Arles
(spr. árl), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Rhônemündungen, links am Rhône und an der Eisenbahn von Lyon [* 3] nach Marseille, [* 4] 24 km vom Meer, ein jetzt ziemlich öder Ort mit engen und schmutzigen Straßen, besitzt zahlreiche Überreste antiker Pracht, unter denen hervorzuheben sind: das Amphitheater, von 140 und 103 m Durchmesser (größer als das von Nîmes), aus 2 Geschossen mit je 60 Arkaden bestehend und ca. 25,000 Zuschauern Platz gewährend (seit 1846 restauriert und gegenwärtig an Festtagen Schauplatz für Stierkämpfe); ¶
mehr
das antike Theater,
[* 6] von dem noch zwei korinthische Säulen,
[* 7] die Orchestra und die untersten Sitzreihen übrig sind (hier wurde 1651 die
berühmte »Venus von Arles«
aufgefunden, jetzt eine Zierde des Louvre in Paris);
[* 8]
ein grauer Granitobelisk von 15 m Höhe (nicht ägyptisch, seit 1676 aufgerichtet);
Reste vom alten Forum, [* 9] von antiken Thermen und einem Palast Konstantins;
zahlreiche, jetzt in einem Museum vereinigte Skulpturen (Dianenkopf, Medea, Apolloaltar u. a.).
Die Kathedrale St.-Trophime mit sehr schönem Portal, aber modernisiertem Innern stammt aus dem 12. oder 13. Jahrh.; in dem dazu gehörigen Kloster ist der prachtvolle Kreuzgang bemerkenswert, der in vier Galerien alle Arten des Rund- und Spitzbogenstils zeigt. Außerhalb der Stadt erstreckt sich gegen O. ein grünes, langgedehntes, anscheinend mit großen Steinblöcken bedecktes Feld, die sogen. Alyscamps (Elysii campi), der altheidnische und altchristliche Friedhof, in welchem eine Menge altchristlicher Sarkophage mit Bildwerken aufgefunden wurde.
Die Zahl der Bewohner beträgt (1881) 14,431. Handel und Industrie sind nicht von Belang; nennenswert sind
nur die Ölerzeugung, die Schafzucht in der Umgebung, dann die Maschinenwerkstätten der Bahn, welche ca. 1200 Arbeiter beschäftigen.
Der Rhône kann wegen der Seichtheit nur von kleinern Schiffen (bis 200 Ton.) befahren werden; um dieses Hindernis für die
Schiffahrt zu beseitigen, wurde 1834 der Kanal
[* 10] von Arles
nach Bouc und, da auch dieser nicht genügte, 1864 der
Kanal St.-Louis angelegt, der, 60 m breit, 7-9 m tief, vom Hafen von Bouc aus die Mündung des Rhône mit seiner Barre umgeht.
Arles
hat eine hydrographische Schule, eine Bibliothek und war bis 1801 Bischofsitz. Berühmt von alters her
ist die Schönheit der Frauen von Arles.
Am rechten Stromufer liegt die Vorstadt Trinquetaille. - Arles hieß im Altertum Arelas oder
Arelate (kelt. »Sumpfort«),
wurde von den Galliern an Stelle des ligurischen Theline gegründet und von Cäsar zur römischen
Militärkolonie gemacht. Der Ort erhob sich nun bald zu hoher Bedeutung, wetteiferte mit Massilia im Handel
und erreichte seine Blütezeit unter Konstantin, der Arles
vergrößerte und ausschmückte und unter dem Beinamen Constantina zur
Hauptstadt Galliens machte. Arles
ward jetzt Sitz eines Erzbischofs und ein Hauptstapelplatz des Handels. In der Folge von Westgoten
und Sarazenen mehrmals erobert und zerstört, behauptete es dennoch lange seinen Glanz, ward 880 Hauptstadt
des burgundischen Königreichs Arelat, machte sich im 12. Jahrh. unabhängig und wurde endlich, nachdem es sich 1251 Karl von
Anjou unterworfen hatte, von Ludwig IX. Frankreich einverleibt. Zu Arles
wurden mehrere wichtige (arelatische) Synoden abgehalten:
so 314 gegen die Donatisten, 354 gegen Athanasius, 452 zur Regelung der Kirchen- und Klosterdisziplin, 475 gegen
den Prädestinatianer Lucidus, u. a.