Arbeiterka
mmern.
Die Bestrebungen, den arbeitenden
Klassen in ähnlicher
Weise wie dies für die
Handel- und Gewerbetreibenden
(s.
Handels- und Gewerbekammern) geschehen ist, eine staatlich anerkannte Vertretung zu schaffen, sind
in neuerer Zeit vielfach hervorgetreten, haben indes noch in keinem
Lande ihre Verwirklichung gefunden. Der Streit der Meinungen
dreht sich vornehmlich um die Frage der Zusammensetzung der Arbeiterka
mmern, während man über die ihnen zu überweisenden
Aufgaben, der Regierung beratend und begutachtend bei dem
Ausbau der socialpolit.
Gesetzgebung zur Seite zu stehen, ziemlich einig ist. Ein gesetzliches Eingreifen in die Funktionen der Einigungsämter (s. d.)
und
Arbeiterausschüsse (s. d.) dürfte sich kaum empfehlen. Im
Deutschen
Reichstag ist die Frage der Errichtung von Arbeiterka
mmern wiederholt
erörtert worden. 1881 beantragte gelegentlich der Verhandlungen über die Einführung von Gewerbekammern die Fortschrittspartei,
sie zu gleichen
Teilen aus
Unternehmern und
Arbeitern zusammenzusetzen.
In den Verhandlungen von 1881 über den gleichen Gegenstand hatte die socialdemokratische Partei den
Antrag gestellt, neben
den Gewerbekammern besondere Arbeiterka
mmern zu errichten; mit noch größerm
Nachdruck erschien derselbe
Vorschlag in dem
Antrag vom
der dazu bestimmt war, den Tit. IX der Reichsgewerbeordnung zu ersetzen, und
die Feststellung der Ortsstatuten ausschließlich in die
Hand
[* 2] der Arbeiterka
mmern
zu legen. Für jeden
Bezirk des
Reichs von nicht unter 200000
und nicht über 400000 E. sollten Arbeiterka
mmern errichtet werden «für
die Vertretung der Interessen der
Unternehmer und ihrer
Arbeiter und Hilfspersonen», mit 24-36 Mitgliedern
und sehr weitreichenden und vielgestaltigen Funktionen. Der
Reichstag lehnte alle diese
Vorschläge ab. - In
Österreich
[* 3] wurde 1886 von
der liberalen Partei im Abgeordnetenhause ein
Antrag auf Errichtung von Arbeiterka
mmern eingebracht, zu dem indessen zahlreiche Arbeiterversammlungen
in verschiedenen
Teilen des
Reichs eine ablehnende Haltung einnahmen, weil ihnen das Gebotene nicht als
ausreichend erschien. Eine im Febr. 1889 veranstaltete Untersuchung, zu der auch
Arbeiter zugezogen wurden, brachte keine
Klarheit hinsichtlich der zu erstrebenden Ziele. -
Vgl. V. Adler, [* 4] Die und die Arbeiter (Wien [* 5] 1886);
Grätzer, Die Organisation der Berufsinteressen (Berl. 1890);
F. Leo, Die sociale Frage und die (in den «Deutschen Worten», 9. Jahrg., Wien 1889);
von Vogelsang, Über (in der «Monatsschrift für christl. Socialreform», 11. Jahrg., Wien 1889).