seidenstoffen verziert mit
Edelsteinen,
Perlen und
Korallen,
[* 6] dann Reifen von Elfenbein,
Schildpatt u. s. w. Grundformen sind der
Ring, eirund für den Unter-, kreisrund für den Oberarm, und das
Band,
[* 7] gegliedert
und ungegliedert.
Bei den Hebräern trugen Männer und Frauen Armringe; die alten Meder und Perser bezeichneten durch deren Art und Zahl die Unterschiede des Ranges. Bei den Arabern sind sie (asâwir genannt) vorzugsweise Schmuck der Frauen, ebenso in Griechenland, [* 8] wo sie verschieden in Stoff und Form (am liebsten in der von Schlangen) [* 9] gefertigt wurden. Bei den italischen Völkern trugen auch Männer Armringe, die Sabiner z. B. sehr schwere am linken Arm, in Rom [* 10] die vornehmen Frauen goldene Spangen oder Ringe aus feinem Golddraht am Unterarm wie am Oberarm; verdiente Krieger erhielten armillae vom Imperator als Ehrengeschenk.
Bei den alten
Germanen behaupteten die Armbänder
, eine Art der
Bauge (bouc,
d. i. Gebogenes), den ersten Rang unter dem
Geschmeide. Obwohl
hauptsächlich in Frauengräbern gefunden, wurden sie doch bis ins 9., im Norden
[* 11] bis ins 12. Jahrh.
von Männern vielfach, mitunter in großer Anzahl, ebenso sehr als Schutz wie als Zierat, getragen, wie denn auch
Karl d. Gr.
einen
Armring führte. Man schätzte sie außerordentlich und tauschte sie im Kampfe und beim
Mahle als Zeichen der Freundschaft;
Fürsten und Fürstinnen verliehen sie für besondere Dienste.
[* 12]
Von
Alboin und vielen nordischen Fürsten wird gerühmt, daß sie freigebig mit
Armringen und leuchtenden
Baugen gewesen seien.
In den
«Nibelungen» erhält Siegfried, als er Kriemhild
Günthers und Brunhilds Ankunft meldete, 24 Armbänder
als Botenlohn.
Bei den
Skandinaviern legte man auf den
Armring Eidschwüre ab und schätzte
Bußen und
Brüche nach
Baugen; sie
dienten also auch als Zahlmittel. Die meisten altgermanischen waren aus
Erz, erst in der Merowingerzeit häufiger aus
Silber
und
Gold; die Form ist meist einfach, ein kreis- oder spiralförmig zusammengebogener, nicht geschlossener aber schließbarer
Draht,
[* 13] ein runder oder ovaler
Ring, aber auch ein breites Armband, an den Schlußenden verziert, bisweilen
mit Schlangenhäuptern und phantastischen
[* 1]
Figuren, am häufigsten mit eingeritzten Doppelkreisen oder
Kreuzbändern. Im Norden sind mehrfach
Ringe mit Runeninschriften gefunden worden.
Später verdrängte die veränderte
Tracht durch lange Ärmel die
Armringe, und erst mit dem Vorherrschen der span.
Tracht im 16. Jahrh.
kamen sie bei Frauen wieder vielfach in Gebrauch. Zu Ende des 16. Jahrh.
trugen deutsche Bürgerfrauen Armbänder
aus vergoldetem Kupfer,
[* 14] vornehmere aus massivem
Gold, einfach und mehrfach übereinander,
doch wichen sie bald wieder den Handkrausen und
Manschetten (s. d.). Als durch die Hofdamen
Ludwigs XIV. Mode wurde, den
Arm
entblößt zu tragen, schmückte man ihn wieder allgemeiner mit
Armringen und Armbänder
aus
Haaren,
Sammet und
Seide,
[* 15] die mit
Perlen,
Edelsteinen und
Medaillons besetzt waren.
Auch
Männer trugen jetzt Armbänder
, die sie als Liebespfand erhalten hatten, und Dichter wie
Opitz und
Rachel besangen sie in elegischen
und satir. Versen. Gegen Ende des 18. Jahrh. trugen die Frauen am Unter-
und Oberarm von
Gold mit Diamanten, von
Sammet und
Atlas
[* 16] mit goldenen Schnallen und Devisen; auch bei Männern finden wir sie
mit den Porträten geliebter
Personen oder ihrer
Augen und
Hände. In neuerer Zeit, etwa seit dem zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrh.,
ist der Luxus der aus allerlei edlem und unedlem Material hergestellten Armbänder
sehr groß
geworden. Man trägt mehrere übereinander, oft kaum sichtbar unter dem Kleiderärmel. Auch bei Männern der höhern Gesellschaftsklassen
sind von neuem eine Mode geworden.