Arbeiterko
lonien,
s. Armenkolonien.
Arbeiterkolonien
2 Seiten, 2'097 Wörter, 15'667 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Arbeiterkolonien,
s. Armenkolonien.
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Arbeiterkolonien,*
im allgemeinen Niederlassungen für Arbeiter und Arbeiterfamilien. Dieselben können den Zweck haben, Arbeiter seßhaft zu machen, indem ihnen auf einer Ansiedelung der allmähliche Erwerb von Grundstücken zu freiem Eigentum ermöglicht wird; im engern Sinn ländliche Niederlassungen, in welchen Arbeitswillige bei länger andauernder Arbeitsunterbrechung Beschäftigung erhalten, bis sie wieder anderweit ihren Unterhalt finden können.
Die Errichtung solcher Anstalten wurde besonders mit Beginn des letzten Jahrzehnts ins Auge [* 2] gefaßt, als bei häufigerm Mangel an Arbeitsgelegenheit die Wanderbettelei sehr stark anwuchs und einen für Sittlichkeit und Sicherheit bedrohlichen Charakter annahm. Pastor v. Bodelschwingh in Bielefeld, [* 3] welcher schon früher die Anstalt Bethel gegründet hatte, wo hilfsbedürftige und würdige Wanderer dauernde Unterkunft fanden, errichtete 1882 die Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf bei Bielefeld zu dem Zweck:
1) arbeitslustige und arbeitslose Männer jeder Konfession und jeden Standes, soweit sie wirklich noch arbeitsfähig sind, so lange in ländlichen und andern Arbeiten zu beschäftigen, bis es möglich geworden ist, ihnen anderweit lohnende Arbeit zu beschaffen und ihnen so die Hand [* 4] zu bieten, vom Vagabundenleben loszukommen;
2) arbeitsscheuen Vagabunden jede Entschuldigung abzuschneiden, daß sie keine Arbeit hätten. Diese Arbeiterko
lonien sollen allerdings auch
so eingerichtet sein, daß durch sie ein ordnungsgemäßes und gesittetes Leben gefördert wird. Sie bedürfen daher sittlicher
Fürsorge und Überwachung. Sie sind jedoch nicht zu verwechseln mit Anstalten, welche zur Aufnahme und
Besserung sittlich Herabgekommener und Verwahrloster bestimmt sind, wie z. B. mit den Trinkerasylen, welche bei längerm und
selbst mehrjährigem Aufenthalt (so im Asyl Friedrichshütte 1-2 Jahre) zur Abgewöhnung des Trinkens dienen sollen und daher
als Heilanstalten zu betrachten, einzurichten und zu behandeln sind.
Die Aufnahme in diese Arbeiterko
lonien beruht auf freiwilliger Entschließung; sie unterscheiden
sich dadurch von den Zwangsarbeiterko
lonien, an welchen, wie z. B. zu Bockelholm bei Rendsburg,
[* 5] Verwaltungen von Strafanstalten
ihren Sträflingen Beschäftigung geben. In den letzten Jahren haben sich die Arbeiterko
lonien, deren einheitliche Organisation von dem Zentralvorstand
deutscher Arbeiterkolonien
angestrebt wird, über Deutschland
[* 6] ziemlich verbreitet. Es entstanden seit 1883 die Kolonien
Kästorf bei Gifhorn, Rickling bei Kiel,
[* 7] Friedrichswille in der Provinz Brandenburg,
[* 8] Dornahof in Württemberg
[* 9] und Seyda bei Zahna
(Provinz Sachsen),
[* 10] 1884 Dauelsberg bei Delmenhorst (Oldenburg),
[* 11] Wunscha bei Rothenburg
[* 12] (Schlesien),
[* 13] Meierei bei Schievelbein in Pommern,
[* 14] Karlshof bei Rastenburg (Ostpreußen)
[* 15] und Berlin
[* 16] N., 1885 Ankenbuk in Baden
[* 17] und Neu-Ulrichstein in Oberhessen, 1886 Lülerheim
bei Wesel
[* 18] (evangelische Kolonie der Rheinprovinz),
[* 19] Schneckengrün in Sachsen und Elkenroth, Kreis
[* 20] Altenkirchen (katholische Kolonie
der
¶
Rheinprovinz), 1887-88 Simonshof in Bayern,
[* 22] Maria-Been (katholische Kolonie in Westfalen),
[* 23] Gailsdorf in Thüringen, Alt-Latzig
in Posen
[* 24] und Magdeburg.
