Aristophanes
,
der größte Komödiendichter des Altertums, daher von den Alten oft einfach «der Komiker» genannt, geb. um 450 v. Chr., gest. zwischen 387 und 380 zu Athen; [* 2] von seinem Leben ist wenig bekannt. 427 brachte er seine erste Komödie, jedoch noch unter fremdem Namen, zur Aufführung. Als er 426 in den «Babyloniern» den mächtigen Demagogen Kleon verspottet hatte, wurde er von diesem angeklagt, daß er in Gegenwart der Abgeordneten der Bundesgenossen die Politik Athens verhöhnt habe; dann auch wegen unberechtigter Anmaßung des athenischen Bürgerrechts: sein Vater sollte nicht attischer Herkunft sein.
Von etwa 44
Stücken des Aristophanes
sind noch 11 erhalten: «Die Acharner», «Die Ritter»
(ein scharfer
Angriff auf
Kleon),
«Die Wolken» (diese aber in einer zweiten, vom Dichter nie vollendeten Umarbeitung),
«Die Wespen», «Der Friede», «Die Vögel», [* 3] «Lysistrata», «Die Weiber am Feste der Thesmophorien» («Thesmophoriazusen»),
«Die Frösche»,
[* 4] «Die Weibervolksversammlung»
(«Ekklesiazusen») und «Der Reichtum»
(«Plutos»; ebenfalls in der zweiten, aber vollendeten Bearbeitung). Diese
sind die
Blüte
[* 5] der alten Komödie. Um sie aber zu würdigen, bedarf es großer Vertrautheit mit der Geschichte
Athens zu jener
Zeit, da die Komödien voll sind von
Beziehungen auf Zeitgenossen, auf die Politik des athenischen
Staaten,
auf Leben,
Sitten und litterar. Zustände in der Stadt. Neben dem glänzenden und kühnen Witze des Aristophanes
bewunderten
die Griechen besonders seine echt attische
Anmut.
Ein
Plato zugeschriebenes
Epigramm sagt, die Grazien hätten sich seinen
Geist zur Wohnung ausersehen. Nach seinen polit. und
ethischen
Anschauungen ist Aristophanes
konservativ, ein
Anhänger alter
Sitte,
Lehre
[* 6] und Kunst, daher seine
Ausfälle
gegen
Sokrates, in dessen
Person er die sophistischen Grübeleien jener Zeit in den
«Wolken» verspottet, und gegen Euripides
in den «Fröschen» und andern Komödien. Die
Freiheit der alten Komödie gewährte der persönlichen Satire weiten Spielraum,
und Aristophanes
machte davon einen so schrankenlosen Gebrauch, daß nichts Göttliches und Menschliches,
wo es irgend eine
Blöße bot, von ihm verschont blieb.
Selbst das athenische
Volk scheute er nicht. Unaufhörlich wirft er ihm Wankelmütigkeit, Leichtsinn, Liebe für Schmeicheleien,
thörichte Leichtgläubigkeit und Neigung zu überspannten Hoffnungen vor. In seiner ersten Zeit wählte Aristophanes
mehr
das öffentliche Leben und dessen
Vertreter zum Gegenstande seiner
Dramen, später, nachdem auch die Bühnenfreiheit
um 414 gesetzlich beschränkt war, nähert er sich in den
Stoffen der sog. neuern Komödie (s.
Griechische Litteratur, III).
Geradezu als deren
Vorläufer galt der «Kokalos». Aristophanes
brachte das
Stück, in dem ein junger
Mensch ein Mädchen verführt
und, nachdem er ihre Abkunft entdeckt, heiratet, in seinen letzten Lebensjahren unter dem
Namen seines
Sohnes Araros zur Aufführung.
Herausgegeben ist Aristophanes
namentlich von
Brunck (3 Bde., Straßb. 1781-83),
von Invernizzi, vom 7.
Bande an von W. Dindorf fortgeführt und mit dem 13.
Bande (1826) vollendet, von
Bekker (5 Bde.,
Lond. 1829); wiederholt von Dindorf (zuletzt Lpz. 1869) und von Blaydes
(Halle
[* 7] 1880 fg.). Handausgaben von
Bergk (2. Aufl., 2 Bde., Lpz.
1872) und von Meineke (2 Bde., ebd. 1860); Auswahl mit deutschen
Anmerkungen von Kock
(Berlin,
[* 8] seit 1852 in mehrern
Auflagen). Unter den
Ausgaben einzelner
Stücke sind hervorzuheben: «Plutos»
von Hemsterhuis
(Harlingen 1744 und Lpz. 1811),
von Velsen (Lpz. 1881);
«Wolken» von Hermann (ebd. 1799 u. 1830),
Reisig (ebd. 1820) und Teuffel-Kähler (2. Aufl., ebd. 1887);
«Wespen» von Hirschig (Leid. 1847),
Richter (Berl. 1858) und van Leeuwen (Leid. 1893);
«Thesmophoriazusen» von Fritzsche (Lpz. 1838),
Thiersch (Halberst. 1832) und von Velsen (1883);
«Acharner» von Alb. Müller (Hannov. 1863),
W. Ribbeck (mit deutscher Übersetzung, Lpz. 1864),
Wissmann (Stettin [* 9] 1881);
«Friede» von Richter (Berl. 1860);
«Frösche» von Fritzsche (Zür. 1845) und von Velsen (Lpz. 1381);
die «Ritter» von ¶
mehr
W. Ribbeck (mit deutscher Übersetzung, Berl. 1867) und von Belsen (Lpz. 1869); die «Ekklesiazusen» von Belsen (ebd. 1883). Übersetzungen einzelner Stücke von Wieland im «Attischen Museum», von Welcker (2 Bde., Gieß. 1810); der «Wolken» von Wolf (Berl. 1812); der «Vögel» von Rückert (in «Aus Friedr. Rückerts Nachlaß», Lpz. 1867): der «Sämtlichen Werke» von J. H. Voß (3 Bde., Braunschw. 1821), Droysen (3 Bde., Berl. 1835-38; 3. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1880),
Hieron. Müller (3 Bde., Lpz. 1843-46; neue Ausg. 1861),
Seeger (3 Bde., Frankf. 1842-48). Schnitzer (Stuttg. 1842-54),
Minckwitz und Wessely (4 Bde., ebd. 1845-73; neueste Ausg. in der «Langenscheidtschen Bibliothek»),
Donner (3 Bde., Frankf. 1861-62),
Mähly (Stuttg. 1885). Eine Sammlung der wichtigen alten Scholien besorgte Dübner (Par. 1842). -
Vgl. Rötscher, und sein Zeitalter (Berl. 1827);
F. Ranke, «De Aristophanis vita» (Lpz. 1845);
Müller-Strübing, und die histor.
Kritik (ebd. 1873).