Ares
,
[* 2] bei den Griechen der Kriegsgott, lediglich als solcher bei Homer und den von diesem abhängigen Dichtern charakterisiert. Im Kampfe findet er sich mit verwandten Dämonen, der Eris (s. d.) und der Enyo (auch er selbst heißt Enyalios) zusammen und ist von Deimos (s. d.) und Phobos begleitet. Ihn bändigt geistige und sittliche Überlegenheit, wie sie Athena (s. d.) darstellt, oder eine auf den Künsten des Friedens, namentlich auf Ackerbau beruhende Kultur, wie sie die riesenstarken Aloiden (s. d.) bei Homer verkörpern.
Sonst sind der Ares
mythen wenige. Am bekanntesten ist sein in der Odyssee erzähltes
Abenteuer mit
Aphrodite,
[* 3] die dort als
Hausfrau des
Hephaistos
[* 4] erscheint, während sie in Mittelhellas (in
Theben und
Attika) als rechtmäßige
Genossin des Ares
galt. Es ist hierbei zu berücksichtigen, daß viele der ältesten Aphroditekulte einer bewaffneten
Göttin galten, daß die lydische
Omphale, die
Amazonen, endlich die streitbaren Genossinnen des thrazischen wie des argivischen
Dionysos
[* 5] nach derselben
Richtung deuten, nämlich nach den mannweiblichen Gottheiten
Kleinasiens.
In den westl. Landesteilen,
Ätolien,
Achaia, Elis und einigen von jenen beeinflußten Ortschaften wird
der Areskult
(der in
Thessalien und Macedonien gänzlich fehlt) teils mit Dionysos, teils mit
Artemis,
[* 6] oder beiden in
Verbindung
gebracht. Wie von den Griechen stets als thrazischer Fremdling behandelt worden ist, so scheinen auch Dionysos und
Artemis
in solcher
Verbindung thrazisch-phrygischer
Bevölkerung
[* 7] zu entstammen, indem die weibliche Gottheit mit der
Bendis und Kotytto,
der
Wein- und Orakelgott mit
Maron, Marsyas,
[* 8] zusammenfallen würde.
der als uralter
Sonnengott aufzufassen ist, mag dessen streitbare, feindliche und winterliche Seite repräsentieren. Unaufgeklärt
bleibt, warum nach
Homer, der Ares
nur als Personifikation des
Krieges kennt, dieser der einzige Sohn des
höchsten Götterpaars sein soll. Wenn nach einer andern Überlieferung Hera
[* 9] für sich allein, ohne
Befruchtung
[* 10] durch Zeus,
[* 11] den Ares
geboren haben soll, so läßt sich dies aus dem Charakter der homerischen, stets streitsüchtigen Göttin
verstehen. Die Aufhellung der Ares
mythologie wird noch dadurch erschwert. daß in den ältesten
Zeiten
auch ein anderer männlicher Gott,
Apollon,
[* 12] kriegerisch dargestellt wurde und dadurch zu Verwechselungen
Anlaß gegeben hat.
Die
Römer
[* 13] haben Ares
mit dem altitalischen
Mars
[* 14] (s. d.) identifiziert.
[* 1] ^[Abb.]
Die bildende Kunst, unter deren Denkmälern die Ares
bildungen nicht gerade häufig sind (abgesehen von den Gruppen des
Mars und der
Venus in der röm. Plastik und Malerei), stellt ihn als jugendlich kräftige Männergestalt
dar mit derber Muskulatur, starkem
Nacken, in älterer Zeit regelmäßig bärtig und in voller Rüstung,
[* 15] seit der Blütezeit
der Kunst gewöhnlich nur mit
Helm und Chlamys
[* 16] bekleidet und bartlos. Unter den erhaltenen
Darstellungen des
Gottes sind die einem Werke des 5. Jahrh.
v. Chr. nachgebildete
Statue des sog. Ares
Borghese im Louvre (s. obenstehende Abbildung),
deren Deutung aber
¶
mehr
nicht sicher ist, und die in der Villa Ludovisi in Rom,
[* 18] die den Ares
sitzend in Liebesgedanken versunken zeigt (nach einem Original
aus der Schule des Lysipp), die besten.-
Vgl. Voigt, Beiträge zur Mythologie des und der Athena (Lpz. 1881);
Tümpel, und Aphrodite (ebd. 1880);
Stark in den «Berichten der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften» (1864, Nr. 173);
Dilthey in den «Jahrbüchern des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande» (Bonn [* 19] 1873, Nr. 1).