Araguaya,
Araguāy oder Rio Grande, ein 2200 km langer Fluß in Brasilien, der die Grenze zwischen den Staaten Mato-Grosso und Goyaz bildet und bei dem Fort São João unter 6° 5' südl. Br. links in den bis dahin minder mächtigen Tocantins, rechten Nebenfluß des Amazonenstroms, fällt. Der Araguaya entsteht unter 18° 30' südl. Br. auf der Serra Cayapo, einem Teile der brasil. Wasserscheidekette (Serra dos Vertentes) mit zwei Quellflüssen, dem Cayaposinho oder Grande und dem Rio Bonito, spaltet sich bei Lagoa Tucupa unter 13° südl. Br. in zwei (280 und 370 m breite) Arme, Braço menor und Braço maior genannt, die die 340 km lange und bis 130 km breite, vollkommen ebene und unbewohnte Insel Bananal oder Sta. Ana umfließen.
Nach der Wiedervereinigung seiner Arme bietet der Fluß einen großartigen, dicht umwaldeten Wasserspiegel von 660 m Breite dar. Er umfaßt sodann noch mehrere lang gestreckte Inseln und wird immer breiter, bildet aber auf der weiten Strecke bis zur Mündung, wo er bei der Vereinigung mit dem Tocantins 1750 m breit ist, eine Menge durch Diorit- und Phonolithfelsen veranlaßte, zum Teil sehr bedeutende und gefährliche Stromschnellen und Fälle, z. B. unter 6° 20' südl. Br. die 9 km lange Caxoeira-Grande. Die schiffbare Länge des Araguaya beträgt 1200 km. Seit 1860 hat man auf dem Flusse zwischen Presidio Sta. Maria und Leopoldina zunächst mit einem kleinen Dampfer regelmäßige Fahrten eröffnet, die bis zu den Stromschnellen des Tocantins bei Itaboca abwärts gehen. Der Araguaya ist für kontinentale Verkehrswege sehr wichtig, da sein Oberlauf von dem Gebiete des Parana nur durch eine sehr flache Wasserscheide getrennt ist.
Seit 1887 bemühen sich die Para Trading Company und die Goyaz Mining Company mit einem Kapital von 7 Mill. Doll. die Gold- und Edelsteinlager an den Quellflüssen des und die Waldgebiete am untern Tocantins auszubeuten, zugleich auch den Handel mit Goyaz in die Hand zu nehmen. Dafür soll die erstere Gesellschaft den Itaboca-Fall am Tocantins mit einer Eisenbahn umgehen. Eine Stromregelung des Araguaya würde sich wegen der großen Kosten nicht eignen, eine Eisenbahn zur Umgehung der Stromschnellen den Fluß dagegen zum Transport des Viehes von Goyaz nach Para geeignet machen; allein die Ufer des Araguaya sind fast menschenleer und schon ist die Eisenbahn von São Paolo bis nach Uberaba am obern Parana vorgeschritten, so daß Goyaz ebensogut seine Produkte nach der Küste bei Rio ausführen könnte. -
Vgl. Ehrenreich in «Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin», 1889, XVI, mit verbesserter Karte des Stroms.