Armada
,
in
Spanien
[* 2] Bezeichnung für bewaffnete Macht, namentlich Kriegsflotte. Vorzugsweise versteht man aber unter
der
Spanischen Armada
die sog. unüberwindliche Flotte, die Philipp II. 1588 unter dem
im Seekrieg unerfahrenen
Herzog von Medina-Sidonia und
dem Viceadmiral Martinez de Recalde gegen Elisabeth von England schickte,
um den
Tod der Maria
Stuart zu rächen. Die Flotte, deren Kosten man auf 180 Mill. M. berechnete, bestand
aus 130 großen und 30 kleinern
Kriegsschiffen und führte fast 30000 Mann und 2630
Kanonen nebst dem Großinquisitor und 150
Dominikanern
an
Bord. Kaum hatte die Flotte Lissabon
[* 3] verlassen, als sie ein
Sturm zerstreute, so daß in
Coruña die Schiffe
[* 4] ausgebessert werden mußten.
Hierauf segelte sie durch den
Kanal
[* 5] der flandr.
Küste zu, um die von den
Holländern und Engländern gesperrten Häfen Nieuport
und Dünkirchen
[* 6] zu befreien, damit das daselbst unter dem
Herzog von Parma
[* 7] gesammelte Landheer von 31000 Mann und 4000
Pferden
eingeschifft und unter dem Schutze der Armada
nach England geführt werden könnte. Elisabeth hatte trotz aller Mahnungen
keine genügenden Vorbereitungen getroffen; doch hatten ihre Schiffe eine tüchtige Bemannung und geübte Führer, wie
Drake,
Frobisher,
Hawkins.
Auf der Höhe von Plymouth
[* 8] kam die in einem Halbkreise steuernde der noch nicht 80 Schiffe starken engl.
Flotte unter dem Oberbefehl Lord Howards zu
Gesicht,
[* 9] der, zu schwach, eine offene
Schlacht zu wagen, die feindliche Flotte
mit Geschützfeuer während der Fahrt belästigte. Auf der Höhe von Dünkirchen angelangt, hemmte eine Windstille 7. Aug. jede
Bewegung der
Spanier. Durch acht
Brander, die der engl. Befehlshaber gegen die Armada
treiben ließ,
geriet diese in solche Verwirrung, daß Howard 8. Aug. den
Angriff wagen konnte.
Als die
Spanier nach tapferer Gegenwehr eine Anzahl ihrer Schiffe vernichtet oder in den
Händen der Engländer und
Holländer
sahen, gab der
Herzog von Medina-Sidonia die
Befreiung von Nieuport und Dünkirchen auf. Da ein starker
Südwind die Fahrt durch den
Kanal nicht gestattete, so beschloß er, die Flotte durch die Nordsee nach
Spanien zurückzuführen.
Aber ein furchtbarer
Orkan traf die
Spanier bei den
Orkney-Inseln und zerstreute die Schiffe der Armada
nach allen
Richtungen.
Einige fanden an
Norwegens Klippen,
[* 10] andere auf dem offenen
Meere, noch andere an den schott.
Küsten ihren
Untergang. Nur wenige Schiffe führte Recalde schwer beschädigt nach
Spanien zurück, wo selbst noch im
Hafen zwei
Galeonen
durch Zufall ein Raub der Flammen wurden. Erst gegen Ende September lief der
Herzog von Medina-Sidonia mit dem Rest der Flotte
im
Hafen von Santander ein. Im ganzen soll die Armada
auf offener See 75 große Schiffe und 10 185 Mann verloren
haben. Damit war
Spaniens Macht gebrochen. Königin Elisabeth ließ zur
Erinnerung an das Ereignis eine
Medaille mit der
Inschrift
prägen: «Adflavit
Deus et dissipati sunt» (d. h. Gott blies
und sie wurden zerstreut). Nach andern Angaben
ließen dagegen die niederländ. Generalstaaten die Münze prägen, die auch in
van Loons «Nederlandsche Historiepenningen»
abgebildet ist. -
Vgl. Fernandez Duro, La A. invicible (2 Bde., Madr. 1884-85);
An historical essay on the
Spanish Armada
(Lond.
1886);
The
Story of the
Spanish Armada
(anonym, ebd. 1887);
Froude, The
Spanish story of the Armada
(ebd. 1892).