Titel
Arles
1)
Arrondissement im franz. Depart.
Bouches-du-Rhône in der Provence, hat 2277,48 qkm, (1891) 81 413 E., 32 Gemeinden und
zerfällt in die 8 Kantone: Arles-Est
(15 586 E.), Arles-Ouest (11 293 E.), Châteaurenard (143,37 qkm, 15 814 E.),
Eyguières (171,43 qkm, 6756 E.), Orgon (178,68 qm, 9320 E.),
Saintes Maries (375,91 qkm, 1025 E.), St. Remy (209,90 qkm, 11 012 E.),
Tarascon (128,52 qkm, 10 607 E.). - 2) Hauptstadt des
Arrondissements Arles
, links des östl. Hauptarms der
sich hier teilenden Rhône, 45 km von deren Mündung ins
Meer und an den Linien
Paris-Lyon-Marseille-Nizza, Arles
-Lunel (45 km),
Arles-St. Louis du Rhône (41 km) und der Zweiglinie Arles
-Fontvieille-Salon (46 km) der
Franz.
Mittelmeerbahn, in reizender Umgebung zwischen Gärten und Wiesen gelegen, hat (1891) 13 377, als Gemeinde 24 288 E.,
ein Collège, ein Handelsgericht, eine hydrogr. Schule, eine öffentliche
Bibliothek, ein naturhistorisches und ein reichhaltiges
Antiquitätenkabinett. Arles
ist eine der ältesten
Städte
Frankreichs, deren
Glanz noch eine Menge wohlerhaltener
Denkmäler bekunden.
Unter diesen sind bemerkenswert: das
Amphitheater (les
Arènes) von 140 m Länge und 103 m
Breite
[* 2] mit doppelter
Bogenstellung, 1846 restauriert, jetzt Schauplatz für Stierkämpfe;
die Reste eines Theaters, zu denen der sog. Rolandsturm gehört;
es hatte 102 m Breite und faßte 16000 Zuschauer;
vorhanden davon sind noch ein Seitenthor, fünf Bogen, [* 3] zwei korinth.
Säulen, [* 4] Proscenium, Orchester und die ersten Kreisstufen;
unbedeutende Reste des Palastes Konstantins d. Gr., jetzt Le Château [* 5] de la Trouille genannt;
der 1389 aufgefundene und seit 1676 vor dem Stadthause aufgestellte Obelisk aus Granit (15,28 m);
Ruinen zweier Tempel, [* 6] eines Triumphbogens und vieler Grabmäler;
ferner im O. der Stadt ein schon von den Römern benutzter Begräbnisplatz, die Elyseischen Felder (oder Alyscamps), woselbst viele altchristl.
Sarkophage
aufgefunden worden sind u. s. w. Er wurde 1847 beim
Bau der Mittelmeerbahn und eines
Kanals aufgefunden. (Vgl. E. Le Blant,
Études sur les sarcophages chrétiens de la ville d'Arles
, Par. 1878.) Das
Theater
[* 7] ist der Fundort ausgezeichneter
Statuen,
darunter der
«Venus von Arles»
, die 1683 in das Louvre zu
Paris
[* 8] kam. Die St.
Trophime-Kathedrale zeigt ein
herrliches
Portal in altroman.
Stil des 12. Jahrh.; das dazugehörige
Kloster hat einen höchst bemerkenswerten Kreuzgang mit
vier
Galerien, die alle
Arten des Rund- und Spitzdogenstils aufweisen; das
Stadthaus wurde von
Mansard erbaut.
Die alte Annenkirche dient als Altertumsmuseum (Musée lapidaire). Ferner bestehen hier Schiffbauanstalten,
große Maschinenbau- und Reparaturwerkstätten der Eisenbahn (1200
Arbeiter), Fabrikation von Eisenbahnwagen, Seidenwaren,
Hüten und
Tabak,
[* 9] sowie lebhafter
Handel mit
Wein, Getreide,
[* 10] Vieh, berühmten Würsten,
Früchten und Öl. Zur Austrocknung der
ungesunden
Sümpfe und zur Beseitigung der vielen Hindernisse für die Schiffahrt auf der Rhône ist ein 47 km
langer, 60 m breiter und 7-9 m tiefer
Kanal
[* 11]
(Kanal von Arles
) bis zur Südküste nach Bouc geführt worden.
Über die
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Rbône führt eine Schiffbrücke nach Trinquetaille, das als Vorstadt von Arles
auf der durch Viehzucht
[* 13] ausgezeichneten
Delta-Insel Camargue liegt.
Arles
, im Altertum Arelate, kam zu Ausgang des 2. Jahrh. v. Chr. in röm. Besitz und wurde von Cäsar oder Augustus zur Militärkolonie
eingerichtet. Später war es Residenz des Kaisers Maximianus, dann zeitweise Konstantins d. Gr., unter
dem es als Constantia seine Blütezeit erlebte, dann Hauptstadt der Präfektur Gallien und im 5. Jahrh. einige Zeit Residenz
des Westgotenkönigs Eurich. Die Stadt kam 508 an das Ostgotenreich, 535 an die Franken und wurde 879 Hauptstadt des Königreichs
Arelat (s. d.). Seit 1214 Reichsstadt, unterwarf sie
sich 1251 Karl von Anjou, Grafen von Provence; 1481 wurde sie mit Frankreich vereinigt.
Die Bedeutung ihres Handels glich im Mittelalter der von Marseille,
[* 14] Genua
[* 15] und Pisa.
[* 16] Bis ins Mittelalter wurden in Arles
zahlreiche
Synoden abgehalten, die Arelatischen Synoden, von denen die wichtigsten sind: die erste, 314, die im Donatistischen
Streit (s. Donatisten) gegen Donatus entschied;
die zweite, 354, die im Arianischen Streite gegen Athanasius (s. d.) Partei ergriff;
die von 475, welche die Prädestinationslehre des Presbyters Lucidus verdammte;
die letzte fand 1275 statt.
Bis
zur Revolution war Arles
Bischofssitz. - Vgl. Joanne, Arles
(Par. 1888).