Aranda
,
Don Pedro Pablo Abaraca de Bolea, Graf von, span. Staatsmann, geb. zu Saragossa [* 2] aus einer vornehmen Familie, widmete sich dem Militärdienst, verließ denselben 1746 als Oberstleutnant, bereiste Italien [* 3] und Frankreich und widmete sich dann auf seinen Gütern wissenschaftlichen Studien. Karl III. ernannte ihn 1759 zum Obersten und Gesandten am polnischen Hof. [* 4] Im J. 1763 ward er Generalstatthalter von Valencia, [* 5] 1766 Präsident des Rats von Kastilien und Generalstatthalter dieser Provinz, so daß er die höchste Zivil- und Militärgewalt in sich vereinigte.
Auch ward er in den Grafenstand erhoben. Um
Spanien
[* 6] nach den
Ideen der französischen
Aufklärung, denen er anhing, von
Grund
aus zu reformieren, schaffte er eine
Menge kirchlicher
Mißbräuche ab, beschränkte die Macht des
Papsttums in
Spanien, unterwarf
die Ordensgeistlichkeit dem
Staat, zügelte die
Inquisition und bewirkte die Vertreibung der
Jesuiten aus
Spanien
Große
Verdienste erwarb er sich um
Künste und
Wissenschaften, um die Verbesserung der
Polizei und um das
Volkswohl überhaupt. Durch die Vertreibung der
Jesuiten hatte er der Pfaffenherrschaft die
Axt an die
Wurzel
[* 7] gelegt, dafür
arbeitete aber auch der
Klerus insgeheim an seinem
Sturz. Auf sein Betreiben schickte der König Aranda
1773 als
Gesandten an den französischen
Hof. Auch in dieser
Stellung machte sich um sein Vaterland verdient und brachte unter anderm
den
Pariser
Frieden (1783) unerwartet glücklich zu stande. Im J. 1787 zurückgerufen, war er Mitglied des
¶
mehr
einflußreichen Staatsrats, bis die Königin Marie Luise ihn im Februar 1792 wieder an die Spitze der Geschäfte berief. Weil er
aber im Widerspruch mit der Hofpartei der französischen Revolution gegenüber strenge Neutralität gewahrt wissen wollte, wurde
er schon im November 1792 durch den unfähigen Godoy verdrängt, obwohl er sich diesem und der sittenlosen
Königin gegenüber in unwürdiger Weise gedemütigt hatte. Aranda
blieb Präsident des von ihm neubelebten Staatsrats, ward aber
wegen seiner Opposition gegen die auswärtige Politik Godoys im Mai 1793 nach Jaen in Andalusien verwiesen. Erst nachdem der Baseler Friede
die Richtigkeit seiner Ansichten nur zu sehr bestätigt hatte, durfte er 1795 auf seine Güter in Aragonien
gehen, wo er 1799 starb.