Arezzo
,
ital. Provinz, welche den südöstlichen Teil der Landschaft Toscana umfaßt, grenzt im NW. an die Provinz Florenz, [* 2] im N. an Forli, im NO. an Pesaro-Urbino, im SO. an Perugia und im SW. an Siena und hat einen Flächenraum von 3309 qkm (nach Strelbitskys Berechnung 3297 qkm = 59,8 QM.). Sie wird von den Gebirgsmassivs des Etruskischen Apennin durchzogen, insbesondere vom Hauptzug, beginnend mit dem Monte Falterona (1648 m) und endigend mit der Alpe della Luna (1350 m), dann vom Gebirgsrücken des Prato Magno (1580 m). Dazwischen liegen schöne Thäler und Hügelland.
Als Hauptflüsse sind der
Arno, der das fruchtbare
Val
Casentino bewässert, und der
Tiber, sodann die kanalisierte
Chiana zu
nennen. Die
Bevölkerung
[* 3] beläuft sich auf (1881) 238,744
Seelen. Das Land ist, namentlich in den
Thälern,
fruchtbar und wohlbestellt und erzeugt
Getreide,
[* 4]
Wein und
Hülsenfrüchte über den
Bedarf; auch
Obst,
Oliven und Maulbeeren werden
viel gebaut und in den gebirgigen Gegenden besonders
Kastanien. Ein
Viertel des
Bodens ist Waldland. Sehr bedeutend ist die
Schweinezucht, welche vortreffliches
Fleisch liefert. Die
Industrie zeichnet sich in der Fabrikation von
Schafwollwaren,
Hüten und
Leder aus. Unter den zahlreichen
Mineralquellen sind die von Chitigesano (im
Val
Casentino) und Montioni
(im
Val di
Chiana) hervorzuheben. Die Hauptverkehrslinie ist die
Eisenbahn von
Florenz über Arezzo
nach
Rom.
[* 5] Die
Provinz bildet
einen einzigen
Kreis.
[* 6]
Die gleichnamige Hauptstadt liegt 270 m hoch in einem fruchtbaren Thal, [* 7] an der Westseite eines sanften Hügels und am Flüßchen Castro, das 2 km unterhalb in die Chiana mündet, hat luftige und wohlgepflasterte Straßen und ist reich an bedeutenden Bauwerken des 13. und 14. Jahrh. und der Renaissance. Am bemerkenswertesten sind: der gotische Dom (1277 begonnen) mit schönen Skulpturen auf dem Hochaltar (von G. Pisano) und den herrlichen Grabmälern Gregors X. und des kriegerischen Bischofs Tarlati (gest. 1327), die Kirche Santa Maria delle Pieve (die älteste der 15 Pfarrkirchen) mit eingebauten Resten eines antiken Tempels und berühmtem Altarbild (von P. Lorenzetti), die Kirchen San Francesco, San Domenico (mit ausgezeichneten Fresken) und Sant' Annunziata, die Badia (mit Gemäldesammlung), ferner die schönen Kaufmannsloggien an der Piazza Grande (von Vasari erbaut) und das Stiftshaus der Fraternità della Misericordia (aus dem 14. Jahrh.) mit sehenswertem Museum.
Statuen
Ferdinands I.,
Ferdinands III. und des Hydraulikers Fossombroni schmücken die
Plätze. Die Stadt
zählt (1881) 11,816, als
Gemeinde 38,950 Einw., die sich mit
Seidenzucht, Tuchmanufaktur,
Gerberei, Verfertigung von
Kämmen,
Eisen- und Töpferwaren beschäftigen. Arezzo
ist der Sitz eines
Bischofs und eines
Präfekten und hat ein
Gymnasium, ein
Lyceum,
eine
Akademie der
Wissenschaften und
Künste, eine technische
Schule und eine ansehnliche
Bibliothek. - Arezzo
hieß
ehemals
Arretium und war nächst
Perusia die vornehmste der etrurischen
Zwölfstädte, berühmt durch die hier gefertigten
Waffen,
[* 8] Thongefäße (vasa aretina) und Baubacksteine.
Die Stadt schloß bereits 308
v. Chr., während des Etruskischen
Kriegs, ein
Bündnis mit den
Römern. Im zweiten
Punischen
Krieg
verhinderte
Rom den beabsichtigten
Abfall der
Aretiner durch einen
Überfall. Neben der hoch gelegenen
Altstadt
(Arezzo
vetus) entstand unter
Augustus in der
Ebene eine
Militärkolonie, aus welcher das moderne Arezzo
sich entwickelt hat. Im
Mittelalter
wurde Arezzo
Republik und stand im
Kampf der
Guelfen und
Ghibellinen meist auf seiten der letztern und den
Florentinern
feindlich gegenüber, von denen die
Aretiner in der
Schlacht bei
¶
mehr
Camaldino 1289 entscheidend geschlagen wurden. Seit dem 14. Jahrh. besaßen die Tarlati die
Oberherrschaft in Arezzo
, bis im 16. Jahrh. die Stadt durch Cosimo von Medici mit Toscana vereinigt wurde. Aus Arezzo
sind zahlreiche
bedeutende Männer hervorgegangen, z. B. der um die Musik verdiente Benediktiner Guido (um 1030), der Dichter Petrarca
(1304), der Satiriker P. Aretino (1492), der Kunsthistoriker Vasari (1512), der Botaniker Cesalpini (1519) u. a.