Titel
Arany
(spr. ärranj), 1) János, ungar. Dichter, geb. zu Groß-Szalonta im Biharer Komitat, besuchte 1832-36 das Kolleg zu Debreczin, [* 2] bekleidete dann eine Lehrerstelle in seiner Vaterstadt und wurde 1840 zum zweiten Notar des Komitats ernannt. Als Dichter gewann er bald darauf einen Preis der Kisfaludy-Gesellschaft mit dem anonym erschienenen Werk »Die verloren gegangene Verfassung« (1843),
einem komischen Epos, worin das Treiben bei den Komitatswahlen von der humoristischen Seite geschildert wird. Gleichen Erfolg hatten seine nächsten Dichtungen, die poetischen Erzählungen: »Toldi« und »Die Eroberung von Murany« (beide deutsch von Kértbeny, Leipz. 1851). Während der ungarischen Revolution bekleidete der Dichter eine Konzipistenstelle im Ministerium Szemere, lebte dann mehrere Jahre arm und gedrückt in seinem Heimatsort, bis er 1854 die Professur der ungarischen Sprache [* 3] und Litteratur am Gymnasium zu Groß-Körös erhielt, von wo er 1860 als Direktor der Kisfaludy-Gesellschaft nach Pest berufen wurde.
Seit 1859 ordentliches Mitglied der ungarischen
Akademie, wurde er 1865 zum ständigen
Sekretär
[* 4] derselben ernannt, legte aber 1878 diese
Stelle aus Gesundheitsrücksichten nieder. Er starb in
Budapest.
[* 5] Arany
ist der bedeutendste ungarische
Poet der Neuzeit und ein wahrer Volksdichter. Er behandelt durchaus nationale
Stoffe; seine
Darstellung ist männlich-kräftig,
seine Form einfach-melodisch, nicht ohne große
Bilder einzuschließen; im Versbau wählt er meist die
Assonanz, untermischt
mit wirklichen
Reimen.
Von spätern Dichtungen sind noch zu erwähnen: »Katalin« (1850);
»Die Zigeuner von Groß-Ida« (1852);
»Toldis Abendgang« (1854; deutsch von Kolbenheyer, Pest 1856);
»Buda halála« (1864, preisgekrönt; deutsch von Sturm, Leipz. 1879),
endlich »Toldis Liebe« (1879; deutsch von Kolbenheyer, Pest 1884),
das Mittelglied der epischen Toldi-Trilogie, womit diese vortreffliche Dichtung ihren Abschluß erhielt.
Eine Übersetzung »Ausgewählter
Dichtungen von Arany«
veröffentlichte v. Sponer
(Leipz. 1880).
2) Láßló, ungar. Dichter, Sohn des vorigen, geb. zu
Groß-Szalonta, veröffentlichte früh eine poetische
Erzählung: »Elfrida«, infolge deren er Mitglied der
Kisfaludy-Gesellschaft
wurde. In einem spätern, an
Kaulbachs Gemälde anknüpfenden Gedicht: »Die
Hunnenschlacht«, schildert er das
Ringen des Deutschtums
und Magyarentums in
Ungarn
[* 6] und fordert seine Landsleute leidenschaftlich zum
Haß und
Kampf gegen
deutsche Sprache
und
Kultur auf. Auch übersetzte er meisterhaft einige
Dramen
Shakespeares und
Molières. Arany
ist seit 1880
Sekretär des
Ungarischen
Bodenkreditinstituts in
Budapest und nimmt unter den jüngern Dichtern
Ungarns einen hervorragenden Platz ein.