Ardenner Wald
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Ardenner
(Ardenner
Wald, s. Karte »Belgien«),
[* 3]
ausgedehntes Wald
gebirge im südöstlichen Belgien, welches nach O. mit
dem Hohen Venn und der Eifel zusammenhängt, zwischen Mosel und Maas ein rauhes Bergland bildet und sich jenseit der Maas an den
Ufern der Sambre allmählich zum flandrischen Tiefland verflacht. Die Ardennen gehören zu dem niederrheinischen
Grauwacken- und Schiefergebirge, welches in dem Quellbezirk der Schelde und Oise aus der nordfranzösischen Ebene sanft aufsteigt
und in Westfalen
[* 4] gegen die waldigen
Thalebenen abfällt, auf der Strecke von Bingen
[* 5] bis Bonn
[* 6] aber vom Rhein in
einem engen, zackigen Sperrthal durchbrochen wird.
Sie haben eine mittlere Erhebung von 550 m, während ihre höchsten Berge 650 m kaum übersteigen. Auf ihrem Rücken tragen sie ansehnliche Plateaus, in welche durch die das Gebirge von Mézières bis Namur [* 7] durchschneidende Maas mit deren Nebenflüssen Chiers, Semoy, Lesse und Ourthe und die der Mosel zuströmenden Flüsse [* 8] Orne und Sure (Sauer) mit Alzette (Eltze) tiefe Thäler und Schluchten, oft mit steilen Abstürzen von 200 m Höhe, eingeschnitten sind. Die bedeutenden Flußthäler sind als Hauptspalten zu betrachten, von welchen eine Unzahl Nebenrinnen auslaufen, die durch das Hochland hinziehen und das ganze Gebirge durchfurchen.
Letzteres ist im allgemeinen öde. Der größere Teil der Plateaus bietet nur Heiden (landes) dar, entweder weite sumpfige und
der Kultur unzugängliche Strecken (fagnes) oder schlechte Weideplätze, welche nur nach einem Zwischenraum von 15-20 Jahren
und durch ein besonderes Verfahren zum Anbau zu benutzen sind. In den Thälern hingegen findet man herrliche
Wiesen und fruchtbares Land. Den Hauptreichtum des Gebirges bilden die Wald
ungen, die zumeist aus Eichen und Buchen mit untermischten
Erlen, Birken, Eschen etc. bestehen und die reich vorhandenen Montanschätze, als Eisen,
[* 9] Blei
[* 10] (bei Longwilly), Antimon (bei Gösdorf),
Kupfer
[* 11] (bei Stolzenburg), Mangan (bei Bihain), plastischer Thon, namentlich aber die unerschöpflichen Steinkohlenlager
(am Nordrand von Lüttich
[* 12] bis Valenciennes sich erstreckend), welche Belgiens Metallverarbeitung und großartige Industrie begründen.
Die waren als Arduenna Silva schon den Römern bekannt; Cäsar und Strabon lassen dieselben vom Rhein bis zur Schelde reichen.
Sie waren der Jagd- und Wald
göttin Diana heilig, welche davon den Beinamen Arduenna erhielt, und mancherlei
Denkmäler des Dianendienstes in diesen Gegenden finden sich noch in Altären, Statuen, Inschriften.
Vgl. Montagnac, Les Ardennes (Par. 1875, 2 Bde.; illustriert);
Förster, Chorographie der Ardennen (Aachen [* 13] 1882).
Departement im nordöstlichen Frankreich, streckt sich, in seinem nördlichen Teil von dem Ardenner
Wald durchzogen,
an beiden Ufern der Maas keilförmig nach Belgien hinein und grenzt westlich
¶
an das Departement Aisne, südlich an das Departement Marne und östlich an das Departement Meuse. Es besteht aus den nördlichen
Gegenden der ehemaligen Champagne (Rethelois, Porcien, Fürstentum Sedan
[* 15] u. a.) und hat einen Flächeninhalt von 5233 qkm.
Das Land gehört im S. noch den wellenförmigen Kreideflächen der Champagne, in der Mitte den mehr Gebirgscharakter
tragenden jurassischen Argonnen, im N. den rauhen devonischen Schieferplateaus der Ardennen an, die noch reichbewaldet
und
in tiefen Thälern von der schiffbaren, vielgewundenen Maas, Chiers und Semoy durchschnitten sind. Im SW. fließt die Aisne mit
der Aire.
Der 105 km lange Ardennenkanal führt längs der Aisne über Rethel und Attigny östlich bis Semuy, dann durch die Gebirgslücke von Chêne le Populeux zur Bar und längs derselben gegen N. in die Maas. Das Klima [* 16] ist gemäßigt, aber rauher als in den übrigen Provinzen Frankreichs unter gleicher Breite. [* 17] Die Bevölkerung [* 18] beläuft sich auf (1881) 333,675 Seelen. Mehr als drei Fünftel der Bodenfläche sind angebaut; die Produktion von Cerealien ist größer als der Bedarf, wiewohl Ackerbau nur in den Thälern, namentlich in dem der Aisne, getrieben wird.
Weinbau findet sich nur im S. Sehr ansehnlich ist die Rindvieh und Schafzucht, welche selbst die benachbarten Departements
versorgt. Die ausgedehnten Wald
ungen, welche aus Eichen, Buchen, Eschen, Ulmen etc. bestehen, bergen noch
Wölfe und viel Wild. Die Flüsse sind fischreich. Hauptnahrungszweige sind außerdem Bergbau,
[* 19] metallurgische und Manufakturindustrie.
Jener ist namentlich auf Eisen und Tafelschiefer bedeutend, die Eisenindustrie beschäftigt zahlreiche Hochöfen, Blechwalzwerke,
Nagelschmieden, Maschinen- und Werkzeugfabriken; hierzu kommen dann noch mehrere Kupferhütten.
Den ersten Rang unter den Industriezweigen des Departements nimmt aber die Tuchfabrikation ein, welche
ihr Zentrum in Sedan hat und bei der Spinnerei, Weberei
[* 20] und Appretur ca. 17,000 Arbeiter beschäftigt. Bemerkenswerte
Industriezweige
sind ferner die Erzeugung von Thonpfeifen, die Glas-, Papier- und Zuckerfabrikation und die Brauerei. Das Departement wird von
mehreren Linien der Ostbahn durchzogen, welche in Mézières ihren Knotenpunkt haben, zerfällt in fünf
Arrondissements: Mézières, Nocroy, Sedan, Rethel und Vouziers, und hat Mézières zur Hauptstadt. Der bekannteste und denkwürdigste
Ort desselben ist aber die Festung
[* 21] Sedan (s. d.).
Vgl. Keßler, Notice descriptive et statistique sur le département des Ardennes (Par. 1879).