[* 25] Im ganzen zählte man 1886: 15 und Anfang 1889: 21 in denen etwa 2400 Plätze zu besetzen sind. Doch
reichen diese Stellen noch nicht aus, um allen, welche um Aufnahme nachsuchen, eine Unterkunft zu gewähren.
Bis jetzt sind für Ankauf von Grund uud Boden allein schon einige Millionen Mark von den Vereinen für Arbeiterkolonien
aufgebracht worden.
Eine weitergehende Aufgabe als die Arbeiterkolonien
haben sich die »Kolonien zur Heimat« oder Heimatskolonien gesteckt. In diesen soll denjenigen,
die sich in den Arbeiterkolonien
als brauchbar gezeigt haben, die Möglichkeit geboten werden,
sich ein eignes Heim zu gründen, in einer ihnen in der Kolonie liebgewordenen Beschäftigung sich und den Ihrigen den Lebensunterhalt
zu verdienen und sich als ehrenhafte Bürger des deutschen Vaterlandes zu bewähren; es sol also eine Anstalt geschaffen werden,
welche dauernd Arbeit gibt und dabei auch dauernd auf die Anstaltbewohner einen gewissen Einfluß zu üben
vermag.
Eine solche Kolonie, Düring oder Friedrich Wilhelms-Dorf bei Bremerhaven (Cronemayers Heimatskolonie), wurde, nachdem früher schon mehrere derartige Versuche an verschiedenen Orten resultatlos verliefen, im J. 1886 mit zwölf Kolonisten eröffnet. Die Kolonisten sollen ein Häuschen und 4 Hektar kultiviertes Land für etwa 5000 Mk. erhalten und dies mit 3 ½ Proz. und 1 Proz. Amortisation verzinsen; Unterhalt und Lohn kosten täglich pro Person 1,72 Mk.
Einen andern Zweck als die Arbeiterkolonien
, wenn auch mit denselben Hand in Hand gehend, haben die Naturalverpflegungsanstalten. Dieselben
ermöglichen den einfachen Ortswechsel für Arbeiter, welche anderweit Arbeit suchen, ohne die zum Wandern
nötigen Mittel zu besitzen. Mit den bei dem Hausbeitel ^[Hausbettel?] zersplittert verabfolgten Geldgaben wird meist das
Ziel einer segensreichen Unterstützung nicht erreicht. Aus diesem Grund hat man die Unterstützung vielfach zur Gemeindesache,
in Sachsen 1880 zur Aufgabe größerer Bezirke gemacht, indem die Verpflegung bestimmten Stellen überwiesen
wurde. In Württemberg wurden seit 1880 eigne Stationen für Naturalverpflegung armer Reisender von Gemeinden errichtet.
Hiermit wurden die Vorteile der organisierten Armenpflege mit geeigneter Kontrolle und wirksamer Bekämpfung des Gewohnheitsbettels erreicht. Solche Anstalten erfüllen ihren Zweck am vollständigsten, wenn sie, netzartig über das ganze Land verbreitet, miteinander in Verbindung steyen, ihre Unterstützungen nur gegen Arbeitsleistung gewähren und gleichzeitig in der Lage sind, Arbeit nachzuweisen. Sie hätten demgemäß mit den in lebendiger Verbindung zu stehen.
Solche Verpflegungsstationen bestehen in Westfalen 118 (davon 20 in Herbergen), in Hannover [* 26] 36 (14 Herbergen), Schleswig-Holstein [* 27] 32 (19), Brandenburg 150 (27), Schlesien 79 (20), Pommern 77 (12), Provinz Sachsen 139 (24), Ostpreußen 72 (3), Westpreußen 9 (4), Rheinproomz 97 (19), Posen 18 (3), Hessen-Nassau [* 28] 4, Freie Städte, Mecklenburg, [* 29] Oldenburg, Braunschweig, [* 30] Lippe, [* 31] Waldeck [* 32] 5 Stationen (und 24 Herbergen), Thüringen und Anhalt [* 33] 91 (14), Königreich Sachsen 60 (34); von Bayern, Hessen, [* 34] Baden, Württemberg und den Reichslanden ist nur das Bestehen von insgesamt 21 Herbergen bekannt.
