Ariadne
,
Tochter des Königs Minos von Kreta und der Heliade Pasiphae, entbrannte in Liebe zu dem als Tribut für den Minotauros landenden Theseus und gab ihm ein Fadenknäuel, das er am Eingang des Labyrinths festknüpfen und während des Einschreitens durch die Irrgänge in der Hand [* 2] ablaufen lassen sollte bis dahin, wo der Minotauros Wache hielt, zugleich auch ein gefeites Schwert, das Ungeheuer zu töten. So gelang es Theseus, mit seinen Gefährten von Minos in das Labyrinth geschickt, den Minotauros zu erlegen und sich aus den Irrgängen des Labyrinths glücklich herauszuwinden.
Darauf entfloh er mit Ariadne
, auf deren
Rat
er den
Boden der kretischen
Schiffe
[* 3] zerhieb, um das Nachsetzen unmöglich zu machen.
Aber auf der
Insel
Dia
(Naxos) verließ
Theseus die Ariadne
, die dann von
Artemis
[* 4] getötet ward. Nach andern findet
Dionysos
[* 5] auf der Rückkehr von
Indien auf
Naxos die verlassene
Jungfrau schlummernd in einer
Grotte, wird von ihrer
Schönheit
gefesselt und feiert mit der Erwachten seine Vermählung. Als
Brautgeschenk erhält sie von der
Aphrodite
[* 6] und den
Horen
[* 7] oder
von
Dionysos selbst eine
Krone, ein Werk des
Hephästos.
[* 8]
Nach ihrem
Tod begräbt
Dionysos die Geliebte in
Argos.
Ihre
Krone wurde unter die
Gestirne versetzt, sie selbst
göttlich verehrt. Auf
Naxos wurden ihr zwei
Feste gefeiert, eins der Verlassenen unter
Trauer, das andre der Vermählten mit
Jubel. Wegen der
Verwandtschaft dieser mit den
Osiris- und Adonisfesten vgl.
Dionysos. Der
Mythus von
Dionysos
und Ariadne
, wie letztere im
Schlaf von
Dionysos überrascht wird, findet sich oft auf antiken Kunstwerken, besonders
Reliefs und
Wandgemälden, dargestellt. Bekannt ist die
Statue der schlafenden Ariadne
im
Museum des
Vatikans, die auch in andern
Nachbildungen
erhalten ist.
Danneckers Meisterwerk zu
Frankfurt
[* 9] a. M. stellt Ariadne
als
Braut des
Dionysos auf dem Panther
reitend dar. Auch dramatisch und musikalisch ( Ariadne
auf
Naxos«,
¶
mehr
von Benda) wurde der Mythus behandelt. Vgl. Kanter, De A. (Bresl. 1879).