Armagnaken
(spr. -manja-; Armagnacs, auch Armegecken, von ihrer weißen Armbinde les Bandes genannt), zügellose Soldknechte, die im französischen Bürgerkrieg zwischen der Partei des Grafen von Armagnac und der des Herzogs von Burgund dem ¶
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von dem erstern 1410 gebildeten Heer angehörten. Dieselben leisteten im Kampf gegen England gute Dienste,
[* 3] wurden aber durch
ihre Roheit und Plünderungssucht lästig und hießen deshalb Ecorcheurs (Leuteschinder). Als daher Kaiser Friedrich III. die
Schweizer sich unterwerfen wollte und den König Karl VII. von Frankreich um Hilfstruppen bat, schickte dieser
die wilden Söldnerhaufen an den Rhein in der Hoffnung, zugleich die Länder am linken Oberrhein in seine Gewalt bringen zu können.
So entstand der Armagnaken
krieg (Armejäcken-, Armegeckenkrieg, bellum Armeniacum).
Statt 5000 Reisige, wie der Kaiser zuerst verlangt, oder 10,000, wie man dann übereingekommen, schickte Karl mehr als 40,000 Mann und zwar nicht alle wider die Schweizer, sondern mit Rene, Herzog von Anjou, Lothringen und Bar, auch gegen das diesem feindliche Metz [* 4] sowie mit dem Grafen Jakob von Lützelstein wider Toul [* 5] und Verdun [* 6] und mit Siegfried von Venningen und Jakob von Lichtenberg in das Elsaß. Der Dauphin Ludwig selbst zog mit mehr als 30,000 Mann nach dem Sundgau gegen die Schweizer.
Der Herzog von Burgund gestattete dem Dauphin den Durchmarsch und ließ viele herumstreifende Rotten zu ihm stoßen. Vor Prattelen
und bei St. Jakob an der Birs unweit Basel
[* 7] kam es zur Schlacht. 1600 Männer der Schweizer Vorhut kämpften
hier zehn Stunden lang gegen eine große Übermacht und fielen, nachdem sie 6000 Feinde erschlagen, bis auf 16 Flüchtige.
Der Dauphin zog sich nach dem Elsaß zurück und sagte bald darauf im Frieden von Ensisheim den Eidgenossen beständige Freundschaft
zu Im Elsaß und in der Pfalz hausten die Armagnaken
bis ins nächste Frühjahr fort, raubend und
plündernd; die Bauern rächten sich, indem sie alle »Gecken«, die sie gefangen nahmen,
hinrichteten.
Zwar säuberten nach und nach die Truppen der Städte und Reichsfürsten das Land, aber die blutigen Spuren ihrer Anwesenheit
konnte man noch lange wahrnehmen. In Frankreich verlor sich der Name Armagnaken
, seit Karl VII. aus ihnen 4500 Schützen
und 15 Lanzenreiter hatte auswählen, die übrigen aber verabschieden lassen.
Vgl. Barthold, Der Armegeckenkrieg 1444 und 1445 (in Raumers »Historischem Taschenbuch«, Leipz. 1842);
Wülcker, Urkunden und Schreiben, betreffend den Zug
der Armagnaken
(Frankf. 1873);
Witte, Die armen Gecken und ihr Einfall ins Elsaß 1439 (Straßb. 1883).