Vgl. Chuchul, Zum Kampf gegen Landstreicher und Bettler (Kassel [* 35] 1881);
Stursberg, Die Vagabundenfrage (Düsseld. 1882);
Derselbe, Über Arbeiterkolonien
und Naturalverpflegung der wandernden
Bevölkerung
[* 36] (Gotha
[* 37]
1883);
Elvers, Zur Vagabundenfrage (Berl. 1883);
Huzel, Das System der kommunalen Naturalverpflegung (Stuttg. 1883);
v. Bodelschwingh, Vorschläge zur Bereinigung aller deutschen Arbeiterkolonien
(2. Aufl., Bielef.
1884);
Pribyl, Das Bettelunwesen und die Arbeiterkolonien
(Wien
[* 38] 1884);
Schwering, Die Arbeiterkolonie Leinhausen bei Hannover (Hannov. 1884);
Berthold, Die Entwickelung der deutschen Arbeiterkolonien
(Leipz. 1887);
Derselbe, Die Weiterentwickelung der deutschen Arbeiterkolonien
1886-87 (Berl.
1889);
Märker, Vagabundennot, Arbeiterkolonien
und Verpflegstationen (Heilbronn
[* 39] 1887);
»Protokolle der ordentlichen Versammlungen des Zentralvorstandes deutscher in den Jahren 1884, 1885 und 1886« (Berl.);
»Die Arbeiterkolonien.
Korrespondenzblatt für die Interessen der Arbeiterkolonien, zugleich Organ des Deutschen Herbergsvereins" (hrsg. vom Zentralvorstand deutscher Arbeiterkolonien, Wustrau 1885 ff.).
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
auch Ackerbaukolonien. Als Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre des 19. Jahrh. die Wanderbettelei in Deutschland einen so bedrohlichen Umfang angenommen hatte, daß sie als wirkliche Landplage empfunden wurde, begann man nach wirksamen Mitteln zu suchen, um sich vor den Gefahren der gewerbsmäßigen Landstreicherei zu schützen, zugleich aber auch den hilfsbedürftigen, wegen Arbeitslosigkeit auf die Landstraße gewiesenen Wanderern in zweckmäßiger Weise Unterstützung zu gewähren und sie so vor dem Versinken in Arbeitsscheu zu bewahren.
Zwar hatten schon früher die evang. Herbergen (s. d.) zur Heimat und die Kolpingschen kath. Gesellenvereine (s. d.) nach dieser Richtung eine segensreiche Thätigkeit entwickelt; auch die Vereine gegen Hausbettelei (s. d.) hatten dadurch, daß sie armen Reisenden an bestimmten Gabestellen ein kleines Geldgeschenk oder Anweisungen auf Beköstigung und Nachtlager überwiesen, dem von Thür zu Thür wandernden Bettel in etwas Einhalt geboten, namentlich da, wo die Vereinszwecke, wie seit 1880 im Königreich Sachsen, gleichsam zur Kommunalsache seitens größerer Bezirke gemacht worden waren.
Allein die Erfolge aller dieser Bestrebungen waren im ganzen dürftig und mußten es sein, weil es an einer festen Organisation der Hilfsthätigkeit für ganze Länder fehlte oder weil bloß die Bekämpfung der äußern Erscheinung des Wanderbettels zum Zweck derselben gemacht, nicht aber die Verstopfung der beiden Quellen der Bettelplage, der Liederlichkeit und der Hilflosigkeit, systematisch in Angriff genommen wurde. In dieser Richtung ging man 1880 in Württemberg mit der Einrichtung von kommunalen Naturalverpflegungsstationen für arme Reisende einen Schritt weiter.
Durch letztere konnte der ordentliche arme Wanderer vor Not geschützt und der Geschäftsbettler von der Wanderstraße abgedrängt werden. Allein arbeitsscheuen Landstreichern leisteten gerade diese Stationen unerwünschten Vorschub, solange sie nicht auch eine Arbeitsleistung forderten. Daher mußte mit den Stationen ein Arbeitsnachweis verbunden und beim Mangel an fester Arbeitsgelegenheit die Verpflegung wenigstens von einer einmaligen ernsten Arbeitsleistung abhängig gemacht werden.
