Araktschejew
,
Graf
Alexej Andrejewitsch,
Gründer der der russ. Militärkolonien, geb. 4. Okt.
ans altem
Adel, wurde 1792 als
Artillerieoffizier dem damaligen
Großfürsten
Paul zur Organisierung der
Artillerie bei der kleinen Scheinarmee empfohlen, die dieser in Gatschina halten durfte. Nach der Thronbesteigung
Pauls ward
er im Nov. 1796 Kommandant von
Petersburg
[* 2] und Generalmajor; 1797 zum
Baron und Generalquartiermeister erhoben, gab er durch
seine Härte zu vielfachen Klagen
Anlaß und wurde im März 1798 als Generallieutenant verabschiedet.
Zum Militärgouverneur von
Petersburg 1799 ernannt, zog er sich bald wieder die
Ungnade des
Kaisers zu. Trotz seiner beispiellosen
Feigheit und Grausamkeit wurde Araktschejew
durch
Pauls Nachfolger
Alexander I. 1806 Kriegsminister, 1807
General der
Artillerie, 1810 Mitglied
des Reichsrats und behauptete bis zu dessen
Tode seinen wenig ersprießlichen Einfluß. Als
Alexander den
Gedanken faßte, die gesamte russ.
Armee in Militärkolonien anzusiedeln, ging Araktschejew
mit der gewaltthätigsten Rücksichtslosigkeit
an das Werk, wodurch wiederholt blutige
Aufstände veranlaßt wurden. Da sich
Alexander schon 1818 nur noch mit der auswärtigen
Politik beschäftigte, hatte Araktschejew
die
Leitung aller übrigen Angelegenheiten in der
Hand.
[* 3] Erst
Kaiser
Nikolaus
entließ 1825 den bei den
Soldaten wie beim
Volke verhaßten Araktschejew.
Er zog sich auf sein Gut Grusino am Wolchowflusse zurück,
wo er 3. Mai starb. Sein großes Vermögen vermachte er dem
Kaiser zur Errichtung eines Kadettenkorps in Nowgorod,
das den
Namen des Araktschej
ewschen erhielt. Eine
Lebensbeschreibung
A.s: «Svědenija o
Gen. Araktschejew»
, Bd. 1 (Petersb.
1864), von Ratsch blieb unvollendet. -
Vgl. Kleinschmidt, Rußlands Geschichte und Politik, dargestellt in der Geschichte des russ. hohen Adels (Cass. 1877).