Durch
Despotismus und blutige
Härte brachte er aber alle gegen sich auf; auch veruneinigte er sich mit
der
KöniginIsabella, die zum
Herzog von
Burgund überging und diesen veranlaßte, sich 1418 im Einverständnis mit den
Parisern
der Hauptstadt zu bemächtigen. Armagnac wurde gefangen genommen, aber vom wütenden
Volk aus dem Gefängnis herausgerissen und
auf grausame
Weise ermordet Sein ältester Sohn,
Johann IV.,
Führer der berüchtigten Söldnerbanden
(der
Armagnaken) im französisch-englischen
Krieg, ward vom
DauphinLudwig gefangen genommen und von
Karl VII. erst gegen Abtretung
der
GrafschaftComminges und andrer
Güter freigelassen. Er starb 1451.
Sein Sohn
Johann V. wurde besonders bekannt durch den
Schicksalswechsel, in welchen ihn seine
Verbrechen (er lebte z. B. mit seiner
SchwesterIsabelle in blutschänderischem
Konkubinat und zog sich dadurch wiederholt den kirchlichen
Bann zu) und seine
Untreue gegen den König
Ludwig XI. stürzten.
Im J. 1465
schloß er sich der
Ligue du bien public gegen
Ludwig an und zog mit dem
Herzog von
Bourbon vorParis,
[* 6] verband sich auch später mit
England zur
EroberungGuiennes, welches
Ludwig seinem
BruderKarl verliehen hatte, verlor infolge
davon die Herrschaft Armagnac an
Ludwig XI., gewann sie aber durch seine
Verbindung mit
LudwigsBruderKarl (1472) wieder. Im J. 1473 ward
er von dem königlichen
Heer in
Lectoure belagert und von seinen
Soldaten ermordet.
(spr. -anjack), alte Landschaft im südl. Frankreich, die als ein Teil der Gascogne im ganzen dem heutigen
Depart. Gers entspricht und, von den Pyrenäenabhängen bis zur Garonne reichend, in Ober- und Nieder-Armagnac zerfiel. Die
Hauptstadt war Lectoure am Gers. Die kräftigen, aber geistig wenig vorgeschrittenen Bewohner wurden vormals
besonders zu Kriegsdiensten gesucht. Armagnac war im Mittelalter eine Grafschaft; der berühmteste aus dem alten Grafengeschlecht,
das seinen Ursprung vom Merowinger Chlodwig herleitetest GrafBernhard VII., der in den Parteikämpfen unter Karl VI. (s. d.)
das Haupt der Orleans wurde, nachdem seine Tochter den jungen Karl vonOrleans geheiratet hatte. Als des
letztern Vater, Ludwig, 1407 ermordet war, führte Bernhard ein Heer tapferer Bergbewohner aus Armagnac gegen die burgund. Partei. 1413 zog
er in Paris ein und überwältigte dort die mit Burgund verbündete Demokratie; 1415 wurde er Connétable. Als die von ihm beleidigte
Königin Isabeau dann zur burgund. Partei überging, erlangte letztere wieder 1418 in Paris die Oberhand,
wobei Bernhard ermordet wurde. - Sein Sohn Johann IV. suchte sich in dem engl.-franz. Kriege 1442 durch Übertritt
zu England
¶
mehr
von Frankreich unabhängig zu machen; aber in franz. Gefangenschaft geraten, mußte er seine
Freiheit mit der Unterwerfung und der Abtretung von Commingues erkaufen. Er starb 1450. – Sein Sohn Johann V. lebte mit seiner
Schwester in Blutschande und ließ sich sogar mit ihr trauen, weshalb er in Acht und Bann verfiel. Nach
Karls VII. Tode erwirkte er sich Absolution und Rückgabe seiner Güter, trat aber 1465 auf die Seite der Gegner Ludwigs XI.,
ward von diesem nach langen Kämpfen 1473 in Lectoure belagert und von seinen Soldaten getötet. – Ein anderer Sohn Bernhards
VII., Jakob von Armagnac, war ebenfalls ein Mitglied der Liga gegen Ludwig XI., der ihn gefangen nahm und 1477 enthaupten
ließ. – Mit Karl, dem BruderJohanns V., erlosch 1497 das Geschlecht, die Güter fielen an die Krone. Franz I. gab die Grafschaft
seinem Schwager, dem HerzogKarl vonAlençon, durch dessen Witwe sie an das Haus Albret-Navarra kam. Erst
Heinrich IV. brachte sie für immer an die Krone.
(spr. -anjáck,Eaud´Armagnac), ein durch Destillation
[* 9] von Wein bereiteter Branntwein, dem Cognac ähnlich (52–56
Proz. Alkohol), so genannt nach der ehemaligen Landschaft Armagnac (jetzt Depart. Gers), wo derselbe hauptsächlich bereitet wird.