Derartig eingerichtete, in einem hinreichend dichten Netze zweckmäßig verteilte Naturalverpflegungsstationen werden gegenwärtig als das Hauptmittel zur Bekämpfung der Wanderbettelei angesehen. Sie beseitigen in der That den Thürbettel, verhindern durch in natura gewährte Speisung und Unterkunft, daß die Wanderer der Trunksucht anheimfallen, heben durch Arbeitsnachweis und die geforderte Arbeitsleistung das sittliche Selbstbewußtsein hilfsbedürftiger Reisender und besitzen in dem Arbeitszwange vor allem ein wirksames Mittel, eine getrennte Behandlung der Würdigen und Unwürdigen vorzubereiten.
Vom Standpunkte der Nächstenliebe war aber noch ein weiterer Ausbau der geschilderten Einrichtung möglich und erforderlich. Arme Wanderer, die trotz redlichen Bemühens nirgends Arbeit finden, darf man nicht dauernd von Station zu Station irren lassen; sie verfallen sonst der Verwahrlosung. Es gilt, ihnen für längere Zeit Unterkommen zu schaffen, bis sie Gelegenheit zum Wiedereintritt in die wirtschaftliche Gesellschaft finden. Einrichtungen mit diesen Zielen bieten überdies den Vorteil, in Not geratene Reisende innerlich zu heben und zu stärken. Pastor von Bodelschwingh in Bielefeld verbreitete diese Ideen, unterstützt von Freunden der Innern Mission (s. d.), mit großer Wärme [* 40] und bethätigte sie praktisch durch Begründung der ersten Arbeiterkolonien Wilhelmsdorf bei Bielefeld, nachdem er schon jahrelang würdigen ¶
hilfsbedürftigen Wanderern in der Anstalt Bethel dauernde Unterkunft gegen Arbeit gewährt hatte. Er brachte es dahin, daß in der benachbarten Senne ein größerer Strich unbebauten Landes erworben und, nach Einrichtung der erforderlichen Wohn- und Wirtschaftsgebäude durch die Hände arbeitsloser Reisender, welche längere Zeit in der Kolonie Aufnahme fanden, in landwirtschaftliche Kultur genommen wurde. Am wurde die Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf zu dem doppelten Zwecke eröffnet:
1) arbeitslustige und arbeitslose Männer jeder Konfession und jeden Standes, soweit sie wirklich noch arbeitsfähig sind, so lange in ländlichen und andern Arbeiten zu beschäftigen, bis es möglich geworden ist, ihnen anderweit lohnende Arbeit zu beschaffen;
2) arbeitsscheuen Vagabunden jede Entschuldigung abzuschneiden, daß sie keine Arbeit hätten. Die und Naturalverpflegungsstationen haben sich im großen Ganzen entschieden bewährt und sich binnen wenigen Jahren lebensvoll entwickelt. Statistische Daten über die Arbeiterkolonien giebt die oben stehende Tabelle.
Name der Kolonie (Provinz, Staat) | Eröffnungstag | Belegbare Plätze | Aufgenommene | Entlassene | |
---|---|---|---|---|---|
seit Eröffnung bis inkl. Febr. 1895 | |||||
Wilhelmsdorf, Provinz Westfalen | 22. März 1882 | 236 | 7666 | 7430 | |
Kästorf, Provinz Hannover | 24. Juni 1883 | 200 | 4665 | 4472 | |
Rickling, Provinz Schleswig | 10. Okt. 1883 | 120 | 4933 | 4784 | |
Friedrichswille, Provinz Brandenburg | 13. Nov. 1883 | 175 | 5995 | ||
Dornahof, Königreich Württemberg I. | 15. Nov. 1883 | 100 | 3996 | 5830 | |
Seyda, Provinz Sachsen | 14. Dez. 1883 | 200 | 5073 | 3865 | 4900 |
Dauelsberg, Großherzogtum Oldenburg | 8. Febr. 1884 | 50 | 2080 | 2031 | |
