Archaïsmus
(griech.), Nachahmung von etwas Altertümlichem, insbesondere veraltete Redeweise, dergleichen bei uns namentlich in der Gerichts- und aus Luthers Bibelübersetzung in der Kirchensprache gebräuchlich ist. In rechtem Maß angewendet, dienen Archaismen zur Erhöhung des Feierlichen und verleihen der Rede mehr Würde; doch haben sie auch leicht komische Wirkung und dürfen nicht auf Kosten der Deutlichkeit angewandt werden. Übrigens gibt es auch ganze Werke (z. B. Chattertons »Poems« und manche neueste Erscheinungen der deutschen Belletristik), denen in Ausdruck und Wendungen durchweg ein archaistisches, d. h. nachgeahmt-altertümliches, Gepräge gegeben ist. Gleicherweise spricht man in der bildenden Kunst von Archaïsmus oder archaistischem Stil und bezeichnet damit, im Gegensatz zu archaisch (wirklich alt), die bewußte und absichtliche Nachahmung der Darstellungsweise aus den Anfangsepochen der Kunst, wie sie z. B. bei den römischen Bildhauern der spätern Zeit vielfach vorkommt. Werke dieser Art bereiten der archäologischen Kritik oft nicht geringe Schwierigkeiten.