Wunscha, Provinz Schlesien I. | 14. Juli 1884 | 100 | 2986 | 2865 | |
Meierei, Provinz Hannover | 25. Juli 1884 | 150 | 3534 | 3423 | |
Carlshof, Provinz Ostpreußen | 15. Okt. 1884 | 250 | 5652 | 5451 | |
Berlin mit Tegel | 1. Dez. 1884 | 260 | 5588 | 5441 | |
Ankenbuck, Großherzogtum Baden | 26. Febr. 1885 | 76 | 2071 | 2007 | |
Neu-Ulrichstein, Hessen | 1. Juli 1885 | 130 | 2763 | 2660 | |
Lühlerheim, Rheinprovinz | 15. Febr. 1886 | 125 | 2855 | 2736 | |
Schneckengrün, Königreich Sachsen | 22. Febr. 1886 | 122 | 3032 | 2943 | |
Elkenroth, Rheinprovinz (kath.) | 20. Okt. 1886 | 60 | 1421 | 1369 | |
Simonshof, Königreich Bayern I. | 1. Mai 1888 | 104 | 2626 | 2532 | |
Maria-Veen, Westfalen (kath.) | 1. Okt. 1888 | 120 | 2575 | 2454 | |
Alt-Latzig, Provinz Posen | 26. Okt. 1888 | 45 | 1098 | 1039 | |
Magdeburg, Provinz Sachsen | 23. Nov. 1888 | 70 | 1840 | 1777 | |
Geilsdorf bei Stadt Ilm, Thüringen | 28. Juli 1889 | 80 | 1349 | 1286 | |
Erlach, Königreich Württemberg II. | 1. April 1891 | 100 | 1088 | 1001 | |
Hamburg, Rothenburgsort | 1. Dez. 1891 | 110 | 963 | 855 | |
Hohenhof, Provinz Schlesien II. (kath.) | 2. Jan. 1892 | 82 | 400 | 320 | |
Hilmarshof, Provinz Westpreußen | 17. Jan. 1892 | 40 | 678 | 619 | |
Herzogsägmühle, Königreich Bayern II. | 1. Aug. 1894 | 50 | 140 | 67 | |
Im ganzen | 3155 | 77067 | 74157 |
^[Tabellenenede]
[^Leerzeile]
An der Spitze der Bewegung und der Organisation steht der Centralvorstand deutscher Arbeiterkolonien. Die Zeitschrift «Die Arbeiterkolonie» (seit 1883) giebt über Einrichtung und Entwicklung fortlaufende Nachrichten.
Als eine Ergänzung der Arbeiterkolonien sind ferner die Heimatkolonien anzusehen, deren erste im Sept. 1886 in Düring bei Loxstedt unter dem Namen Friedrich Wilhelmsdorf mit 12 Kolonisten eröffnet wurde. Hier soll denjenigen, welche sich in den Arbeiterkolonien als brauchbar erwiesen haben, die Möglichkeit geboten werden, durch eigene (landwirtschaftliche) Arbeit sich seßhaft zu machen.
Litteratur. Stursberg, über und Naturalverpflegung der wandernden Bevölkerung (Gotha 1883);
Huzel, Das System der kommunalen Naturalverpflegung (Stuttg. 1883);
von Bodelschwingh, Die Ackerbau-Kolonie Wilhelmsdorf (3. Aufl., Bielef. 1883);
ders., Vorschläge zur Vereinigung aller deutschen Arbeiterkolonien (2. Aufl., ebd. 1884);
Berthold, Statistik der Arbeiterkolonien im Deutschen Reiche (Lpz. 1885);
ders., Die deutschen Arbeiterkolonien, ihre Entstehung, Organisation u. s. w. (im «Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft», hg. von Schmoller, Jahrg. 10, S. 453 fg., Lpz. 1886);
ders., Die Weiterentwicklung der deutschen Arbeiterkolonien (Berl. und Dresd. 1889);
ders., Statistik der deutschen Arbeiterkolonien für 1887-89 (Berl. 1891);
ders., Die deutschen Arbeiterkolonien, 6. Folge für 1889-91 (ebd. 1893);
Evert, Entwicklung der Naturalverpflegungsstationen und in Preußen [* 42] (in der «Zeitschrift des königl. preuß. Statistischen Bureaus», 1885);
Artikel Arbeiterkolonie im «Handwörterbuch der Staatswissenschaften», Bd. 1 (Jena [* 43] 1890);
Protokolle der ordentlichen Versammlungen des Centralvorstandes deutscher in den 1.1884 fg. (Berlin und Bielefeld);
Berichte der Vereine für in Sachsen, Bayern und Württemberg.